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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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im
Austausch für Geschichten, und davon besaß Christian mehr als genug.
    Er hatte
die Taverne kaum betreten, als ein alter Freund sich näherte – Robert, der
früher Christians Diener und Vertrauter gewesen war.
    Roberts
größte Stärke außer seiner Tapferkeit lag in seinem
zuverlässigen und anständigen Charakter, wenn auch nicht in einem ansprechenden
Gesicht. Es gab mehrere neue Lücken zwischen seinen Zähnen, als er lächelnd
vor Christians Tisch trat. »Es geht Euch also wieder gut«, sagte er froh.
    Christian
bedeutete Robert, sich zu ihm zu setzen. Er erinnerte sich jetzt, denn der
blutrote Dunst, der seinen Verstand zum Teil benebelt hatte, verblaßte
plötzlich, und Christian wußte nun, daß dies der Mann war, der ihn gerettet
hatte, nachdem Queech und seine Männer ihn blutend, mit gebrochenen Knochen und
ohnmächtig in einer Londoner Gasse hatten liegenlassen.
    »Du«, sagte
er.
    Robert
nickte und wirkte sehr besorgt, als er sich Christian gegenüber auf die Bank
setzte und mit einer Handbewegung Bier bestellte. Ganz im Gegensatz zu seinem
früheren Herrn besaß er Geld zum Ausgeben.
    »Es hat
mich sehr bekümmert, mit ansehen zu müssen, wie sie Euch zusammenschlugen«,
sagte Robert leise. »Aber wenn ich etwas gesagt hätte, hätten sie uns beide
umgebracht. Deshalb ließ ich sie gewähren und kehrte zurück, um Euch zu holen,
nachdem sie von Euch abgelassen hatten.«
    Die ganze
Kälte, Qual und Angst jener Nacht lebten noch einmal in Christians Seele auf.
»Du hast getan, was du konntest. Ich bin dir dankbar, Robert.«
    Der
einstige Diener senkte für einen Moment den Kopf. Wie die meisten Männer seines
Standes war er kein Lob gewöhnt. »Ich konnte Euch nicht sterben lassen, Herr.
Ihr wart immer gut zu mir. Ich habe Euch nach St Bede's gebracht, weil ich
wußte, daß es ein guter Platz war mit Eurer Dame dort.«
    Christian
streckte die Hand über den Tisch, um Robert freundschaftlich auf die Schulter
zu klopfen. »Sag mir, warum Queech mich töten wollte. James konnte ihn damals
nicht geschickt haben – zu diesem Zeitpunkt war mein Bruder bereits tot.«
    Das Bier
wurde gebracht; als Robert merkte, daß sein Begleiter keinen Becher hatte,
bestellte er ein zweites. »Er befürchtete, du könntest fliehen oder auf
irgendeine andere Weise freikommen und ihm die Kehle durchschneiden.«
    »Das könnte
ich immer noch.«
    Robert
schüttelte den Kopf »Queech ist längst über alle Berge. Er hat das Wenige, was
Lord James geblieben war, als die Pest nach Wellingsley kam, gestohlen und ist
geflohen.«
    »Aber es
waren James und Bradgate, die mich in die Sklaverei verkauften, nicht? Mit
Unterstützung einer gewissen schönen Dame.«
    Robert
verzog grimmig das Gesicht. »Einer Dame? Sir? Und ich weiß auch nicht,
ob ich Lady Eleanora als > schön < bezeichnet hätte, wenn man bedenkt, was
für ein schlechter Mensch sie war ...«
    »Ich meinte
die Demoiselle«, sagte Christian. »Melissande.«
    »Eure
eigene Dame, Herr?« Robert wurde leichenblaß vor Schreck. »Wie könnt Ihr
glauben, sie hätte etwas so Abscheuliches und Grausames getan! Sie hat sich
fast zu Tode gegrämt, als sie erfuhr, daß Euer Schiff gesunken war, bevor es
die Küste Irlands erreichen konnte.«
    Christians
Bier kam, und er nahm einen tiefen Zug daraus, während er den Blick auf das
Feuer im Kamin richtete und schwieg. Robert saß ihm gegenüber, sagte nichts und
wartete geduldig ab.
    Nach einer
Weile begann Christian zu sprechen, langsam und nachdenklich, und begann
Robert seine Pläne darzulegen.
    Es war
schon später Abend, als Christian aufbrach, nachdem er seinem Freund eine gute
Nacht gewünscht und sich für den Morgen mit ihm verabredet hatte, um in das
dunkle Haus zurückzukehren, wo Melissande schon schlief. Es hatte viele
Mißverständnisse zwischen ihnen gegeben, und er war noch immer nicht ganz
überzeugt, daß sie unschuldig an seiner Versklavung war, aber er konnte sich
nicht dazu überwinden, sie unbeschützt im Haus allein
zu lassen. Denn Christian Lithwell, Erbe eines größtenteils wertlosen Titels
und eines über halb England verstreuten, vernachlässigten Besitzes, wußte
leider nur zu gut, was für ein gefährlicher Ort die Welt war.

13. Kapitel
    Am
Morgen nach ihrer
Ankunft in Taftshead, als sie die Papiere durchsah, die in einem Geheimfach im
Sekretär ihres Vaters verborgen gewesen waren, fand Melissande die Gedichte.
Offenbar hatte John Bradgate die Wahrheit gesagt, als er vor langer Zeit
behauptete, daß

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