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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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die Aufsicht über die Arbeiten in
    der Burg
und machten sich mit ihren Pferden auf die Reise, zuerst nach Taftshead, dann
nach London, wo sie feststellten, daß die Geschäfte der Bradgate Company unter
der Leitung von Mr. Renfords Bürovorsteher auf die gleiche Weise weitergeführt
wurden wie bisher. Es war, als wäre Melissande nie dagewesen, als ob sie nie
verkündet hätte, daß sie von jetzt an nicht nur Eigentümerin, sondern auch die Leiterin der Firma war.
    Sie
verlangte, die Geschäftsbücher zu sehen, und verbrachte den ganzen Morgen mit
ihrem Studium, während Christian andere Dinge überprüfte.
    Melissande
fand schon bald heraus, daß eins der Schiffe, die Eleanora, noch auf See
war, auf dem Weg nach Flandern, die anderen drei jedoch im Themsehafen ankerten,
wo sie mit frischer Fracht für Spanien, Italien und Griechenland beladen
wurden. Die Gewinne aus diesen Reisen, selbst wenn man die fortwährende
Bedrohung durch Piratenüberfälle oder Schiffbruch in Betracht zog, mußten enorm
sein und würden sich in den Rechnungsbüchern des Himmels in blutigen Zahlen
niederschlagen.
    Krachend
ließ Melissande das letzte Buch zufallen und stürmte in den großen Saal, wo die
Buchhalter mit gebeugten Schultern über ihren Pulten hockten, und ihre Federn
kratzend über das Pergament fuhren. Christian, der inzwischen seine Runden
beendet hatte, lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt und den
Blick zu Boden gerichtet.
    Melissandes
Herz schwoll an vor Stolz und Liebe, als sie ihn erblickte. »Meine Herren«,
sagte sie mit lauter, klarer Stimme und sprach damit alle an, die im Raum versammelt
waren.
    Die
Buchhalter legten ihre Federn nieder und schauten fragend auf. Ihre blassen
Gesichter verrieten weder Bereitwilligkeit noch Ärger, höchstens Neugier. Melissande
wußte, daß sie keine Macht besaßen und deshalb auch keine Schuld an den Sünden
ihrer Vorgesetzten trugen.
    »Mr.
Renford ist nicht länger Geschäftsführer der Firma«, wiederholte sie noch
einmal klar und deutlich. »Sie ist mein Eigentum – und Lord Lithwells. Wer
will, kann in unserem Dienst verweilen, während alle, die dem Verwalter meines
verstorbenen Vaters treu ergeben sind, hiermit entlassen sind.«
    Ein
spannungsgeladenes Schweigen folgte, doch niemand rührte sich. Melissande war
nicht überrascht; ganz gleich, was diese Männer davon halten mochten, daß jetzt
eine Frau an der Spitze ihrer Firma stand, sie alle hatten Familien zu
ernähren. Einige von ihnen blickten in Christians Richtung, als erwarteten sie
eine Bestätigung von ihm. Er nahm keine Notiz davon, obwohl er selbstverständlich
auf jedes Wort und jede Nuance lauschte.
    Irgendwann
wandten die Angestellten sich schweigend wieder ihren Büchern zu, und
Melissande lächelte im stillen, als sie ihre Röcke raffte und den Raum verließ.
    Der Hafen war
kein einladender Ort, und als Melissande dort eintraf, begleitet von einem
wachsamen, stillen Christian, war die Nacht bereits hereingebrochen. Fackeln
brannten an den Kais, und betrunkene Männer lachten rauh.
    Christian
hatte nicht gewollt, daß Melissande ihn bei diesem Vorhaben begleitete, aber
sie hatte darauf bestanden, und zum guten Schluß, in der sicheren Gewißheit,
daß nichts sie davon abzuhalten vermochte, es sei denn, er fesselte sie und
schloß sie in einen Schrank ein, hatte er nachgegeben und sie mitgenommen.
Unter einem Umhang mit Kapuze, die sein Gesicht verbarg, trug er das Schwert
seines Vaters und einen Dolch am Gürtel.
    Auch
Melissande war bewaffnet, auf Christians Drängen hin, obwohl sie sich fragte,
ob sie wirklich in der Lage wäre, die dünne Klinge ihres Messers in lebendes
Fleisch zu treiben.
    »Laß mich
mit dem Aufseher reden«, sagte Christian, als sie kühn das erste Schiff
betraten, die Serena.
    »Halt!«
rief ein Wächter.
    Melissande
zeigte ihm ein Pergament. »Ich bin die Eigentümerin dieses Schiffs und möchte
den Kapitän sprechen«, sagte sie.
    Der Kapitän
wurde geholt. Nachdem er das Dokument gelesen hatte, starrte der grauhaarige
Mann Melissande aus wäßrigen alten Augen an und murmelte einen Fluch. »Dann
seid Ihr also Bradgates Tochter«, sagte er. »Ich dachte, Ihr wärt ins Kloster
gegangen.«
    Melissande
lächelte. »Ich bin zurückgekommen«, antwortete sie.
    Bei diesen
Worten zog Christian sein Schwert, und der Seemann wich stolpernd einen Schritt
zurück. »Was hat das zu bedeuten?« rief er. »Ihr habt Piraten auf Euer eigenes
Schiff gebracht?«
    »Das

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