Linda Lael Miller
Ellbogen auf den Tisch und die
Stirn in ihre Hände. »Nun ja«, murmelte sie bedrückt, »dann muß ich mich damals
wohl geirrt haben.«
Rebecca
schickte Annabelle und Susan an diesem Abend früh ins Bett – sie hoffte, daß
Mr. Kiley nicht so hartherzig wäre,
schlafende Kinder in den Schnee hinauszuschicken – und ging
dann selbst hinauf, um ihren Morgenrock und ihre Pantoffeln zu holen. Lucas
hatte bereits gesagt, daß er nicht
beabsichtigte, die Nacht in der Scheune zu verbringen, was
bedeutete, daß er sein Zimmer wollte. Rebecca hatte vor, sich auf dem Sofa im
Wohnzimmer auszustrecken.
Der Himmel wußte, daß sie keine Sekunde Ruhe finden würde, und so würde sie die
Zeit nutzen, um über eine mögliche Lösung für ihre Probleme nachzudenken.
Sie wollte
sich gerade von der hohen Kommode abwenden, als die Tür aufging und Lucas
leise eintrat.
Rebeccas
Herz schlug so heftig, daß sie glaubte, Lucas müßte es hören.
Lucas
bedachte sie mit einem müden, schiefen Lächeln und schob die Daumen unter seine
Hosenträger. »Ich glaube, es
wird mir gefallen, eine Frau zu haben«, sagte er, während sein Blick über sie
glitt, als besäße er nicht nur das Recht, sie zu betrachten, sondern auch, sie
zu berühren. »Ich bin lange genug allein gewesen.«
Eine
Hitzewelle durchzuckte Rebeccas Körper, und eine süße Schwäche erfaßte sie. Sie
fragte sich sogar, wie es sein
mochte, von diesem vorlauten Mund geküßt zu werden, und das beunruhigte
sie noch erheblich mehr als alles andere.
Resolut
wandte sie sich ab und ging mit hocherhobenem Kinn zur Tür, aber als sie an
Lucas vorbeiwollte, verstellte er ihr den Weg.
»Geh ins
Bett, Mrs. Kiley«, sagte er, streckte die Hand aus und schloß sie um ihren Arm.
»Ich
schreie!« wisperte sie und zappelte, um freizukommen – obwohl sie sich
eigentlich gar nicht befreien wollte. Aber er hielt sie unerbittlich fest.
»Wer würde
dir zu Hilfe eilen?« gab er nüchtern zu bedenken, und seine Augen funkelten von
einem Mutwillen, der ihr Herz noch schneller schlagen ließ. »Diese beiden
kleinen Mädchen auf der anderen Seite des Korridors?«
Rebecca
begann ärgerlich zu werden, und sie hatte Angst, aber da war ein sogar noch
schlimmeres Gefühl, mit dem sie zu kämpfen hatte: Sie fühlte sich zu diesem
Mann genauso stark wie früher hingezogen, als sie in derselben Pension gewohnt
hatten, und die Vorstellung, sein Bett zu teilen, löste ein jähes Verlangen in
ihr aus, trotz ihrer Unschuld.
Aber ihr
Stolz verbot ihr, dem Gefühl nachzugeben. »Sie würden es nicht wagen, eine
anständige Frau zu ... zu zwingen!« zischte sie.
Er beugte
sich zu ihr vor, bis seine Nasenspitze nur noch Millimeter von ihrer entfernt
war. »Ich würde keine Frau zu etwas zwingen, keine anständige und keine
andere. Aber ich habe Jahre geschuftet, um diese Farm zu kaufen, Lady, und der
Gedanke daran war das einzige, was mich nach dem Unfall am Leben erhalten hat,
als ich im Lagerraum einer zweitklassigen Hafenschenke lag. Und die ganze Zeit
sind Sie hier gewesen, haben vom Ertrag meines Lands gelebt und meinen
Namen getragen, als ob Sie einen Anspruch darauf hätten. Ich glaube, Mrs.
Kiley, daß Sie, falls ich die Wärme und Sanftheit einer Frau neben mir spüren
will – und der Himmel weiß, daß ich es will –, mir diesen Gefallen
schuldig sind.«
Rebecca
öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
Lucas
versetzte ihr einen kleinen Stoß in Richtung Bett, und zu ihrem eigenen
Erstaunen wehrte sie sich nicht. Er blies die einzige Lampe aus, was den Raum
in absolute Dunkelheit versetzte, und das Herz rutschte ihr in die Kehle, als
sie hörte, wie er sich auszog.
»Versprechen
Sie mir, die Lage nicht auszunutzen?« fragte sie mit zitternder Stimme und
unfähig, zu glauben, daß sie gezwungen würde, sich etwas Derartiges gefallen zu
lassen.
»Ja«,
antwortete er, und die Bettfedern quietschten, als er sich auf der Matratze
ausstreckte. »Ich hoffe doch, daß ich das gleiche auch von Ihnen erwarten
kann?« wollte er dann wissen und grinste in der Dunkelheit.
3. Kapitel
Das
Nachthemd bis zum
Hals zugeknöpft, lag Rebecca steif auf ihrer Bettseite, so dicht an der Kante,
daß sie bei jeder abrupten Bewegung abgerutscht und auf den Boden gestürzt
wäre. Sie war sich der Hitze, des Dufts und der Nähe von Lucas' nacktem Körper
nur allzusehr bewußt; sein Gewicht drückte die Matratze herab.
»Ich
dachte, Sie wären tot«, sagte Rebecca.
»Das ist
offensichtlich«, erwiderte Lucas
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