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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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in die Küche, und ein leises
Unbehagen schwelte zwischen ihm und Rebecca. Nach dem Essen brach er hastig
auf, nachdem er mit Lucas das Entgelt für die Übernachtung geregelt hatte.
Lucas begab sich danach in seine Werkstatt in der Scheune, und die Kinder, ihre
Schulbücher und Tafeln unter dem Arm, stapften munter durch den tiefen Schnee
zur Schule.
    Rebecca
hatte das rote Samtkleid fertig, es fehlten nur noch die letzten Änderungen und
der Saum. Mittags kam Ginny Dylan zur letzten Anprobe. Sie war ein bezaubernd
schönes junges Mädchen, mit dunklem Haar und grünen Augen, und in diesem
wundervollen roten Kleid bot sie einen geradezu überwältigenden Anblick.
    Als Rebecca
gegen Mittag die letzten Nadeln in den Rocksaum steckte, öffnete sich die
Hintertür, und Lucas kam in die Küche, zusammen mit einem eiskalten Windstoß,
der sowohl Rebecca wie auch Ginny fröstelnd zusammenfahren ließ. Und plötzlich
wurde Rebecca von einer
absurden Furcht erfaßt, daß Lucas die schöne Ginny ansehen und alles vergessen
würde, was in der Nacht zwischen ihnen vorgefallen war.
    Er begrüßte
die Besucherin mit einem höflichen Nicken, hängte Hut und Mantel auf und ging
zum Herd, um sich Kaffee
einzuschenken, den er dann ins Wohnzimmer mitnahm. Rebecca war beschämt über
das Ausmaß ihrer Erleichterung; es kam ihr fast so vor, als ob Lucas Cornucopias
berühmteste Schönheit gar nicht bemerkt hätte.
    Ginny, die
es gewöhnt war, Männer aller Altersgruppen zu bezaubern, schmollte ein wenig,
als sie an ihrem Tee nippte und darauf wartete, daß Rebecca den Saum des Samtkleids
fertigstellte. Als die Aufgabe erledigt war und Ginny ihre Zufriedenheit
geäußert hatte, bezahlte sie Rebecca den vereinbarten Betrag und verabschiedete
sich, um in ihrem kleinen, eleganten Einspänner in die Stadt zurückzukehren.
    Rebecca hätte
dem herrlichen Kleid vielleicht eine Stunde oder zwei nachgetrauert, wenn ihre
Gedanken nicht mit der verflixten Fotografie beschäftigt gewesen wäre, die Mr.
Pontious ihr am Abend zuvor gezeigt hatte. Nachdenklich starrte sie auf das
Geld, das Ginny ihr gegeben hatte – sie hatte eigentlich vorgehabt, es ihren
mageren Ersparnissen hinzuzufügen – doch nun begann sie zu begreifen, daß es
ratsamer wäre, es für eine Fahrkarte für die Postkutsche nach Spokane zu
opfern. Ihre einzige Chance, Frieden und wahres Glück zu finden, lag darin,
Duke Jones zu finden und ihn zu überreden, die Fotoplatten, die ihr Bild
enthielten, zu vernichten. Es würde ihr nicht gelingen, sämtliche Abzüge
aufzutreiben, die er von den Platten gemacht hatte, und sie konnte nur hoffen,
daß es nicht viele waren, aber wenn die Platten erst einmal zerstört waren,
war die Chance, daß Bilder von ihr in Cornucopia auftauchten, sehr viel
geringer.
    Das Herz
stieg ihr in die Kehle, als sie sich umwandte und Lucas mit verschränkten Armen
an der Wohnzimmertür lehnen sah. Sein Gesichtsausdruck war fragend, ein bißchenbesorgt
sogar, und seine Worte verblüfften sie zutiefst.
    »Du
solltest selber rote Samtkleider tragen, anstatt sie für andere Frauen zu
nähen.«
    Rebecca
empfand Lucas' Güte als schier unerträglich angesichts der Tatsache, daß sie
ein Geheimnis vor ihm verborgen hielt. Es gelang ihr jedoch, ein schwaches
Lächeln aufzusetzen, als sie das Geld für das Kleid rasch in ihre
Schürzentasche steckte und sich abwandte, um mit der Zubereitung des
Mittagessens zu beginnen. »Ich würde dumm aussehen in einem solchen Kleid«,
sagte sie. »Dumm und wichtigtuerisch.«
    Lucas
brachte sie aus der Fassung, indem er hinter sie trat, beide Hände sanft auf
ihre Schultern legte und sie zu sich herumdrehte. »Nein«, sagte er fast
schroff. »Du mußt dich unzählige Male in einem Spiegel gesehen haben, Becky.
Wie konnte dir da entgehen, was für eine schöne Frau du bist?«
    Eine süße
Schwäche erfüllte Rebecca; sie versuchte, sich von Lucas zu entfernen, aber er
hielt sie fest. »Bitte, Lucas ...« murmelte sie. Sie wußte, was er ihr sagen
würde, und sehnte sich aus ganzem Herzen danach, es zu hören, aber gleichzeitig
fürchtete sie sich auch davor.
    »Es wird
Zeit, daß wir die Dinge zwischen uns richtigstellen«, beharrte er. »Wir
sollten heiraten. Wirklich und wahrhaftig heiraten.«
    Tränen
stiegen in Rebeccas Augen, aber sie blinzelte sie zurück. Lucas hatte ihr keine
romantische, poetische Liebeserklärung gemacht, und doch wußte sie, daß er sie
auf seine Weise gern hatte. Wenn er nicht wenigstens ein bißchen

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