Linda Lael Miller
und
errötete, als Jeffrey eine Augenbraue hochzog und vielsagend lächelte. »Na
schön, ich weiß es. Aber ich möchte es vergessen. Ich ... ich liebe
meinen Mann.«
Jeffreys
Belustigung wich Ärger. Er richtete sein seidenes
Halstuch und erhob sich, um empört auf Katherine herabzusehen. »Du hast
mir ein Versprechen gegeben. Du hast geschworen, mit mir nach San Francisco zu
fahren, nur wir beide, ganz allein, sobald du deine Kraft zurückgewonnen
hast.«
Katherine
runzelte die Stirn. »Nur wir beide? Ich kann dir doch unmöglich versprochen
haben, mein kleines Kind zurückzulassen ...«
Eine dunkle
Röte stieg von Jeffreys Nacken auf. »Wir waren uns einig, daß das Kind hier
besser aufgehoben ist, bei Dr. Winslow und seiner Schwester. Katherine, was ist
los mit dir? Du bist nicht mehr die Frau, die ich gekannt habe!«
Verwirrt
ließ sie sich auf die breite Marmorbank zurücksinken. Es gefiel ihr, diesen
reifen, weiblichen Körper zu besitzen, und sie liebte Christopher und ... ja,
möge der Himmel ihr beistehen, sie liebte auch Gavin ..., aber je mehr sie über
die echte Mrs. Winslow herausfand, desto mehr Verachtung begann sie für jene
andere Katherine zu empfinden. Denn diese Frau hatte nicht nur ihren Mann
betrogen, sondern allen Ernstes vorgehabt, ihr eigenes Kind im Stich zu lassen!
Katherines
Zuversicht verblaßte, eine tiefe Niedergeschlagenheit erfaßte sie. Vor einer
Stunde hatte sie noch gewagt zu glauben, daß es möglich wäre, Gavins Verzeihung
zu erlangen und vielleicht sogar seine Liebe. Doch nun erschien ihr die ganze
Situation noch viel hoffnungsloser als jemals zuvor.
»Ich will
dich nie wiedersehen, Jeffrey«, sagte sie leise, aber entschieden. »Niemals.«
Jeffrey
starrte sie einen langen Moment nur böse an, dann wandte er sich ab und stürmte
aus dem Garten. Das Eisentor fiel krachend hinter ihm ins Schloß.
Das nächste
Geräusch, das Katherine hörte, war ein langsamer, höhnischer Applaus.
Als sie
sich umwandte, entdeckte sie Gavin auf dem Kiesweg, der zu den Terrassentüren
führte. Er sah hinreißend attraktiv wie immer aus in seinen braunen Reithosen, dem
Leinenhemd und dem maßgeschneiderten Tweedjackett.
»Hör auf
damit«, fuhr sie ihn an. »Ich ertrage deinen verdammten Spott nicht mehr.«
»Eine
exzellente Vorstellung – die junge Mutter, die ihrem Liebhaber den Abschied
gibt. Du hättest Schauspielerin werden sollen.«
Wütend
stampfte Katherine mit dem Fuß auf. »Hör endlich auf, dich wie ein Blödmann
aufzuführen und glaub mir, was ich sage, ja? Es war ernst gemeint, was ich zu
Jeffrey sagte – Mr. Beecham, meine ich. Ich will ihn nicht mehr wiedersehen,
nie mehr!«
»Was ist
ein Blödmann?« fragte Gavin mit argwöhnischer Neugier.
Katherine
lachte, aber es klang bitter und verzweifelt. »Jemand, der so dumm und
starrsinnig wie ein Esel ist«, erwiderte sie.
Einen
langen Moment starrte Gavin sie nur an, und nichts in seinem Ausdruck ließ
darauf schließen, was er dachte. In seinen schiefergrauen Augen lag etwas, was
man vielleicht als Zärtlichkeit hätte deuten können, aber sie spiegelten auch
Zorn und Mißtrauen wider. »Ich glaube, du gehst jetzt besser wieder hinein«,
bestimmte er schließlich.
Sie
unternahm keinen Versuch, Einwände zu erheben, denn dazu war sie plötzlich viel
zu müde; die Ereignisse des Morgens waren ein bißchen zuviel für sie gewesen.
Sie begann in Richtung Haus zu gehen, mit abgewandtem Blick, und als sie an
Gavin vorbeikam, ergriff er ihren Arm und hielt sie auf.
»Einen
zweiten Fehler werde ich dir nicht verzeihen, Katherine«, sagte er.
Sie
weigerte sich, ihn anzusehen. »Du hast den ersten auch noch nicht verziehen«,
hielt sie ihm vor.
In ihrem
Zimmer erwarteten sie ein frisches Nachthemd und ein Morgenrock, und eins der
Dienstmädchen hatte saubere Laken aufgezogen.
Katherine
zog sich um und setzte sich dann in den Schaukelstuhl, um Christopher zu
stillen, der von Tag zu Tag mehr Appetit zu entwickeln schien. Als er kurz
darauf wieder eingeschlafen war, schlüpfte Katherine zwischen die kühlen Laken,
streckte sich auf dem glatten Leinen aus und schloß die Augen, um ebenfalls zu
schlafen.
Als sie
einige Stunden später erwachte, dämmerte draußen schon der Abend, und auf dem
Nachttisch wartete ein Tablett mit ihrem Abendessen. Maria saß im
Schaukelstuhl am Feuer und stillte den kleinen Christopher.
Seufzend
richtete Katherine sich auf und nahm das Tablett auf ihren Schoß. »Ist dein
Baby ein Junge oder ein
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