Linda Lael Miller
hättest mir sagen können, daß du es dir anders
überlegt hast, Bonnie.«
Sie senkte
beschämt den Kopf, weil sie nicht wußte, was sie zu ihrer Verteidigung
vorbringen konnte. Sie hatte es sich schon längst > anders überlegt < ,
bevor Eli sie zu dieser Heirat zwang, und es immer wieder aufgeschoben, Webb
die Wahrheit zu sagen. »Es tut mir sehr leid, Webb ...«
»Wozu? Ich
hätte auf die Leute hören sollen, die mir sagten, daß du Eli McKutchens Bett
wärmtest. Ich hätte darauf vorbereitet sein sollen.« Webb humpelte zur Tür und
zwang Bonnie, ihm aus dem Weg zu gehen.
Sie starrte
ihn nur an, entsetzt und zornig, obwohl Webbs Einwand in gewisser Weise sogar
berechtigt war. »Sein Bett wärmen ...«
»Susan!«
brüllte Webb, entschlossen. Bonnie zu ignorieren.
Susan kam
aus Katies Zimmer, ihr Baby auf dem Arm und einen Strohhut auf dem Kopf. Eine
intensive Röte überzog ihre Wangen. Sie vermied es, Bonnie anzusehen, als sie
sagte: »Mr. Hutcheson hat mich gebeten, ihm den Haushalt zu führen. Auf diese
Weise hätten Samuel und ich ein richtiges Zuhause.«
Bonnies
Worte richteten sich an Webb, der ihr seinen breiten Rücken zuwandte. »Ich
hoffe, daß ihr glücklich werdet«, sagte sie aufrichtig und schaute Susan
lächelnd an. »Webb hat ein wunderschönes Haus. Es instand zu halten, wird Ihnen
ein wahres Vergnügen sein, Susan. Aber er besitzt auch eine Menge Talent als
Journalist, und ich hoffe, Sie sorgen dafür, daß er sein Lebenswerk nicht
aufgibt.«
Ein kurzes
Schweigen entstand, in dessen Verlauf Bonnie von Susan zu Webb schaute. Aber
keiner von beiden sah sie an.
»Sobald ich
ohne diese verflixten Krücken laufen kann«, sagte Webb schließlich schroff und
abweisend »wird es auch wieder eine Zeitung geben.«
Dann ließ
er sich von Susan stützen und die Treppe hinunterhelfen, während Bonnie das
Baby übernahm. Vor der Tür wartete eine Kutsche. Einer der Söhne des Fährmanns
saß auf dem Bock und tippte bei Bonnies Anblick grinsend an den zerbeulten
Hut. »Morgen, Madam«, rief er.
Bonnie
übergab den kleinen Samuel seiner Mutter und fragte sich, was Rob Fenwick zu
diesem frechen Grinsen veranlassen mochte. Aber dann dachte sie, daß er
vielleicht nur flirtete. Keiner von Hems Söhnen war berühmt für seine
Intelligenz. »Hat Ihr Vater die Fähre wieder in Betrieb genommen?« fragte sie.
»Ja,
Madam«, war die Antwort, auch diesmal von einem unverschämten Grinsen
begleitet. »Ich hörte, daß Sie und Ihr Mann sich wieder zusammengetan haben.«
Bonnie
schluckte und schloß für einen Moment die Augen, während sie wünschte, die Erde
möge sich vor ihr auftun und sie verschlucken. »Woher wissen Sie das?«
entgegnete sie dann mit einem erzwungenen Lächeln.
Der junge
Fenwick stieg vom Bock, um Webb in die Kutsche zu helfen. »Mr. McKutchen hat es
uns heute morgen beim Frühstück erzählt. Ist es nicht ein bißchen eigenartig,
daß er seine Hochzeitsnacht bei Earline verbracht hat?«
Webb
bedachte Bonnie mit einem fragenden, verblüfften Blick, und wieder wäre sie am
liebsten im Erdboden versunken. Wie typisch für Fenwicks Sohn, ihre
persönlichen Probleme vor aller Welt herauszuposaunen! Nun würde es nicht lange
dauern, bis die Geschichte in der ganzen Stadt herumerzählt wurde...
Bonnie
stöhnte innerlich, obwohl sie sich zu einem Lächeln zwang, als Webb mühsam
wieder aus dem Wagen stieg und die wenigen Schritte zum Eingang des Ladens
zurückhumpelte.
»Was zum
Teufel geht hier vor?« fuhr er Bonnie an. »Du hast McKutchen doch gestern abend
wieder geheiratet, oder?«
Da Bonnie
ihrer Stimme nicht traute, nickte sie nur.
»Und er hat
dich allein gelassen?«
Wieder
nickte Bonnie, und diesmal kamen ihr die Tränen.
Webb sah
aus, als würde er jeden Augenblick aus gerechtem Zorn explodieren, sein Gesicht
war puterrot. »Von allen... Eigentlich sollte ich jetzt diesen Kerl aufsuchen
und ihm das Genick brechen!«
Bonnie
versuchte, der Situation einen gewissen Humor abzugewinnen. »Ich glaube, das
wäre ein recht ungleicher Kampf – du auf Krücken und geschwächt von der langen
Zeit im Bett!«
Ohne Susan,
Hems Sohn oder die Passanten auf der Straße zu beachten, räusperte sich Webb
und sagte: »Bonnie, falls du noch immer eine Chance für uns siehst ...«
Nie hätte
sie für möglich gehalten, daß es so weh tun konnte, geliebt zu werden und diese
Liebe nicht zu erwidern. Ihre Kehle wurde eng, sie schüttelte den Kopf,
verschwand im Laden und schloß die Tür.
Dort
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