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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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weigerst du dich,
in irgendeiner Form mit ihm zusammenzuarbeiten!«
    »Als ich es
sagte, habe ich Eli vielleicht noch geliebt, aber jetzt hasse ich ihn! Er hat
mich in eine unmögliche Lage gebracht – entweder lebe ich als seine Frau mit
ihm, oder ich verliere meine Tochter. Wie du siehst, hat er mir die Wahl gelassen.
Großartig, nicht wahr?«
    Genoa
erblaßte. »Wirst du auf seine Bedingungen eingehen, Bonnie?« fragte sie leise.
»Oder wirst du fliehen?«
    »Falls ich Fluchtgedanken hegen sollte –
und ich kenne keinen Ort, an dem ich mich Elis Zugriff entziehen könnte –,
würde ich mich dir bestimmt nicht anvertrauen, Genoa. Nein, ich werde Eli
heiraten und dann dafür sorgen, daß er wünschen wird, nie geboren zu sein!«
    Genoa, die
aussah, als wäre sie geohrfeigt worden, stand wortlos auf und ging zur Tür.
Dort blieb sie noch einmal stehen, ihre schmalen Schultern sehr gerade, die
Hand schon auf dem Türknauf. »Ich habe Marthas Jungen geschickt, um den
Priester zu holen. Ich könnte die Kutsche vorfahren lassen, falls du nach Hause
möchtest, um etwas Passenderes anzuziehen.«
    Bonnie
schaute an ihrem schlichten Baumwollkleid herunter. »Unter den gegebenen
Umständen kann ich mir nichts Passenderes vorstellen«, antwortete sie kalt.
    Genoa
zuckte wie von einem Schlag getroffen zusammen und ging hinaus.
    Zwanzig
Minuten später wurden Bonnie und Eli McKutchen im großen Salon zum zweiten Mal
getraut, auch diesmal wieder von Reverend Beam, der schon die erste Trauung
vorgenommen hatte. Als Trauzeugen dienten Genoa, Lizbeth und Susan Farley –
Seth war standhaft geblieben in seinem Entschluß, nichts mit dieser > Erpressung < zu tun haben zu wollen.
    Als der
Moment kam, in dem das junge Paar sich küssen durfte, wandte Bonnie sich mit
einem ergebenen Seufzen Eli zu. Sie hatte beschlossen, ihm diesen einzigen Kuß
zu gestatten, aber nur der Form halber und um kein unnötiges Aufsehen zu
erregen.
    Eli machte
jedoch keine Anstalten, sein Privileg wahrzunehmen. Statt dessen wandte er
sich ab und unterschrieb die Heiratsurkunde. Gekränkt und zutiefst beschämt
beugte auch Bonnie sich über den Tisch, um zu unterschreiben.
    Lizbeth
schaute verwundert zu, während Genoa ganz offensichtlich vorgezogen hätte,
irgendwo anders als in diesem Raum zu sein. Reverend Beam verabschiedete sich
rasch, nachdem er sein Honorar erhalten hatte, und auch Eli machte einen
rastlosen, gehetzten Eindruck.
    Von der
ganzen Hochzeitsgesellschaft war Susan Farley eigentlich die einzige, die
wirklich glücklich aussah.
    »So«,
stellte Eli fest, ganz allgemein und zu keinem im besonderen, »ich gehe jetzt
feiern. Man heiratet schließlich nicht jeden Tag.«
    Ungläubig
und fassungslos sah Bonnie zu, wie er seine Manschetten richtete und seinen
Rock zuknöpfte. Auch Genoa und Lizbeth machten verblüffte Gesichter und
schwiegen betroffen, aber Susan sagte rasch: »Es wird heute abend niemand da
sein, um nach Webb zu sehen, außer Katie, aber die ist viel zu jung. Hätten Sie
etwas dagegen, Mr. McKutchen, den kleinen Samuel und mich' bis zum Laden
mitzunehmen?«
    Eli
lächelte, jeder Zoll ein Gentleman. »Ich spanne den Buggy an und erwarte Sie
draußen«, antwortete er gutgelaunt. Niemand, der ihn sah, wäre auf die Idee
gekommen, daß er gerade geheiratet hatte, und Bonnie wußte nicht, ob sie
erleichtert oder wütend sein sollte. Würdevoll und kocherhobenen Kopfes
verließ sie den Salon und ging hinauf in den ersten Stock.
    Nach kurzer
Überlegung traf sie die heldenhafte Entscheidung, in Elis Schlafzimmer zu
übernachten, kam sich jedoch wie eine Märtyrerin dabei vor. Sie schaute nach
Rose, legte dann ihre Kleider ab und ging ins Badezimmer. Fürsorglich wie
immer, hatte Genoa eine Zahnbürste und Zahnpulver bereitgelegt. Bonnie nahm
sich viel Zeit für ihre abendliche Toilette, aber das Unvermeidliche ließ sich
nicht ewig hinausschieben, und so blieb ihr schließlich nichts anderes übrig,
als ins Schlafzimmer zurückzukehren.
    Der Raum
war natürlich leer. Seufzend schlug Bonnie die Bettdecke zurück und legte sich
in das verlassene Ehebett. Die Hände im Nacken verschränkt, blickte sie zur
Zimmerdecke hoch und wartete.
    Nach einer
Stunde begann die Lampe auf dem Nachttisch zu flackern und Rauch zu entwickeln.
Bonnie richtete sich auf und blies die Flamme aus.
    Als sie
sich wieder hingelegt hatte, kehrte sie in Gedanken ganz unwillkürlich zu jener
anderen Hochzeitsnacht zurück, die sie in diesem Bett verbracht hatte.

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