Linda Lael Miller
linken
Ringfinger.
Genoas so
offensichtliches Glück ließ Bonnies Groll gegen ihre Schwägerin verblassen. Und
irgendwie wußte sie sowieso, daß Genoa nur versucht hatte, den Bruch zwischen
ihr und Eli zu kitten. Einen Verrat hatte sie sicher nicht beabsichtigt. »Wenn
ich nicht wütend genug wäre, um dir den Hals zu brechen, Genoa, könnte ich
mich fast für dich freuen!«
Genoa
lachte, Tränen des Glücks sprangen in ihre Augen. »Ach, freu dich ruhig für
mich, Bonnie. Es wäre wirklich schade, wenn du weiterhin böse auf mich wärst.«
Bonnie
setzte sich neben Genoa und umarmte sie. Natürlich freute sie sich für ihre
Schwägerin, aber sie war auch traurig. »Northridge wird ganz anders sein ohne
dich. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich fertig werden soll, Genoa.«
»Du alberne
Gans«, schalt Genoa gutmütig. »Ich verlasse Northridge nicht für immer. Seth
und ich werden uns ein Haus etwas weiter unten an der Straße bauen. Ich nehme
an, es wird fertig sein, wenn wir von unserer Hochzeitsreise zurückkehren.«
Bonnie
seufzte verträumt. Abgesehen von der langen Zugfahrt nach New York hatten sie
und Eli nach ihrer Heirat keine Hochzeitsreise gemacht. Und da die zweite
Trauung nichts als eine Farce war, bestand auch wenig Aussicht auf romantische
Flitterwochen. »Wohin fahrt ihr?« erkundigte sie sich zerstreut.
Genoa nahm
Bonnies Hand und drückte sie. »Nach Kanada – Seth hat ein wundervolles Hotel
für uns ausfindig gemacht. Ach, Bonnie, kannst du dir das vorstellen – eine
Braut in meinem Alter? Du ahnst gar nicht, wie nervös ich bin!«
Bonnie
starrte auf ihre Hand, die Genoa noch immer hielt, und war den Tränen nahe. Sie
hatte in einem schlichten Baumwollkleid geheiratet und nicht einmal einen Ring
von Eli bekommen. »Ich beneide dich, Genoa«, gestand sie leise. »Und wie ich
dich beneide!«
Genoa
tätschelte ihre Hand. »Auch für dich und Eli wird alles in Ordnung kommen,
Bonnie. Warte nur ab, du wirst schon sehen.«
»Ich
wünschte, ich besäße deinen Optimismus«, entgegnete Bonnie seufzend und war
versucht, Genoa zu erzählen, daß Eli die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen
war. Aber ihr Stolz hielt sie davon ab, obwohl Genoa vermutlich längst Bescheid
wußte.
In diesem
Augenblick kam Seth zurück. Rose Marie huckepack tragend. Bonnie fragte sich,
ob die Callahan auch Kinder haben würden, und lächelte bei dem Gedanken.
»Laß Rose
Marie heute bei uns, Bonnie«, bat Genoa. »Sie macht uns solche Freude.«
Die
bevorstehende Begegnung mit Webb würde sicher nicht erfreulich verlaufen.
Vielleicht ist es besser, dachte Bonnie, Rose nicht diesen Problemen
auszusetzen. Sie küßte ihre Tochter auf die Wange. »Sei brav, Liebes. Mama
bringt dir deine Puppe mit, wenn sie nach Hause kommt.«
Rose nickte
strahlend. »Wiedersehen, Mama«, trällerte sie und winkte.
Bonnie
wandte sich so abrupt ab, daß sie fast in einen Forsythienstrauch gerannt
wäre. Bittere Tränen nahmen ihr die Sicht.
Der Weg zu
ihrem Geschäft war fast zu kurz. Schon wenige Minuten später schloß Bonnie die
Ladentür auf.
Es war ein
tröstlicher Anblick für Bonnie, die vertrauten Waren in den Regalen zu sehen.
Und selbst wenn sie in einer hohlen, leeren Ehe gefangen war, hatte sie immer
noch Rose Marie und ihren Laden.
»Katie?«
rief sie, als sie die Treppe hinaufging.
Keine
Antwort.
»Katie?«
rief Bonnie noch einmal.
Susan kam
mit geröteten Wangen und gesenktem Blick aus Webbs Schlafzimmer. »Katie ist
nicht hier, Mrs. McKutchen. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist fortgegangen.«
»Fort?«
wiederholte Bonnie bestürzt. »Wohin denn?«
Susan
zuckte mit den Schultern und ging zu einem anderen Thema über. »Ist es nicht
wunderbar? Der Arzt war gerade hier und hat Webb – Mr. Hutcheson – ein Paar
Krücken mitgebracht!«
Noch immer
mit der Frage beschäftigt, wo Katie hingegangen sein mochte, ging Bonnie an
Susan vorbei in ihr Schlafzimmer. Webb war tatsächlich aufgestanden und zog –
auf die Krücken gestützt, sein Hemd an.
»Bist du
sicher, daß du schon kräftig genug bist ...« begann Bonnie, die besorgt
registrierte, wie blaß er war und daß ein angespannter Zug um seinen Mund lag.
Seine
blauen Augen maßen Bonnie mit einem traurigen, anklagenden Blick. »Ich bin
stark genug«, antwortete er schroff.
»Dann hast
du es also schon erfahren?« fragte Bonnie leise.
»Was? Daß
du wieder geheiratet hast?« Webbs Stimme klang hart und feindselig, es war die
Stimme eines Fremden. »Du
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