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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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blieb
sie stehen, bis sie den Wagen abfahren hörte. Erst dann zog sie die Jalousien
hoch.
    Ihr erster
Kunde war kein Kunde, sondern Tuttle O'Banyon, den sie noch nie so erregt
gesehen hatte. Sein Adamsapfel zuckte auf und nieder, und seine Augen waren
groß wie Pfannkuchen. »Mrs. McKutchen – Sie müssen sofort etwas unternehmen
...«
    Was kann an
diesem schrecklichen Tag denn sonst noch alles geschehen? dachte Bonnie
alarmiert. »Beruhige dich, Tuttle«, forderte sie den Jungen auf, »und sag mir,
worum es geht.«
    »Um Katie –
sie ist fortgegangen und hat sich einen Job im Brass Eagle beschafft!« heulte
Tuttle und zerknüllte seine Mütze in der Hand. »Ich habe versucht, mit ihr zu
reden, Madam, wirklich, aber sie ist fest entschlossen, Tänzerin zu werden und
ein Vermögen zu verdienen! Sie sagt, wenn wir alt genug wären, um zu heiraten,
hätte sie genug verdient, um uns ein Haus zu kaufen!«
    »O nein!«
stöhnte Bonnie und massierte ihre pochenden Schläfen. »Was wird wohl als
nächstes geschehen?«
    »Was sollen
wir tun?« fragte Tuttle aufgeregt.
    Bonnie ging
zu dem Schaufenster und ließ die Jalousien herunter. Dann drehte sie das
Schild an der Tür auf die Seite, auf der > Geschlossen < stand, ging hinaus
und schloß ab. »Ich werde dir sagen, was wir tun«, wandte sie sich an Tuttle,
der ihr gefolgt war. »Als allererstes werde ich ;Forbes Durrant die Haare
ausreißen!«
    Tuttle
blieb stehen und starrte sie verwundert an.
    »Du liebe
Güte, Tuttle, steh nicht so dumm herum, sondern komm endlich mit!«
    Obwohl
Tuttle so groß war und so lange Beine hatte, hatte er Mühe, mit Bonnie Schritt
zu halten. Entschlossen, ihr Lämmchen vor dem bösen Wolf zu retten, bewegte sie
sich in etwa mit der gleichen Geschwindigkeit wie der Fünf-Uhr-Zug nach
Colville – und stieß auch ungefähr die gleiche Menge Dampf aus.

IV. Engel des Lichts

24

    Bonnie bemerkte kaum den Strom von
Menschen, der sich ihnen anschloß, als sie und Tuttle O'Banyon den Hügel hinunterstürmten.
Die Tür zu Forbes' Saloon stand offen, lautes Hämmern und Sägen drang hinaus.
Forbes, der irgendwie geahnt haben mußte, daß Probleme auf ihn zukamen,
wartete schon in der Halle, ein unverschämtes Grinsen im Gesicht und die Daumen
in den Taschen seiner Satinweste verhakt.
    »Ich habe
dich schon erwartet, Engel«, sagte er in kameradschaftlichem Ton. Einen
flüchtigen Moment lang richtete er den Blick auf Tuttle O'Banyon und stufte ihn
ganz offensichtlich als harmlos ein, denn er beachtete ihn nicht weiter.
»Erlaube mir, dir zu deinem zweiten Heiratsversuch zu gratulieren, Bonnie«,
fügte er schmunzelnd hinzu.
    »Deine
Glückwünsche bedeuten mir nichts«, antwortete sie wütend. »Ich bin hier, um
Katie nach Hause zu holen, und das weißt du sehr gut, du verkommener Wüstling!«
    Forbes
lächelte noch immer und wippte auf den Absätzen seiner teuren Lederstiefel.
»Ah ja, das ehemalige Kindermädchen. Tut mir leid, Liebste, aber du kommst zu
spät.«
    »Ich kann
dir nur wünschen, daß es noch nicht zu spät ist, Forbes«, murmelte Bonnie
drohend. »Wo ist sie?«
    »Oben«,
antwortete Forbes gleichmütig. »Sie wird gerade eingekleidet für ...«
    Bonnie
wußte nur zu gut, wofür Katie eingekleidet wurde. »Das Mädchen ist vierzehn Jahre
alt«, sagte sie und schob sich an ihrem früheren Arbeitgeber vorbei die Treppe
hinauf.
    Doch Forbes
hielt sie auf, indem er mit erstaunlicher Härte ihren Arm umfaßte. Und jetzt
fiel Bonnie auch auf, wie viele Leute ihnen von draußen hereingefolgt waren und
glotzend in der Halle standen. Auch die Hämmer und Sägen der Arbeiter waren
verstummt.
    »Nicht so
schnell, meine Süße.« Obwohl Forbes' Ton nicht der Höflichkeit entbehrte, lag
eine gewisse unterschwellige Drohung darin. »Du hast hier nichts mehr zu sagen,
und wenn ich persönlich dich hinauswerfen muß, werde ich nicht zögern, es zu
tun.«
    »Das würde
Eli aber nicht gefallen«, warf einer der ungebetenen Zuschauer ein.
    »Jemand
sollte zu Earline laufen und Mr. McKutchen holen«, rief ein anderer.
    Bonnie
zuckte bei der Erwähnung von Elis Namen und seinem skandalösen Aufenthaltsort
zusammen und haßte Forbes für das wissende Lächeln, das auf dessen Gesicht
erschien.
    »Unser Mr.
McKutchen besitzt weit mehr Selbstbeherrschung, als ich ihm zugetraut hatte«,
stellte Forbes belustigt fest. »Wenn man sich vorstellt, daß er ein legales und
moralisches Recht besitzt, dein Bett zu teilen, Bonnie, und trotzdem darauf
verzichtet ...

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