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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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sah, und im gleichen
Augenblick kam das Haus in Sicht. Auf einer Anhöhe über dem Fluß erbaut,
schimmerte es weiß im Sonnenschein.
    »O wie
schön, Webb!« flüsterte Bonnie beeindruckt.
    Der Stolz,
der sich auf seinen Zügen abzeichnete, beschämte sie fast. Er trieb das Tier zu
einer schnelleren Gangart an, und kurz darauf bogen sie in den schmalen Pfad
ein, der als Einfahrt diente.
    Das Haus
hatte grünbemalte Jalousien, und auf der Veranda stand eine breite Schaukel,
auf der man abends sitzen und auf den Fluß hinunterschauen konnte. Northridge
war auf der anderen Seite des Flusses deutlich zu erkennen.
    Bonnies
Kehle war wie zugeschnürt vor Verzweiflung. »Sie haben gute Arbeit geleistet,
Webb«, sagte sie gepreßt.
    Er nahm
Rose Marie auf die Arme und war Bonnie beim Aussteigen behilflich. Ohne ihre
Hand loszulassen, führte er sie um das Haus herum und an einem Erkerfenster vorbei,
von dem man einen herrlichen Ausblick auf den zukünftigen Garten haben mußte.
    Einen
wilden Augenblick lang dachte Bonnie, wie schön es sein müßte, hier zu leben.
Eine stille Freude erfüllte sie bei der Vorstellung, in diesem Garten Blumen
und Gemüse anzupflanzen, Tomaten, Karotten und Erbsen einzukochen und Vorräte
für den langen, kalten Winter anzulegen.
    Einige
Träume, dachte sie traurig, sind so wunderschön, daß wir sie am liebsten
festhalten würden, obwohl wir wissen, daß sie nicht für uns bestimmt sind.
    »Möchten
Sie das Haus von innen sehen?« fragte Webb. Bonnie nickte. »Natürlich.«
    Sie nahmen
Rose Marie an der Hand, bevor sie die Stufen zur hinteren Veranda hinaufgingen
und eine geräumige Küche betraten. Der Raum war noch nicht gestrichen und der
Boden noch nicht mit Linoleum ausgelegt, aber eine Vielzahl von Schränken stand
darin, und auch ein Herd war schon vorhanden. Er war noch größer als der Herd
in Genoas Küche und mit einer langen Wärmeplatte versehen. In einer Ecke neben
dem Herd stand ein hübscher Bronzekasten, der offensichtlich für Brennholz
vorgesehen war.
    Es roch
angenehm nach frischem Holz, und Bonnie konnte sich gut vorstellen, hier Brot
zu backen, Geschirr abzuwaschen und frischen Kaffee für ihren müden Ehemann
aufzubrühen...
    Was sie
jedoch am meisten beeindruckte, waren die Wasserhähne über der Spüle. »Webb
... Sie haben ja fließendes Wasser eingebaut!«
    Er nickte
stolz. »Der Brunnen befindet sich hinter dem Haus.«
    Er führte
sie in ein Eßzimmer, zu dem das Erkerfenster gehörte, das Bonnie schon von
draußen bewundert hatte, und dann in ein großes, sehr helles Wohnzimmer mit
Blick auf Northridge und den Fluß. Der Kamin aus roten Backsteinen schien nur
zum Schmuck des Raums zu dienen, denn den Lüftungsklappen im Boden nach zu
urteilen, mußte das Haus eine Zentralheizung besitzen.
    Angrenzend
ans Wohnzimmer befand sich eine Bibliothek mit hohen Bücherregalen und großen
Fenstern, die die Sonnenstrahlen hereinließen. In der Ferne waren die
schneebedeckten Gipfel der Cascade Mountains zu erkennen.
    »Hier
könnte ich arbeiten«, sagte Webb schüchtern. »Und wenn jemand lesen oder nähen
möchte ...«
    Bonnie
wandte den Blick ab.
    Im ersten
Stock befanden sich vier Schlafzimmer, dessen größtes mit einem Kamin und
eingebauten Bücherschränken ausgestattet war. Und als wäre das alles noch nicht
paradiesisch genug, verfügte das Haus auch noch über ein Badezimmer, das mit
einer modernen Toilette mit Wasserspülung, heißem und kaltem Wasser und einer
großen Badewanne versehen war.
    »Wir
könnten hier sehr glücklich sein, Bonnie«, sagte Webb schüchtern.
    Bonnies
Überzeugung, daß man nie ohne Liebe heiraten sollte, begann zu schwanken. »Ich
weiß.«

10

    Schweigend saßen Webb und Bonnie auf einer
Decke auf dem Boden, Rose Marie lag friedlich schlafend zwischen ihnen. Um
nicht reden zu müssen, beschäftigte Bonnie sich mit dem Einsammeln der
Überreste ihres Picknicks. Das benutzte Geschirr hatte sie in der Küche bereits
abgewaschen.
    Webb zwang
sie, in ihrer rastlosen Aktivität innezuhalten, indem er mit einer Hand ihr
Kinn umschloß. »Bonnie«, sagte er rauh. »Sehen Sie mich an.«
    Bonnie hob
den Blick und befahl sich wieder einmal, diesen sanften, gutaussehenden Mann zu
lieben. Doch wieder schlug der Versuch fehl. Ihre Seele hungerte nach Eli
McKutchen und nur nach ihm, ob es ihr nun paßte oder nicht.
    »Sie lieben
mich nicht«, stellte Webb ganz ohne Verbitterung und Groll fest.
    Bonnie
schüttelte unglücklich den Kopf. »Nicht so, wie

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