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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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    Bonnie
dachte an die ähnlich ehrgeizigen Pläne ihrer Jugend und wurde noch trauriger.
    »Warum
gehen Sie heute abend nicht ins Theater?« schlug Katie vor. »Sie kommen mir ein
bißchen niedergeschlagen vor, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben.«
    Bonnie
lächelte ganz unbewußt. Sie liebte das Theater, in New York, als sie so oft
allein gewesen war, hatte es sich fast zu einer Art Besessenheit entwickelt. Aber
im Moment hatte sie weder Zeit noch Geld dafür. »Das geht nicht, Katie. Es
kommen harte Zeiten auf uns zu. Wenn die Probleme in den Hüttenwerken nicht
bald eine Lösung finden, werden wir noch weniger Kunden haben als bisher, und
jene, die uns Geld schulden, werden nichts bezahlen können.«
    »Das tun
sie sowieso nicht«, entgegnete Katie achselzuckend. »Gehen Sie ruhig ins
Theater, Mrs. McKutchen. Heute tritt ein Zauberkünstler auf – ich kenne ihn,
wir hatten oft Engagements am gleichen Ort wie er. Er ist sehr gut.«
    Mit
Sehnsucht dachte Bonnie an einen Abend im Theater. Ein bißchen Unterhaltung
hätte ihr sicher gut getan. »Ich weiß nicht ...«
    »Du liebe
Güte, es kostet doch nur zehn Cents Eintritt!« fiel Katie ihr ins Wort. »Die
werden Sie doch wohl haben? Miss Genoa läßt uns schon nicht verhungern ...«
    Bonnie
schüttelte den Kopf. »Wir dürfen Miss Genoa nicht zur Last fallen, Katie.
Zumindest nicht Rose Marie und ich.«
    »Jetzt habe
ich Ihren Stolz verletzt, nicht wahr?« meinte Katie bestürzt. »Aber das war
nicht meine Absicht, Mrs. McKutchen, wirklich nicht.«
    »Ich weiß«,
sagte Bonnie leise. Sie konnte die Musik aus dem Theater hören und fühlte sich
davon wie magisch angezogen. »Ich würde mir so gern die Vorstellung ansehen.«
    In dem
Bewußtsein, daß sie heute nacht sowieso keinen Schlaf finden würde – wie sollte
sie auch, in dem Zimmer, in dem Eli sie so zärtlich geliebt und dann als Hure
abgestempelt hatte? – ging Bonnie hinunter und nahm sich eine Münze aus der
Kasse. Sie richtete ihr Haar, strich ihr Kleid glatt und rief Katie zu: »Ich
bin drüben, falls du mich brauchst!«
    »Viel
Vergnügen, Madam«, war Katies Antwort. »Und seien Sie vorsichtig auf dem
Heimweg.«
    Bonnie
lächelte, als sie durch die Ladentür hinausging und sie sorgfältig hinter sich
verschloß. Trotz ihrer Jugend – Katie war erst vierzehn – gab sie sich
ausgesprochen mütterlich.
    Das
Programm hatte bereits begonnen, als Bonnie ihre Eintrittskarte erstand und
sich einen Platz in den hinteren Reihen des Theaters suchte.
    Alles in
allem war es ein unterhaltsamer Abend, und für eine Weile gelang es Bonnie,
ihre Sorgen zu vergessen. Aber als sie das Theater verließ und Genoas elegante
Kutsche vor dem Laden parken sah, erfaßte sie Besorgnis, und sie beschleunigte
ihren Schritt.
    Ihre
Schwägerin saß am Tisch und trank Tee. Sie hatte sich mit Katie unterhalten,
die jedoch hastig aufstand, als sie Bonnie sah, und sich mit einem unsicheren
Lächeln in ihr Zimmer zurückzog.
    »Hast du je
ein klügeres Kind gesehen als diese Katie?« sagte Bonnie, weil sie spürte, daß
etwas in der Luft lag und sie so lange wie möglich die Augen davor verschließen
wollte.
    Genoas
Blick verriet aufrichtige Zuneigung, aber auch ein gewisses Widerstreben. »Ich
glaube, mich an jemanden erinnern zu können, der ähnlich frühreif war«, meinte
sie lächelnd.
    Während
Bonnie sich innerlich auf schlechte Nachrichten einstellte, setzte sie sich an
den Tisch und schenkte sich eine Tasse Tee ein. Genoa wirkte noch hagerer und
sah noch blasser aus als sonst, und ein so später Besuch gehörte nicht zu ihren
Angewohnheiten. »Bist du wegen Susan Farleys Baby gekommen?«
    Tränen
traten in Genoas blaue Augen. »Nein, Bonnie, Susan und ihrem Baby geht es gut.
Ich bin wegen Eli hier.«
    Bonnies
Herz schien einen Schlag auszusetzen. »Ist ihm etwas zugestoßen?«
    »Nein.«
Genoa berührte Bonnies zitternde Hand. »Es geht ihm gut.« Sie schwieg einen
Moment und fuhr dann leise fort: »Er will dir Rose Marie wegnehmen. Er sagte
ganz schreckliche Dinge, und er hat den armen Mr. Callahan gezwungen, Papiere
aufzusetzen, in denen er dich als ... in denen er behauptet, du würdest einen
schlechten Einfluß auf deine Tochter ausüben.«
    Einen
schlechten Einfluß. Bonnie
vermutete, daß Eli einen beträchtlich stärkeren Ausdruck verwendet hatte, aber
sie war zu besorgt, um Anstoß daran zu nehmen. »Er muß mich wirklich hassen«,
sagte sie tonlos. »Mein Gott – mir mein Kind zu

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