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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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Ihr war so
schwindlig, daß sie befürchtete, ohnmächtig zu werden.
    »Es gab
keine andere Möglichkeit«, sagte Webb sanft.
    Es dauerte
lange, bis Bonnie sich zutraute, etwas zu sagen. »Geh, Webb. Geh jetzt bitte.«
    »Laß mich
dich wenigstens zum Laden begleiten ...«
    »Du hast
genug getan. Wir haben beide genug getan. Geh nur – ich finde allein zu meinem
Laden zurück.«
    Widerstrebend
ging Webb hinaus, und wenige Minuten später stand auch Bonnie auf und verließ
das Hotel. Ohne irgend etwas wahrzunehmen, überquerte sie die Straße zu ihrem
Haus, ging die Außentreppe hinauf und schloß sich in ihrem Schlafzimmer ein,
wo sie sich weinend auf das Bett warf.
    »Lächerlich!« schnaubte Genoa. »Wenn Webb und
Bonnie verheiratet wären, hätte ich es gewußt. Die ganze Stadt hätte es
gewußt.« Angesichts des Aufruhrs der Gefühle, der in ihm tobte, wirkte Eli nach
außen hin bewundernswert ruhig. »Warum sollten sie in einer solchen
Angelegenheit denn lügen?«
    Genoas
Antwort überraschte ihn. »Weil du sie dazu gezwungen hast. Und ich muß
zugeben, daß es teilweise auch meine Schuld ist.«
    »Wieso
das?« fragte Eli verblüfft.
    »Du
wolltest ihr Rose Marie wegnehmen. Und Bonnie würde fast alles tun, um das zu
verhindern.«
    »Du hast es
ihr erzählt?«
    Genoa
nickte. »Selbstverständlich. Bonnie ist meine liebste Freundin.«
    »Und ich
bin dein Bruder!«
    Genoa
schloß für einen Moment die Augen. »Ja, Eli, du bist mein Bruder, und ich liebe
dich. Aber was du Bonnie antun wolltest, war so grausam, daß ich sie einfach
warnen mußte!«
    »Grausam?
Bist du nie auf den Gedanken gekommen, daß ich vielleicht nur versuche, meine
Tochter zu schützen?«
    »Du
wolltest Rose Marie nicht schützen, Eli – sei wenigstens ehrlich zu dir selbst,
wenn du es mir gegenüber schon nicht bist. Du wolltest Bonnie weh tun, weil du
ihr die Schuld an Kileys Tod gibst – und weil sie nicht auf dich gewartet hat,
als du aus Kuba heimkamst.«
    Eli senkte
den Kopf. Genoa hatte recht. Er mochte seine kleine Tochter, doch um eine echte
Beziehung zu ihr entwickelt zu haben, kannte er sie erst viel zu kurze Zeit.
»Sie sagten, Hutcheson sei Rose Maries Vater«, flüsterte er unglücklich.
    »Natürlich
sagen sie das. Niemand würde ihnen glauben, daß sie all diese Zeit verheiratet
waren, wenn sie etwas anderes behaupten würden.«
    Eine
schreckliche Vorstellung bemächtigte sich Elis. Bonnie mußte sehr allein und
verängstigt gewesen sein, als sie vor zwei Jahren nach Northridge zurückkehrte.
Vielleicht hatte sie bei Webb Hutcheson Trost gesucht. Vielleicht...
    Genoa
schüttelte den Kopf, als hätte sie Elis Gedanken erraten. »Du sturer Narr, du
weißt genau, daß dieses Kind von dir ist! Rose Marie hat dein Haar, deine Augen
und – leider – auch dein Temperament geerbt!«
    Eli dachte
daran, wie wütend Rose in Bonnies Armen gezappelt hatte, als sie draußen auf
dem Bürgersteig nach ihrem Papa schrie. Ja, sie war seine Tochter. Er lächelte.
    »Eli
McKutchen«, fragte Genoa mißtrauisch, »was hast du vor?«
    »Nichts«,
antwortete Eli schmunzelnd. »Gar nichts.«
    »Aber ...«
    »Ich habe
zu arbeiten, Genoa. Ich muß gehen.« Grinsend steckte er die Hände in die
Hosentaschen und merkte, daß es ihm besser ging – viel besser – als seit langer
Zeit.
    »Eli!«
    Er blieb
noch einmal stehen. »Du hast genug mit der jungen Witwe und ihrem Kind zu tun.
Seth und ich ziehen ins Hotel um.«
    »Ins Union
Hotel! Was für ein Unsinn, Eli! Du bist doch hier zu Hause!«
    Eli bückte
sich und gab Genoa einen flüchtigen Kuß auf die Stirn. »Ich lasse unsere Sachen
abholen«, sagte er.
    Genoa
wirkte bestürzt. »Falls ich dich verärgert habe, Eli ...«
    Lachend
schüttelte er den Kopf. »Nein, nein, Genoa. Aber es wird Zeit, daß ich mein
Leben in den Griff bekomme, und dazu muß ich im Mittelpunkt der Dinge stehen.
In mehr als einer Hinsicht.«
    »Du willst
in Bonnies Nähe sein!« entgegnete Genoa verblüfft.
    »Das gehört
auch dazu«, erwiderte Eli, bevor er endgültig das Haus verließ.
    Bei
Sonnenuntergang reihte er sich in die Gruppe der Arbeiter ein, die an den
Streikposten vorbeigingen, um ihre Schicht zu beginnen. Er war nicht anders
gekleidet als diese Männer, und genau wie sie trug er ein Päckchen mit belegten
Broten unter dem Arm.
    Die Arbeit
war noch viel härter, als Eli erwartet hatte, aber er stellte sich vor einem
der Schmelzöfen auf und schaufelte Kohle in seinen glühendheißen Bauch, bis
sein Hemd

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