Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
Vom Netzwerk:
jedoch, völlig harmlos zu erscheinen, obwohl er Bonnie am liebsten
in die Büsche gezogen hätte, um sie leidenschaftlich zu lieben. »Führst du dich
bei Webb eigentlich genauso auf wie bei mir?« fragte er.
    »Wie
bitte?« entgegnete Bonnie verblüfft. »Was soll das heißen?«
    »Ach, das
weißt du doch«, entgegnete er spöttisch. »Du wimmerst und ...«
    »Ich wimmere nicht!«
    »O doch,
das tust du. Und was du so alles von dir gibst ...!«
    Es schien
fast unmöglich, aber Bonnie errötete noch heftiger. Ein erstickter Ton entrang
sich ihrer Kehle, und sie raffte ihre Röcke und rannte, so schnell sie konnte,
zum Laden zurück. Eli spöttisches Gelächter hallte ihr noch lange in den Ohren
nach.

12

    »Eli
scheint nicht zu
glauben, daß wir verheiratet sind«, sagte Bonnie ohne Einleitung, als sie Webb
in ihrem Laden antraf. »Guten Morgen, Bonnie.« Er sah sehr müde aus und lehnte
an der Theke, als trügen seine Beine ihn nicht mehr.
    Bonnie
betrachtete ihre Hand, die rußgeschwärzt war von dem Schlag in Elis Gesicht,
und runzelte die Stirn. Warum war sie so dumm gewesen, sich diesem Mann zu
nähern? Sie hätte sich doch denken müssen, daß er nicht zur Vernunft zu bringen
war. »Dieser sture, eigensinnige ...«
    Webb holte
tief Luft und atmete geräuschvoll aus. »Bonnie.« Sie seufzte und ließ die
Schultern hängen. »Entschuldige. Wolltest du etwas?«
    Webb
richtete sich gerader auf, ein sanfter Vorwurf erschien in seinem Blick. »Ich
möchte, daß du meine Frau wirst, Bonnie. Ich möchte, daß die Lüge Wahrheit
wird.«
    Webb zu
heiraten war ihr zwei Tage zuvor noch wie eine großartige Idee erschienen, die
perfekte Lösung all ihrer Probleme. Aber es gab Dinge, die sie in jener Nacht
nicht bedacht hatte – ganz zu schweigen von der Faszination, die Eli noch immer
auf sie ausübte. Und wenn er nun von neuem versuchte, sie zu verführen? Wäre
sie dann fähig, sich ihm zu verweigern? Bei jedem anderen Mann hätte sie nicht
daran gezweifelt, aber Eli McKutchen war eben nicht > jeder andere Mann < .
Angenommen, sie heiratete Webb und betrog ihn dann mit Eli? Das würde Webb
zutiefst erschüttern, wenn nicht gar zerstören.
    Auch Rose
Marie war zu bedenken. Wäre es nicht ungerecht, ihr einzureden, daß Webb ihr
Vater war und nicht Eli, den sie als ihren Papa kannte? Bonnie hätte es nicht
ertragen, ihre Tochter zu verlieren, aber belügen und täuschen wollte sie sie
auch nicht.
    »Ach, Webb
... ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand sie, während sich Erinnerungen
an jene Nacht, die sie mit Eli verbracht hatte, in ihr Bewußtsein drängten. Was
würde Webb sagen, falls er etwas davon erfuhr? Ob er dann noch immer so
begierig wäre, Bonnie McKutchen zu seiner Frau zu machen?
    »Ich
dachte, wir hätten längst beschlossen, was wir zu tun haben«, entgegnete Webb
ruhig.
    Bonnie zog
die Jalousien an den Schaufenstern hoch und suchte einen Lappen, um den Ruß von
ihren Händen abzuwischen. »Wir können nicht mit einer Lüge leben, Webb. Wir können
Rose nicht sagen, du wärst ihr Vater. Das wäre nicht fair ihr gegenüber.«
    »Ich wäre
ihr ein guter Vater.«
    Daran
zweifelte Bonnie nicht. Und sie wußte auch, daß Rose Marie, falls sie bei Eli
lebte, der Obhut von Kindermädchen und Erzieherinnen anvertraut werden würde,
um dann irgendwann auf ein Internat geschickt zu werden, wie es bei reichen
Leuten üblich war. »Ich weiß nicht, ob ich dir eine gute Frau sein könnte«,
entgegnete Bonnie leise und in der Hoffnung, daß Webb sie auch ohne große Worte
verstehen würde.
    Aber er
verstand sie nicht; wie sollte er auch? »Ich kann nicht ewig warten, Bonnie«,
sagte er nur schroff, setzte seinen Hut auf und verließ den Laden.
    Niedergeschlagen
begann Bonnie sich mit ihrer Arbeit zu beschäftigen. Seit sie den Job im Brass
Eagle verloren hatte, nahm sie so gut wie gar kein Geld ein. Viel länger würde
sie den Laden nicht halten können. Bald würde sie Webb heiraten müssen – und
sei es auch nur, um zu überleben.
    Diese und
ähnlich bedrückende Gedanken beschäftigten sie, als Seth Callahan hereinkam.
    »Guten
Morgen«, sagte er heiter.
    Bonnie
versteifte sich. »Ich bin nicht sicher, ob es ein guter Morgen ist,
Seth. Hat Eli Sie geschickt, um mir meine Tochter wegzunehmen?«
    Seth
schüttelte den Kopf. »Ich bin geschäftlich hier«, meinte er lächelnd. »Sie
haben doch sicher schon gehört, daß Patch Town abgerissen werden soll?«
    Ja, Bonnie
hatte schon von den neuen Häusern erfahren,

Weitere Kostenlose Bücher