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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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hätte
Eli zu Veränderungen drängen sollen.«
    »Du warst
noch sehr jung, Bonnie. Glaubst du, er hätte auf dich gehört?«
    Jetzt kamen
ihr die Tränen, aber sie hielt sie tapfer zurück. »Es hat eine Zeit gegeben, in
der ich sehr großen Einfluß auf ihn hatte. Eli liebte mich sehr. Bis ...«
    Webb
berührte zärtlich Bonnies Hand. »Bis euer Kind starb?«
    Bonnie
schaute rasch zu Rose Marie hinüber, als wolle sie sich vergewissern, daß
diesem Kind nichts zustoßen konnte. »Ja. Danach ging alles in die Brüche. Eli
gibt mir die Schuld an Kileys Tod.«
    Webb
nickte. »Ich weiß.«
    Selbst
jetzt noch erfaßte Bonnie ein Zittern bei der Erinnerung an jene Zeit. »Ich
dachte, es würde vorübergehen und daß er nur aus Trauer so handelte. Aber es
wurde immer schlimmer, je mehr Zeit verging. Schließlich flüchtete Eli, und ich
tat es auch.«
    Webb warf
einen bezeichnenden Blick auf Rose Marie. »Trotz allem muß es Augenblicke
gegeben haben, in denen ihr euch wiedergefunden habt.«
    Bei jedem
anderen Mann hätte Bonnie sich geschämt, über derartige Dinge zu reden, aber
nicht bei Webb. Er war ihr Freund und schien sie zu verstehen. »Eli zog am Tag
nach dem Begräbnis aus und suchte sich eine Mätresse. Ich war völlig
verzweifelt und wußte nicht, wie ich an ihn herankommen konnte ...«
    »Du brauchst
es mir nicht zu erzählen, Bonnie.«
    »Doch, ich
muß mit jemandem darüber sprechen, Webb – ich muß es einfach!«
    Webb legte
seinen starken Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Bonnie spürte, wie
schwer es ihm fiel, sich all das anzuhören, aber sie konnte jetzt nicht mehr
schweigen.
    »Kurz bevor
Eli nach Kuba fuhr, rief ich ihn in seinem Club an. Ich bat ihn – o Webb, ich flehte ihn an! – nach Hause zu kommen. Ich dachte, wir könnten darüber reden ...«
    Webb
wartete schweigend ab.
    »Und dann
... dann habe ich mich ihm praktisch an den Hals geworfen, Webb. Ich hatte
solche Angst und war so verzweifelt ...«
    »Und er hat
dich geliebt.«
    Bonnie
erschauerte. »Das ist eine sehr freundliche Bezeichnung dafür, Webb. So hatte
ich Eli noch nie erlebt – er riß mir die Kleider vom Leib, als ... als haßte er
mich ...«
    Webb
versteifte sich, und Bonnie spürte die kalte Wut, die in ihm aufstieg. »Hat er
dir weh getan?«
    »O ja. Aber
nicht so, wie du denkst. Es war kein physischer Schmerz, Webb.« Es tat Bonnie
in der Seele weh, sich jenen Nachmittag in dem eleganten Zimmer, in dem sie
früher so glücklich mit ihrem Mann gewesen war, ins Gedächtnis zu rufen. Eli
hatte sie benutzt, hatte sie von einem beschämend intensiven Höhepunkt zum
nächsten getrieben und sie dann wieder verlassen. »Es war seine Verachtung,
Webb ... Er war so kalt. So unglaublich kalt.«
    »Das ist
vorbei, Bonnie«, sagte Webb tröstend. »Ich weiß, daß er dich verletzt hat, aber
dieser Teil deines Lebens ist vorbei.«
    Bonnie
dachte an die vergangene Nacht, die sie mit Eli McKutchen verbracht hatte. Sie
hatte alles vergessen, was er ihr je zugefügt hatte, und sich ihm mit einer
Bereitwilligkeit hingegeben, die nur als Wollust bezeichnet werden konnte. Und
morgens beim Erwachen hatte sie eine Fünfzig-Dollar-Note auf ihrem Nachttisch
vorgefunden. Doch trotz allem war Bonnie sich nicht sicher, ob sie nicht auf
Elis kleinsten Wink hin wieder zu ihm laufen würde – so verzehrend war ihr
Verlangen nach ihm. So gefährlich.

11

    Elis
Hinterkopf dröhnte,
das schwache Licht, das durch die Jalousien hereindrang, war eine Qual für
seine Augen. Stöhnend zog er die Decke über sein Gesicht.
    »Ich kann
mich nicht entsinnen, so betrunken gewesen zu sein, um einen solchen Kater zu
verdienen«, murmelte er.
    »Du warst
auch nicht betrunken«, antwortete Seth' Stimme vom Fußende des Bettes her. »Ich
habe dich mit einer Flasche niedergeschlagen.«
    Langsam
ließ Eli die Decke sinken und richtete seinen Blick auf den Mann, der vorgab,
sein Freund zu sein. »Was?«
    »Du warst
fest entschlossen, schwimmend den Columbia River zu überqueren. Irgendwie mußte
ich dich schließlich davon abhalten.«
    Eli verzog
das Gesicht, als er seinen Hinterkopf berührte und eine Beule von der Größe
eines Hühnereis berührte. »Du hättest versuchen können, mit mir zu reden«,
stellte er anklagend fest.
    »Da hätte
ich genausogut mit einer Mauer reden können. Steh auf, Eli, und zieh dich an.
Wir müssen noch einmal mit den Gewerkschaftsleuten sprechen.«
    »Apropos
Mauer!« entgegnete Eli seufzend und versuchte, sich aufzurichten.

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