Linda Lael Miller
verlangen, daß ich eine
Richtigstellung veröffentliche.«
»Das wirst
du doch hoffentlich nicht tun?«
Webb
betrachtete Bonnie besorgt, und sie dachte, wie schwer es sein würde, ihm
klarzumachen, daß sie ihn nicht heiraten konnte. »Nein, das könnte ich nicht,
Bonnie. McKutchen tut alles, was er kann, um die herrschenden Zustände zu
verbessern, und das wollte ich in der nächsten Ausgabe der Zeitung noch einmal
betonen. Aber bevor dir etwas zustößt ...«
»Mir wird
nichts geschehen, Webb. Ich passe schon auf mich auf.«
»Trotzdem
frage ich mich, ob ihr – du und Rose – draußen in meinem Haus sicher sein
würdet. Ich glaube, es ist besser, wenn wir die Hochzeit noch ein paar Wochen
aufschieben – nur bis sich die Lage beruhigt hat. Bis die neuen Unterkünfte
gebaut sind und der Streik beendet ist.«
Innerlich
seufzte Bonnie vor Erleichterung. Es bestand jetzt keine Notwendigkeit mehr,
Webb zu verletzen, sie konnte die Zerstörung seiner Hoffnungen noch ein wenig
aufschieben. »Earline Kalb hat mich heute aufgesucht«, berichtete sie mit einem
verschmitzten Lächeln.
Webb ließ
vor Schreck fast seine Kaffeetasse fallen.
13
Forbes schenkte Brandy für sich und für
McKutchen ein. Ein leichter Regen schlug gegen die Fenster, und der Fluß stieg
stetig an. Einen flüchtigen Moment lang wünschte Forbes, den Brass Eagle Saloon
auf einem höhergelegenen Grundstück errichtet zu haben.
Er reichte
McKutchen sein Glas und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Was mochte Eli
von ihm wollen? Eine Frau? Auskünfte über Bonnie? Was? Er wartete schweigend
ab.
McKutchens
Hände waren schwielig und gerötet, und er trug die grobe Kleidung der
Hüttenwerksarbeiter. Doch trotz allem strahlte er eine nicht zu ignorierende
Autorität aus. »Ich brauche Ihre Hilfe, Durrant«, sagte er nach einem kurzen
Schweigen.
Forbes
lächelte in sich hinein, als er sich abwartend zurücklehnte. »In welcher
Weise?« erkundigte er sich bescheiden.
Der Blick,
den McKutchen ihm zuwarf, war scharf genug, um jemanden an die Wand zu nageln.
»Ich möchte, daß Sie wieder die Leitung der Werke übernehmen.«
Dir ist die
Arbeit wohl zu hart, dachte Forbes, hütete sich jedoch, es auszusprechen. Sein
Schweigen war vielsagend genug.
McKutchen
stürzte den Brandy hinunter und stellte das Glas auf Forbes' Schreibtisch.
»Nun? Werden Sie mein Angebot annehmen?«
Forbes tat,
als überlegte er. Tatsächlich jedoch brauchte er das Einkommen aus dieser
Stellung dringend. Was er mit dem Saloon verdiente, reichte für ein bequemes
Leben, aber er hatte sich viel höhere Ziele gesteckt, und dafür brauchte er
Kapital. »Wieso haben Sie Ihre Meinung geändert?« entgegnete er ausweichend.
»Ich hatte den Eindruck, daß Sie mit meinen Methoden, die Firma zu leiten,
nicht einverstanden waren.«
»Ja und
nein, aber Seth hat keine Zeit, sich darum zu kümmern, und ich auch nicht. Es
könnte Monate dauern, bis ich einen geeigneten Kandidaten für den Posten finde.
Deshalb bin ich bereit, Ihnen eine zweite Chance zu geben – und ein höheres
Gehalt.«
Forbes gab
sich keine Mühe, seine Empörung zu verbergen. »Warum sollte ich Ihnen helfen,
McKutchen, wennSie ohnehin vorhaben, mich durch jemand anderen zu ersetzen?«
Josiah
McKutchens Enkel lächelte. »Ich werde Sie nicht ersetzen, wenn Sie gute Arbeit
leisten, Durrant. Ich werde Ihnen über die Schulter sehen und Seth ebenfalls.
Bedenken Sie, daß es ein äußerst großzügiges Angebot ist – angesichts der Unstimmigkeiten, die Seth in Ihren Abrechnungen entdeckt hat. Einige davon waren eindeutig
genug, um sie ins Gefängnis zu bringen.«
Gefängnis.
Forbes schluckte. Er sah viel zu gut aus, um in einem Gefängnis zu landen.
McKutchen
spreizte die Hände. »Ich bin bereit, vergangene Unterschlagungen zu übersehen,
Durrant. Wir können einen neuen Anfang machen.«
Das Angebot
war tatsächlich äußerst großzügig. »Was soll ich Ihrer Meinung nach als erstes
unternehmen?«
»Berufen
Sie eine Versammlung ein. Stellen Sie klar, daß jeder Arbeiter willkommen ist,
ob er sich nun im Streik befindet oder seine Arbeit tut. In der Zwischenzeit
möchte ich, daß Sie neue Verträge drucken lassen, in denen festgelegt wird, daß
es von nun an drei statt zwei Schichten geben wird. Jeder Mann wird acht
Stunden arbeiten anstatt zwölf, und das für den gleichen Lohn, den er jetzt
bezieht.«
Forbes
starrte ihn betroffen an. »Das ist finanzieller Selbstmord!«
McKutchen
erhob sich. »Das glaube
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