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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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von dir erwarten, daß du kein
anderes Interesse an den sexuellen Beziehungen zu ihm zeigst als die Hoffnung,
ein Kind zu empfangen. Und er wird empört sein, wenn er merkt, daß es anders
ist.«
    »Webb ist
ein leidenschaftlicher Liebhaber!« entgegnete Bonnie hitzig. »Warum wäre
Earline Kalb wohl eifersüchtig auf mich, wenn er ihre Bedürfnisse nicht
befriedigen würde?«
    »Weil
Earline in seinen Augen eine Hure ist, Bonnie. Von ihr erwartet er nichts
anderes. Aber du siehst ja, daß er nicht sie heiraten will, sondern dich. Sie
benutzt er nur.«
    Bonnie
stand wieder auf und nahm ihren Koffer in die Hand, und diesmal versuchte Eli
nicht, sie zurückzuhalten. »Ich fahre jetzt nach Northridge zurück«, sagte sie.
»Ich wäre dir dankbar, wenn du bis morgen warten würdest. Ich möchte nicht, daß
die Leute uns mit demselben Zug ankommen sehen.«
    Eli nickte
grimmig. »Na schön. Schließlich möchten wir ja nicht, daß Hutcheson erfährt,
was seine Frau getrieben hat, während er in seiner Redaktion schuftete. Er wäre
nämlich sehr schockiert, Bonnie.«
    Zu
erschüttert, um wütend zu sein, schluckte sie nur beschämt. »Du würdest es ihm
doch nie erzählen, oder? Ich meine, du hast mir doch fest versprochen ...«
    »Ich habe
dir mein Wort gegeben, Bonnie, und das halte ich. Ich werde niemandem verraten,
daß wir zusammen gewesen sind, aber bei einigen Leuten ist anzunehmen, daß sie
erraten werden, was zwischen uns vorgefallen ist.« Eli stand auf und legte
einen Geldschein auf den Tisch. Dann nahm er Bonnie den Koffer aus der Hand. »Das
mindeste, was ich für dich tun kann ist, dich zum Bahnhof zu begleiten.«
    Von einem
Gefühl größter Einsamkeit und Verlassenheit beherrscht, stand Bonnie auf dem
Bahnsteig und schaute dem einlaufenden Zug entgegen. Mit Schrecken dachte sie
an den bevorstehenden Abschied von Eli, als er sich plötzlich vorbeugte und
mit der Zungenspitze ihr rechtes Ohr berührte. »Wir sehen uns in Northridge«,
flüsterte er ihr zu.
    Bonnie
wußte, was er damit meinte, und ein köstliches Erschauern durchzuckte ihren
Körper, bevor sie sich abwandte und den Zug bestieg. Er war so überfüllt, daß
sie Schwierigkeiten hatte, einen Platz zu finden, aber das beunruhigte sie
nicht, weil sie sicher war, daß die meisten anderen Fahrgäste in Colville
aussteigen würden.
    Doch als
der Zug dort hielt, stieg kein einziger der wüst aussehenden Männer in ihrem
Abteil aus. Das fand Bonnie so erstaunlich, daß sie zum ersten Mal ihre anderen
Sorgen vergaß und sich Gedanken über diese Männer machte.
    Sie kamen
ihr ziemlich ungebildet vor, fluchten in einem fort, während sie Karten
spielten, und erfüllten das Abteil mit dem stinkenden Rauch billiger Zigarren.
Aber eigenartigerweise wirkten sie so gar nicht wie Sägemühlenarbeiter oder
Leute, die Seth für die Bauarbeiter an den neuen Hütten herbestellt haben
mochte. Es war ihre Kleidung, die sie anders erscheinen ließ: sie trugen
billige, schlechtsitzende Anzüge und runde schwarze Hüte. Es waren Männer aus
der Stadt, zweifelsohne, und sie mußten auf dem Weg nach Northridge sein.
    Was hatten
solche Männer in einer solchen kleinen Stadt zu suchen?«
    Erschrocken
griff Bonnie sich mit einer Hand an die Kehle, als ihr die Antwort zu
Bewußtsein kam. Diese Männer waren von der Gewerkschaft. Sie waren
professionelle Aufwiegler und Störenfriede.
    Einer von
ihnen schlenderte auf den freien Platz neben Bonnie zu, als plötzlich eine
zierliche blonde Frau das Abteil betrat und sich aufatmend neben Bonnie auf den
Sitz fallen ließ.
    Auch Bonnie
stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Hallo«, sagte sie erfreut.
    Wunderschöne
dunkle Augen erwiderten freundlich ihren Blick. »Fast hätte ich den Zug
verpaßt«, sagte die Fremde atemlos.
    Bonnie
dachte an den großen, schlecht riechenden Mann, der auf sie zugekommen war, und
erschauerte. »Gut, daß Sie ihn noch erreicht haben«, antwortete sie, als der
Zug sich wieder in Bewegung setzte.
    »Ich bin
Lizbeth Simmons«, stellte sich die junge Blondine vor. Sie mußte ungefähr in
Bonnies Alter sein und trug einen grauen Flanellrock und eine gestärkte weiße
Bluse. Ihr helles Haar umrahmte in weichen Wellen ihr Gesicht. »Wer sind Sie?«
fragte sie, und ihre schönen Augen weiteten sich vor Neugier.
    Bonnie
dachte traurig, daß diese Frau eine gute Freundin abgeben würde, wer immer sie
auch sein mochte. Aber wenn sie erst einmal in Northridge war und der
Freitagnachmittagsclub sie unter seine

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