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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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von
Lizbeth Simmons zu trennen, um ihr normales Leben wieder aufzunehmen. Keine
eleganten Hotels mehr, keine ausgefallenen Restaurantmenüs und keine Ekstase
mehr in Eli McKutchens Armen.
    Erfreulich
an ihrer Rückkehr war eigentlich nur der Gedanke an das Wiedersehen mit Rose
Marie, denn Bonnie hatte ihre Tochter sehr vermißt. Es würde sicher auch nett
sein, mit Genoa zu plaudern und in aller Ruhe eine Tasse Tee mit Katie zu
trinken, die ihr sicher genauestens berichten würde, was sich während ihrer
Abwesenheit in Northridge zugetragen hatte.
    Die
Atmosphäre in der Stadt war gespannt, das spürte Bonnie, kaum daß sie den Zug
verlassen hatte. Der Fluß führte ungewöhnlich viel Wasser mit sich, und der
Himmel war von einem bedrohlichen dunklen Grau. Bonnies Schuhsohlen versanken
im Schlamm, als sie den Bahnsteig verließ. Samuel, der Sohn von Genoas Koch,
wartete mit der Kutsche, um Lizbeth abzuholen, aber Bonnie ging lieber zu Fuß.
Sie brauchte Zeit, um ihre Gedanken und Gefühle zu sammeln und sie an die richtigen
Stellen zu verbannen.
    »Könntest
du Rose Marie und Katie so bald wie möglich heimfahren?« bat Bonnie Samuel,
nachdem sie sein Angebot, sie nach Hause zu bringen, höflich abgelehnt hatte.
    Samuel, ein
hübscher junger Bursche, der eines Tages ein gutaussehender Mann sein würde,
nickte zustimmend. »Ja, Madam. Gern.«
    Grinste er
dabei verstohlen, oder bildete sie sich das nur ein?
    Bonnie kam
zu keinem Schluß, und eigentlich kümmerte es sie auch nicht. Es war mit Klatsch
zu rechnen, da sie und Eli im selben
Zug die Stadt verlassen hatten, aber dagegen ließ sich ohnehin nichts tun.
    Als Bonnie
sich auf dem Weg zu ihrem Laden einmal besorgt nach dem wild dahinbrausenden
Fluß umdrehte, entdeckte sie Webb Hutchesons Buggy auf der Straße. Eine Minute
später hielt er neben ihr.
    Obwohl sie
es vermied, ihm direkt ins Gesicht zu schauen, entging ihr nicht die stille
Wut, die ihn beherrschte. Also hatte auch er schon erfahren, daß sie mit Eli
zusammen nach Spokane gefahren war. Gott wußte, was er sich sonst noch zusammenreimte,
aber was immer es auch sein mochte, schlimmer als die Wahrheit war es sicher
nicht! Bonnies Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, und aus lauter Verlegenheit
wechselte sie die Reisetasche von einer Hand in die andere.
    »Hallo,
Webb«, gelang es ihr schließlich zu sagen.
    »Steig
ein«, war seine Antwort. Mehr nicht.
    Bonnie
fühlte sich so schuldbewußt, daß sie Webb sein rüdes Benehmen verzieh und
wortlos in den Buggy stieg.
    Während der
kurzen Fahrt zu ihrem Laden sprach er kein Wort, aber er folgte Bonnie die
Treppe hinauf und blieb hinter ihr stehen, als sie in ihrer Tasche nach dem
Schlüssel kramte.
    In der
dunklen Küche roch es nach Leere und Einsamkeit, und Bonnie öffnete rasch das
Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Am Kratzen von Stuhlbeinen auf dem
Fußboden merkte sie, daß Webb sich am Küchentisch niedergelassen hatte. Er
hatte also vor zu bleiben.
    Sie schloß
für einen Moment die Augen und begann dann altes Zeitungspapier in den
Küchenherd zu stopfen. Als das Feuer brannte, setzte sie Teewasser auf – all
das, ohne einen einzigen Blick in Webbs Richtung zu werfen.
    »Du hättest
mir wenigstens sagen können, daß du verreisen wolltest«, sagte er schließlich
leise, als ihm klar war, daß Bonnie nicht von sich aus die Initiative
ergreifen und sprechen würde.
    Sie nahm
die gelbe Teekanne aus dem Regal und gab Teeblätter hinein; auch das, ohne
Webb anzusehen. »Ich bin nicht mit dir verheiratet, Webb«, sagte sie freundlich
und gelassen. »Ich brauche weder vor dir noch vor irgend jemand anderem
Rechenschaft über meine Handlungen abzulegen.«
    »Verdammt!«
rief Webb und schlug so hart auf die Tischplatte, daß Bonnie zusammenzuckte
und fast die Teekanne fallengelassen hätte. »Alle Klatschbasen in der Stadt
zerreißen sich den Mund darüber, daß du mit McKutchen durchgebrannt bist ...«
    Langsam
drehte Bonnie sich um und schaute Webb in die wütenden blauen Augen. »Wage es
nicht, mir Vorhaltungen zu machen, Webb. Was ich tue, geht niemanden etwas an
und dich auch nicht.«
    Webb
errötete, aber die weiße Linie um seine Lippen verriet, daß er noch immer sehr
zornig war. »Mein Gott, Bonnie – natürlich geht es mich etwas an, ob du ... ob
du dich McKutchen hingegeben hast!«
    Bonnie war
mindestens so aufgebracht wie Webb, aber sie bemühte sich, ganz ruhig zu
bleiben, obwohl sie ihm am liebsten die Teekanne auf dem Kopf

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