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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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erledigt schien.
    »Außer aus
meinem«, entgegnete Bonnie gelassen.
    Mrs. Kirk
marschierte zu den Regalen auf der anderen Seite des Raums und nahm eine große
Dose Körperpuder heraus. Dann – Bonnie hätte schwören können, daß der Fußboden
erzitterte – stampfte die ehrenwerte Vorsitzende des Clubs zur Theke zurück.
»Ich bestehe darauf, diesen Puder zu kaufen!« sagte sie herausfordernd.
    Ihre
korsettverschnürte Brigade folgte ihrem Beispiel. Sie wollten Haarnadeln
kaufen, Reis oder Kaffeebohnen und ließen sich nicht abweisen. Es war ihr
gutes Recht, in diesem Laden einzukaufen – sie waren freie amerikanische
Bürger!
    Bonnie
kassierte mit unbewegter Miene das Geld für die verkauften Waren, aber als die
Frauen gegangen waren, begann sie durch ihren Laden zu wirbeln wie eine
Ballerina. Lizbeths kluger Trick hatte gewirkt!
    An diesem
Abend ließ der Regen nach, das Unwetter zog weiter. Für den Rest der Woche war
Bonnie sehr beschäftigt, denn jeder Zug brachte neue Lieferungen von Farbe,
Nägeln, Rohren und Balken.
    Im Verlauf
von Elis Zweiundsiebzig-Stunden-Ultimatum kehrte auch der letzte am Streik
beteiligte Arbeiter an seinen Arbeitsplatz zurück. Obwohl damit noch längst
nicht alle Pro bleme bereinigt waren, war doch eine Atmosphäre neuerwachter
Hoffnung in der Stadt zu spüren.
    Und Bonnie
konnte sich kaum retten vor Kunden. Der Boykott ihres Geschäfts war ganz
offensichtlich aufgehoben. Zwar blieben die Mitglieder des Damenclubs
unfreundlich wie immer, wenn sie ihre Einkäufe tätigten, aber sie bezahlten
bar, und das reichte Bonnie.
    Am Freitag
kam Eli, um noch mehr Baumaterial zu bestellen. Er trug Arbeitskleidung und war
sehr schmutzig, denn obwohl er nicht mehr in den Werken arbeitete, half er beim
Bau der Hütten mit.
    Zum ersten
Mal in ihrem Leben war Bonnie finanziell unabhängig, und so schloß sie an
diesem Tag etwas früher, um eine Schneiderin aufzusuchen. Sie sollte das
einzige Kleid, das ihr aus New Yorker Zeiten geblieben war, für Genoas
Gartenparty umändern.
    Beim
Verlassen des kleinen Geschäfts begegnete sie Tuttle O'Banyon, der ihr stolz
die neueste Ausgabe der Northridge News überreichte. »Mr.. Hutcheson hat
gesagt, ich sollte sie Ihnen bringen«, sagte er, als Bonnie die Titelseite
überflog. »Niemand hat die Zeitung bisher gelesen.«
    Trotz des
warmen Wetters erfaßte ein Frösteln Bonnie, als sie las, was Webb geschrieben
hatte.
    In seinem
Leitartikel beglückwünschte er die Arbeiter zu ihrer weisen Entscheidung, den
Streik abzubrechen, und verteufelte Mr. Denning und seine Männer als > geldgierige Außenseiter < . In einem kleineren Artikel bezeichnete er
Bonnie als Northridges einzige und rechtmäßige Bürgermeisterin, die sich
furchtlos und tapfer für die Rechte ihrer Gemeindemitglieder einsetzte ...
    Bei ihrer
Rückkehr in den Laden teilte Katie ihr begeistert mit, daß sie alle bei Miss
McKutchen zum Abendessen eingeladen waren. Genoa habe eine Ankündigung zu
machen, die nicht bis zur Gartenparty, die am nächsten Tag stattfand, warten
konnte.
    Verwundert
fragte Bonnie sich, ob diese Ankündigung etwas mit den Blicken zu tun haben
mochte, die Genoa Seth während der Versammlung am Sonntag beständig zugeworfen
hatte. War es möglich, daß Miss McKutchen beabsichtigte, Callahan zu heiraten?
    Bonnie
lächelte, als sie sich und Rose für den Abend umzog. Genoa hatte ihnen ihre
Kutsche geschickt und stand, als sie eintrafen, schon wartend auf der Veranda.
    Sie nahm
Bonnie Rose Marie ab und verkündete strahlend: »Stell dir vor, Bonnie, ich habe
mir ein Telefon gekauft! Mr. Callahan bringt es mir gerade an!«
    Ein bißchen
enttäuscht runzelte Bonnie die Stirn. War das die Ankündigung, die keinen
Aufschub duldete? »Ein Telefon? Aber Genoa, es sind noch gar keine Leitungen
vorhanden?«
    »Na und?«
winkte Genoa lachend ab. »Wenn sie verlegt werden, bin ich eben schon bereit!«
    Über die
weitläufige Veranda betraten sie das Haus. Genoa ging voran. Bonnie, die sich
über ihr beständiges Strahlen wunderte, hielt es vor Neugier kaum noch aus.
»Was führst du eigentlich im Schilde, Genoa?« fragte sie streng.
    Genoa
erwiderte nichts und schaute nur lächelnd auf den armen Seth Callahan herab,
der von Werkzeug und Kabeln umgeben auf dem Boden der Eingangshalle kniete und
etwas vor sich hinmurmelte. Irgendwie sah auch er ganz wie ein verliebter Mann
aus.
    Bonnie
stieß ihre Schwägerin sehr undamenhaft in die Rippen. »Du tust absichtlich so
geheimnisvoll!«

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