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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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die Augen auf.
    »Ich werde
Personal benötigen«, sagte sie, als sie an ihm vorbei zur Tür ging. »Mindestens
eine Köchin und ein Dienstmädchen. Wenn Sie jemanden kennen, der eine solche
Stellung sucht, setzen Sie sich bitte unverzüglich mit mir in Verbindung.«
    »W-wo kann
ich Sie erreichen?« wagte Mr. Oldmixen zu fragen.
    »Wo? Hier
in Parable natürlich«, erwiderte Annabel. Fern der Versuchung. »Sie
werden morgen früh meinen Scheck erhalten, und dann ziehe ich ein.«
    Mr.
Oldmixens Lippen zuckten, aber kein Wort kam heraus, als er Annabel nachsah,
wie sie die Stufen zum Bürgersteig hinunterstieg und sich in Gedanken die
Hände rieb.
    Sie betrat
noch kurz den Gemischtwarenladen, um eine Bestellung aufzugeben, und holte dann
ihren Wagen und ihre Pferde, die noch vor der Bank standen, um zu Jessie
weiterzufahren, die auf der anderen Seite der Stadt, in entgegengesetzter
Richtung von ihrem eigenen, neu erstandenen Haus wohnte.
    Jessie
reagierte überrascht, aber nicht unfreundlich, als sie die Haustür öffnete und
ihre Schwägerin auf den Eingangsstufen sah.
    »Es tut mir
leid, daß ich dich einfach so überfalle«, sagte Annabel, »aber ich habe nicht
eine einzige Visitenkarte
mitgebracht – sonst hätte ich Hilditch mit einer vorbeigeschickt, um dich zu
warnen.«
    Jessie
öffnete die Moskitogittertür. »Großer Gott, Annabel, wir halten uns hier nicht
mit solch lächerlichen Kleinigkeiten wie Visitenkarten auf. Das müßtest du
doch eigentlich noch wissen.«
    Ein bißchen
verunsichert nahm Annabel die Einladung ihrer Schwägerin an und betrat das
Haus, wo sie ihren Sonnenschirm und ihre Handschuhe ablegte. Vielleicht war
ihre Entscheidung ein bißchen überstürzt gewesen ...
    »Nun sei
nicht gleich eingeschnappt, Annabel«, meinte Jessie begütigend. »Ich wollte
dich nicht kränken. Komm herein und mach es dir im Wohnzimmer bequem, während
ich Tee und Sandwiches bereite.«
    Annabel
hatte nichts mehr gegessen seit ihrem mißglückten Frühstück an diesem Morgen
und hatte deshalb Hunger. Und sie sehnte sich nach einer Tasse Tee; Charlie
schien keinen zu haben in seiner schlichten Küche.
    »Danke«,
murmelte sie.
    Als Jessie
Annabel zu einem Sessel geführt hatte, verschwand sie, um kurz darauf mit einem
silbernen Tablett zurückzukehren. Wenigstens ein bißchen Eleganz hat in
Parable überlebt, dachte Annabel, als Gabriels Schwester aromatischen Tee und
feine Sandwiches servierte.
    Annabel
griff herzhaft zu, konnte gar nicht anders, denn obwohl sie eine Frau von
großer Energie und beachtlichem Durchhaltevermögen war, besaß sie auch einen
gesunden Appetit. Gabriel hatte früher, als sie jünger waren, oft die etwas
unhöfliche Bemerkung fallenlassen, daß sie mehr aß als er selbst.
    Jessie
beobachtete sie mit einem schwachen Lächeln. »Ich sehe, daß Charlies Küche sich
nicht gebessert hat«, bemerkte sie.
    Annabel
errötete verlegen. »Ich fürchte, ich habe meine Manieren vergessen«, sagte sie,
während sie mit einer gestärkten Leinenserviette ihren Mund abtupfte. »Und der
Gerechtigkeit halber muß ich zugeben, daß nicht Charlie die Schuld an meinem
Hunger trägt, sondern meine eigenen sinnlosen Versuche, mir etwas zum
Frühstück zu machen.«
    Darauf
lachte Jessie. »Du hast mir gefehlt, Annabel – obwohl ich zugeben muß, daß es
auch Zeiten gab, in denen ich am liebsten nach England gefahren wäre, um dich
persönlich zur Rede zu stellen.«
    Die
Bemerkung erforderte keine Erklärung, und Annabel verlangte auch keine. Jessie
war Gabriels Schwester, seine einzige lebende Verwandte außer Nicholas, und sie
hatten sich stets sehr nahegestanden. Da war es nur natürlich, daß Jessie
Gabriels Partei ergriff und wenig oder gar nichts darauf gab, daß Annabel
nicht ganz allein die Schuld an dem trug, was geschehen war.
    »Ich habe
ein Haus gekauft«, erzählte Annabel. Jessie beugte sich vor, so hastig, daß sie
fast die Tasse umstieß. »Was? Hier – in Parable?«
    »Ja«, sagte
Annabel, und es klang ein bißchen trotzig.
    »Ich
verstehe nicht.«
    Annabel
befingerte ihre Serviette. »Ich kann nicht länger Gabriels Gastfreundschaft in
Anspruch nehmen«, erwiderte sie leise. »Es gehört sich nicht.«
    »Du bist
immer noch seine Frau und Nicholas' Mutter.«
    »Jessie«,
sagte Annabel, jetzt etwas lauter und entschiedener,
»du weißt sehr gut, daß Gabriel und ich keine richtige Ehe führen. Ich würde
gern eine Weile in Parable bleiben – vor allem wegen Nicholas –, aber das
ändert

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