Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
Vom Netzwerk:
aufzuschieben. Sie schaute sich rasch um, und
obwohl auf dem Hof und der Koppel die übliche Geschäftigkeit herrschte, war
niemand in der Nähe, der sie hören konnte. »Reitest du wirklich in die Berge?«
    Er
erwiderte ihren Blick ruhig, verschränkte die Arme, wie sie es eben auch getan
hatte. Über seine linke Schulter hinweg bemerkte sie Jeffrey, der richtig
unglücklich in seinen schlechtsitzenden Cowboyhosen wirkte und mit wütenden
Schritten auf sie zustapfte, und für einen Moment schloß sie die Augen und
wünschte ihn weit fort. Weit, weit fort.
    »Was soll
das denn heißen, Annabel?« entgegnete Nicholas ruhig, aber seine Augen waren
schmal geworden,
und er sah auf einmal so wütend aus – und Gabriel so ähnlich –, daß Annabel der
Atem stockte.
    Darauf
konnte sie natürlich nur indirekt antworten. »Sattle dein Pferd«, befahl sie,
anstatt zu sagen, was sie
dachte, und trat einen Schritt vor, um Nicholas zu zeigen, daß sie sich durch
nichts von ihrem Kurs
abbringen lassen würde. »Ich möchte mit dir reden, und es ist offensichtlich,
daß wir hier keine Ruhe dazu haben werden.«
    Nicholas,
auch darin war er seinem Vater ähnlich, schien es gewohnt, sich durchzusetzen.
Er wirkte sehr
verblüfft über Annabels entschlossenes Auftreten, hob
jedoch nach kurzem Zögern beide Hände und ließ sie wieder sinken, bevor er sich
abwandte und loszog,
um zu tun, was sie von ihm verlangt hatte. Dabei murmelte er ärgerliche Worte
vor sich hin, und Annabel lächelte im stillen.
    »Du hättest
heute morgen ruhig meine Partei ergreifen können!« brummte Jeffrey
vorwurfsvoll, als er sie
endlich erreichte und vor ihr stehenblieb. »Eine schöne Freundin bist du, wenn
du zuläßt, daß man deinen Gast zwingt, die gleiche Arbeit zu verrichten
wie diese ... diese tabakkauenden Barbaren!«
    »Nun reg
dich nicht so auf, Jeffrey«, erwiderte Annabel mit falscher Freundlichkeit.
»Wenn es dir nicht paßt,
wie du hier behandelt wirst, kannst du ja gehen. Im übrigen ist dies Gabriels
Ranch, nicht meine. Sprich mit ihm, wenn du dich ungerecht behandelt
fühlst. Und vergiß nicht, bitte, daß du selbst um Arbeit hier gebeten hast.«
    Jeffrey
blieb unbeeindruckt – aber das war zu erwarten gewesen. »Du weißt sehr gut, daß
es reine Zeitverschwendung wäre. McKeige mag zwar ein Bauerntölpel
sein, aber er weiß, daß ich hinsichtlich deiner Zuneigung sein Rivale bin und
als solcher ...«
    »Warte«,
sagte Annabel und hob die Hand. »Einen Moment mal, Jeffrey. Du rivalisierst mit
niemandem um etwas, was mich betrifft, und vor allem nicht um meine Zuneigung.
Wenn es das ist, wozu du diesen weiten Weg gekommen bist, tut es mir leid, aber
es ist deine eigene Schuld, daß du die Reise umsonst gemacht hast. Du willst ja
einfach nicht hören.«
    Jeffrey
lief rot an. »Was soll das heißen, ich will nicht hören?« versetzte er. »Ich
habe dir zehn Jahre zu Füßen gelegen, Annabel! Ich habe dir Punsch geholt auf
den Gesellschaften, bin deinen verlorenen Kricketbällen durch Hecken und durch
Zäune nachgejagt, und habe dir Blumen geschickt, wenn du in der Stadt warst
...«
    »Und ich
habe dir in all diesen zehn Jahren stets gesagt, du solltest damit aufhören«,
unterbrach ihn Annabel.
    »Belästigen
Sie die Dame?« fragte Nicholas. Annabel hatte ihn nicht kommen sehen, aber da
war er, hielt ihre Stute am Zügel und seinen eigenen nervösen Wallach. »Ich
hoffe nicht, Mr. Braithewait, denn sonst müßte ich Sie an Ihrem mageren Genick
packen und ihren Kopf zum Abkühlen in die Pferdetränke tauchen.«
    »Rüpel!«
schimpfte Jeffrey, aber er schien zu wissen, genausogut wie Annabel, daß
Nicholas seine Drohung ernst meinte und auch imstande war, sie auszuführen.
Ohne ein weiteres Wort wandte sich Jeffrey ab und stürmte davon.
    Nicholas
schaute ihm grinsend nach. »Ich hoffe, der Kerl bleibt noch eine Weile. Er ist
ausgesprochen unterhaltsam.«
    Annabel
lachte und berührte seinen Arm. »Wo ist dein Vater? Wir sollten ihm lieber
sagen, daß ich dich vom Pfad des Fleißes abgebracht habe, denn sonst wird er
sich fragen, warum deine Arbeit nicht erledigt wird.«
    »Po ist zu
einem der Bergwerke geritten«, antwortete Nicholas und half ihr aufzusitzen,
aus purer Höflichkeit,
denn sie war eine erfahrene Reiterin, die keine Unterstützung brauchte. »Ich
sollte ihn dort treffen – es ging um irgendeinen Erztransport.«
    »Reite voran«,
forderte Annabel ihn auf.
    Sie hatte
sich danach gesehnt, zu reiten, seit sie Warwickshire

Weitere Kostenlose Bücher