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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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woher es stammt. Denn seine
Familie, obwohl von Rang und Namen, ist schon seit einer Ewigkeit bankrott
...«
    Gabriel
trat plötzlich hinter sie, und sie war sich seiner Anwesenheit und Nähe
dermaßen bewußt, daß ihr die Luft knapp wurde und sie verstummte.
    Der Morgen
war schließlich doch gekommen, und der nächtliche Waffenstillstand war vorbei.
    Doch
Gabriel bückte sich und küßte sie auf den Nacken, nachdem er den schweren Zopf
beiseite geschoben hatte. »Wenigstens brauche ich keine Angst vor Konkurrenz
zu haben«, sagte er. »Zumindest nicht bei ihm.«
    Annabel
drehte sich um und schaute zu ihrem Mann auf. »Ich auch nicht«, erwiderte sie.
»Denn ich habe beschlossen, dich zu erschießen, Gabriel, wenn du auch nur eine
andere Frau ansiehst.«
    Julias Name
stand zwischen ihnen, beißend scharf wie Rauch, doch dann war dieser Moment vorbei.
    »Laß es gut
sein, Annabel«, warnte Gabe.
    »Mein
lieber Gabriel«, erwiderte sie ruhig, »ich habe bisher nicht einmal begonnen.«
    Seufzend
richtete er sich auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Na schön«, meinte
er. »Falls du Abstand zu mir brauchst, außer wenn wir beide nackt sind und es
dunkel ist im Haus, kannst du ihn haben.«
    Annabel
spürte, wie sie errötete, vielleicht, weil Gabriel der Wahrheit so peinlich
nahe gekommen war. Nachts, wenn sie intim miteinander waren und er sie in den
Armen hielt, vertraute sie ihm blind. Im hellen Tageslicht jedoch war sie nicht
ganz so zuversichtlich.
    Als
Gabriel, ohne ihr noch einen Blick zu gönnen, auf demselben Weg wie Nicholas
und Jeffrey das Haus verließ, ließ Annabel ihn gehen, weil es ihr widerstrebte,
ihn zurückzurufen.

10. Kapitel
    Annabel stützte die Hände in die Hüften und
betrachtete kritisch die Auswahl an Pferden auf der Koppel, während Nicholas,
eine Schulter an den hohen Zaun gelehnt, geduldig darauf wartete, daß sie sich
für eins entschied. Es waren Arbeitstiere, nicht die
schlanken, langbeinigen Vollblüter, die sie in England geritten hatte, aber sie
sahen kräftig aus und trittsicher.
    Sie
entschied sich schließlich für eine kleine graue Stute, und Nicholas nickte
einem der Männer zu, worauf er dem Pferd ein Halfter anlegte und es in die
Scheune führte.
    »Jessie hat
einen Jungen geschickt, um uns zu sagen, daß sie einige Wagen und ein halbes
Dutzend Männer
braucht, um Möbel von ihrem Haus in deins zu bringen«, sagte er. »Hast du es
dir anders überlegt?«
    Annabel
schüttelte den Kopf, verlegen, weil Nicholas allen Grund besaß zu glauben, sie
habe beschlossen,
auf der Ranch zu bleiben, und nicht nur, weil sie heute den Tag mit Ausreiten
verbringen wollte, statt ihr Haus in der Stadt einzurichten.
    »Nein, es
hat sich nichts geändert«, erwiderte sie traurig – obwohl sich eigentlich sehr vieles verändert hatte oder ihr zumindest
klargeworden war.
    Trotz allem
jedoch wollte Annabel das Haus in Parable behalten und es als ihren
Zufluchtsort einrichten,
denn ohne dieses Haus hätte sie sich hier in diesem weiten und zweifelsfrei
noch wilden Westen genauso heimatlos gefühlt wie Jeffrey.
    »Schon gut,
Annabel«, meinte Nicholas und legte für einen flüchtigen Moment die Hand auf
ihre Schulter. »Wir alle brauchen ab und zu einen Ort, an den wir uns verziehen
können.«
    Das weckte
ihren Ärger, oder vielleicht war es auch nur ihr schlechtes Gewissen, das sich
meldete.
    Sie folgte
Nicholas mit raschen Schritten, als er in die Scheune ging, wo die kleine Stute
gesattelt wurde. »Ist es das, was du denkst?« fragte sie leise. »Daß ich ein
Feigling bin und mich in diesem Haus verstecken will?«
    Nicholas
lächelte und hob beschwichtigend die Hände. »Warum regst du dich so auf? Was
ist denn schlimm daran, wenn man ab und zu allein sein will? Ich reite auch
gern in die Berge, wenn ich meine Gedanken sammeln will.«
    Annabel kam
sich albern vor und legte eine Hand an ihre Kehle. »Entschuldige. Ich hätte
dich nicht so anfahren dürfen. Es ist nur so, daß ich ... nun ja ...«
    »Du
brauchst mir nichts zu erklären«, unterbrach Nicholas sie gnädig und verzog den
Mund zu einem Lächeln, das Annabel als liebenswert und aufreizend zugleich
empfand. »Wolltest du mir sonst noch etwas sagen? Ich möchte den Sattelgurt
noch überprüfen, um zu sehen, ob er richtig sitzt.«
    Er hatte
ihr das Stichwort gegeben, das sie brauchte, wenn auch vielleicht nur unbewußt,
und Annabel ließ sich wie immer von dem Grundsatz leiten, daß es besser war,
unangenehme Dinge nicht zu lange

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