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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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geschehen war. Aber trotz
ihrer Verlegenheit verlor sie ihr Ziel nicht aus den Augen. Mit einem warmen
Lächeln nahm sie den Arm des Captains. »Wir alle haben uns unseren ganz
privaten Herausforderungen zu stellen.«
    »Selbstverständlich«,
erwiderte der Captain und neigte zustimmend den Kopf »Aber Sie – verzeihen Sie
mir bitte die Bemerkung – sehen aus, als ob Sie krank wären.«
    »Ich bin nicht
krank«, erklärte Annabel entschieden. Dann, im nächsten Augenblick, riß sie
sich plötzlich los, wirbelte herum und gelangte noch gerade auf die andere
Wagenseite, bevor sie sich heftig in das Gras erbrach.
    Als sie
jemanden neben sich spürte, der ihr das Haar aus dem Gesicht hielt und ihr eine
Kelle herrlich kühles Wasser reichte, diesmal aus dem Bach, wußte sie, ohne
sich umzusehen, daß es Gabriel war.
    »Es tut mir
leid!« rief sie beschämt.
    »Warum?«
entgegnete Gabriel in aufrichtiger Verwunderung. Aber da war noch etwas
anderes in seiner Stimme – eine Mutmaßung vielleicht. Annabel fühlte sich zu
schwach, um sich zu fragen, was genau es war.
    Sie spülte
ihren Mund aus und trank dann durstig, an Gabriel gelehnt und sich von ihm
stützen lassend, weil ihre Knie zitterten und sie sich nicht sicher war, ob ihr
Magen nicht von neuem rebellieren würde. »Du sagtest, eine solche Reise wäre
nichts für mich. Du hast versucht, es mir zu sagen, aber ich wollte ja nicht
hören – und jetzt habe ich mich vor allen lächerlich gemacht.«
    Er schlang
noch fester seine Arme um sie und zog sie tröstend an sich. »Psst«, sagte er
mit einem leisen Lachen und küßte ihre feuchten Schläfen. »Du bist zu allem
fähig, was du dir vornimmst, Annabel. So ist es immer schon gewesen.«
    Es war eine
rätselhafte Erwiderung, und wieder ließ Annabel sie durchgehen, ohne darüber
nachzudenken. »Ich habe mich nicht mehr so schlecht gefühlt, seit ich ... seit
...« In freudigem Erschrecken brach sie ab und schaute zu Gabriel auf. »Seit
ich mit Susannah schwanger war.«
    Gabriel
grinste. Er war ihr schon wieder einen Schritt voraus gewesen. »Ich erinnere
mich sehr gut daran«, erwiderte er. »Noch keine fünf Minuten, nachdem wir
sie gezeugt hatten – und bei Nicholas war es genauso – fingst du schon mit
dieser Übelkeit an.«
    Ein
Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und in einer Mischung aus Freude und
Bestürzung ließ sie sich an Gabriels starke Brust sinken.
    Er hielt
sie schweigend in den Armen, während die Cowboys die Herde anzutreiben begannen
und so taten, als sähen sie Gabriel und Annabel nicht, als sie an ihnen
vorbeiritten.
    Irgendwann
kamen auch die Hunde, die zu spüren schienen, daß ihre Herrin sich nicht wohl
fühlte, winselten und stießen sie mit ihren langen Schnauzen an. Hilditch
bewahrte rücksichtsvoll Distanz, obwohl auch er sich bestimmt seine Gedanken
machte, und selbst Jeffrey besaß genügend Anstand, um mit den anderen zu
reiten.
    Nach einer
Weile legte Gabriel sehr zärtlich eine Hand unter ihr Kinn und küßte ihre
Stirn. Dann strich er mit dem Daumen ihre Tränen weg und lächelte auf sie
herab.
    »Wir werden
eine Lösung finden, Annabel«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
    Sie glaubte
ihm und nickte. »Du solltest dich beeilen, um deine Männer einzuholen«,
erwiderte sie mit einem unsicheren Lächeln. »Ich komme nach.«
    Wieder
küßte er sie auf die Stirn und hob sie dann auf den Küchenwagen – ein Vehikel,
von dem sie jetzt wünschte, es nie erblickt zu haben –, bestieg sein Pferd und
ritt den anderen Männern nach.
    Es wurde
ein fast unerträglich langer Tag für Annabel, die ununterbrochen auf dem harten
Sitz des alten Karrens saß und sein Holpern und Schütteln in allen ihren
Gliedern spürte. Erst kurz vor der Abenddämmerung
tauchte der hohe Palisadenzaun von Fort Duffield vor ihnen auf.
    Die
Soldaten und Cowboys trieben die blökenden Kälber auf die Koppeln vor dem Fort,
während Annabel, Gabriel und Captain Sommervale durch die großen Tore in das
Innere der Befestigungsanlage ritten.
    Annabel
wußte nicht, ob sie sich freuen oder es bedauern sollte, daß es keine
Zwischenfälle auf dem Weg gegeben hatte. Nicholas begleitete den Erztransport,
der in die entgegengesetzte Richtung zog, und war daher noch lange nicht in
Sicherheit.
    Es gab nur
sehr wenige Frauen in Fort Duffield, nur eine Handvoll Offiziersfrauen und ihre
Töchter, und sie waren so froh, Annabel zu sehen, wie schon vor ein paar Tagen,
als sie auf dem Weg nach Parable hier haltgemacht hatte.

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