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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Falls sie schockiert
waren über ihr Hemd und ihre Hosen, ließen sie es sich nicht anmerken, und
während Gabriel mit Captain Sommervale und einigen der anderen Offiziere
sprach, bat Mrs. Sommervale Annabel in ihre Wohnung, bot ihr Tee und ein
Zimmer an und ließ ihr ein heißes Bad bereiten.
    Da Annabel
mehrere ihrer großen Reisekoffer in Lavinia Sommervales Obhut zurückgelassen
hatte, konnte sie sich nach dem Bad umziehen und fühlte sich schon sehr viel
besser, als Gabriel mit dem Captain zurückkehrte. Sie trug nun ein Kleid aus
lavendelfarbener Seide und hatte ihr Haar, das noch feucht vom Bad war, lose
im Nacken aufgesteckt.
    Als sie
ihrem Mann gegenübersaß, am reich gedeckten Tisch der Sommervales, fühlte sie
sich wie neugeboren. Sie wußte, daß der sanfte Lavendelton dieses Kleids, das
eins ihrer liebsten war, ihr ebenso schmeichelte
wie das Licht der Kerzen, die auf dem festlich gedeckten Tisch brannten. Als
Gabriel sein Weinglas in einem unausgesprochenen Toast zu ihr erhob, begann ihr
Herz schneller zu schlagen, und ein erwartungsvolles Prickeln breitete sich in
ihrem Körper aus.
    Sie liebte
Gabriel, daran bestand kein Zweifel, auf eine Art und Weise, wie sie ihn noch
nie zuvor geliebt hatte. Jetzt, wo sie älter war und klüger, besaß sie genug
Vertrauen in sich selbst und ihre eigenen Instinkte, um ihm uneingeschränkt
ihre Seele und ihr Herz zu öffnen. Gabriel in ihrem Körper aufzunehmen, war im
Vergleich dazu sehr leicht gewesen. Ihm ihr Herz zu öffnen, war etwas unendlich
viel Intimeres, das ihr erst jetzt gelungen war und all diese Jahre der
Trennung und des Leids erfordert hatte.
    Sie hatte
so viel verloren in dieser Zeit der Vorbereitung, ihr Mann und ihr Sohn
desgleichen, aber was nützte es schon, darüber nachzugrübeln? Annabel war fest
entschlossen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und die Gegenwart zu leben.
    Später an
jenem Abend, als Gabriel im Sommervaleschen Gästezimmer endlich zu ihr ins
Bett kam, hatte Annabel schon eine ganze Zeit geschlafen. Sie erwachte jedoch
augenblicklich, und obwohl Gabriel keine Lampe angezündet hatte, wußte sie, daß
er beunruhigt war.
    »Was ist?«
fragte sie und berührte zärtlich seinen Arm.
    Gabriel
schüttelte den Kopf, und sein Haar schimmerte im Mondlicht, das durch die
offenen Fenster fiel. »Heute abend nicht«, sagte er.
    Annabel
erschrak, denn noch nie hatte sie einen so mutlosen Tonfall bei ihm bemerkt.
Was mochte hin ter den geschlossenen Türen des Arbeitszimmers besprochen
worden sein, in dem Gabriel und Captain Sommervale fast den ganzen Abend
zugebracht hatten?
    »Nicholas«,
wisperte sie. Sie hatte bisher noch nicht mit Captain Sommervale gesprochen,
weil es ihr von größter Wichtigkeit erschien, den passenden Moment zu wählen.
    »Ja«,
antwortete Gabriel und ließ sich schwer neben sie auf die Matratze sinken.
    Sie nahm
ihn in die Arme, und eng umschlungen blieben sie lange liegen, schweigend, bis
der Schlaf sie schließlich übermannte.
    Die Nacht
verging nur allzu schnell. Sie standen schon früh am nächsten Morgen auf,
kleideten sich an und frühstückten mit Mrs. Sommervale. Der Captain, sagte
sie, sei bereits in sein Büro gegangen.
    Annabel
folgte ihm, während Gabriel mithalf, ihre schweren Koffer, die sie im Fort
zurückgelassen hatte, auf den Küchenwagen aufzuladen. Ein ernster junger Soldat
ließ sie in das Büro des Kommandanten ein.
    Sommervale
seufzte, als er sie erblickte, erhob sich aber und bedeutete ihr mit einer
Geste, Platz zu nehmen. »Ich habe selbst Söhne, Mrs. McKeige«, sagte er ohne
Einleitung und zeigte auf das gerahmte Foto eines jungen Mannes in einem Regal.
»Das ist John, der Älteste.«
    Annabel
zitterte innerlich, aber sie zwang sich, Mut zu fassen. »Dann werden Sie sich
sicher denken können, warum ich hergekommen bin.«
    »Setzen Sie
sich«, forderte der Offizier sie ruhig auf, und erst da merkte Annabel, daß sie
noch stand. Sie setzte sich, schweigend und ganz krank vor Sorge.
Captain Sommervales Gesichtsausdruck war deutlich zu entnehmen, daß er durch
nichts mehr umzustimmen war, was Nicholas' Schuld betraf.
    »Wir haben
Beweise, Mrs. McKeige«, sagte er ruhig. »Es tut mir leid.«
    »Sie irren
sich«, widersprach Annabel und meinte es auch so, von ganzem Herzen.
    »Das«,
antwortete der Captain seufzend, »würde mich mehr freuen, als irgend etwas
anderes es könnte.« Ruhig erwiderte er ihren Blick. »Ich möchte Ihren Sohn
bestimmt nicht leiden sehen, Mrs. McKeige. Aber ich muß

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