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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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meine Arbeit tun.«
    Sie nickte
nur – es gab nichts mehr zu sagen – und verließ schweigend und mit hängenden
Schultern sein Büro. Dies war eine Situation, in der Beharrlichkeit nichts
nützen würde.
    Am späten
Vormittag machten sich Annabel, der Koch und Gabriel, der neben dem Küchenwagen
ritt, auf den Weg zurück zur Ranch. Hilditch war schon früher losgeschickt
worden, genau wie die Cowboys, und da sie zu Pferd sehr viel zügiger
vorankamen, waren sie ihnen bereits weit voraus.
    »Erzähl
mir, was der Captain dir über Nicholas gesagt hat«, verlangte Annabel, als sie
zu einer Rast anhielten und der Koch für einen Moment nicht in der Nähe war.
Sie hatte die Frage lange genug zurückgehalten und gewartet, bis sie mit ihrem
Mann allein war.
    »Die Armee
besitzt nicht zu widerlegende Beweise, daß er an dem Diebstahl jener ersten
Herde beteiligt war«, sagte Gabriel. »Sie wollen ihn anzeigen, und er wird
verhaftet, sobald sie Marshal Swingler gefunden und ihn dazu gebracht haben,
diese Verhaftung vorzunehmen.«
    Annabel
hätte nicht überrascht sein dürfen nach ihrem eigenen Gespräch mit Captain
Sommervale, und doch war sie zutiefst erschüttert. »Es ist nicht wahr«,
murmelte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen, obwohl sie es am liebsten laut
herausgeschrien hätte. »Es ist nicht wahr!«
    »Es gibt
Leute, die bereit sind, gegen ihn auszusagen«, entgegnete Gabriel ruhig und
ohne sie dabei anzusehen. »Angesehene Bürger offensichtlich.«
    »Wer?«
wollte Annabel wissen. »Wer sind diese angesehenen Bürger?«
    »Das wollte
der Captain mir nicht sagen«, antwortete Nicholas. »Das kann er nicht, solange
Nicholas noch frei ist.«
    Bevor
Annabel etwas erwidern konnte, berührte Gabriel ihren Arm und zeigte ihr mit
einer Kopfbewegung einen Reiter in der Ferne, der durch das hohe Gras in ihre
Richtung galoppierte. Stunden schienen zu verstreichen, bevor sie endlich in
der Lage waren, Charlie zu erkennen, der sein altes Maultier zu einem
gnadenlosen Tempo antrieb.
    »Jesus,
Maria, Josef«, murmelte Gabriel, und die Hunde rannten bellend auf den Reiter
zu.
    Annabels
Herz saß in ihrer Kehle, noch bevor Charlie bei ihnen war und sein Maultier
zügelte.
    Zum ersten
Mal, seit Annabel den Indianer kannte, sah sie Verzweiflung und furchtbare
Angst in seinen sonst so unbewegten Zügen.
    Sie wollte
sich die Ohren zuhalten und in die andere Richtung laufen, um die schlechten
Nachrichten nicht zu hören, die er offensichtlich brachte. Doch statt dessen
blieb sie wie erstarrt an Gabriels Seite stehen und hörte ihren eigenen
Herzschlag in den Ohren
hämmern. Auch Gabriel stand völlig reglos da und sagte nichts.
    »Nicholas!«
stieß Charlie schweratmend hervor. »Er ist angeschossen worden.«

14. Kapitel
    Der
Schmerz, der
Nicholas fast die Besinnung raubte, war so heftig und allumfassend, daß er an
nichts anderes mehr denken konnte. Hinzu kam, daß er nicht einmal in der Lage
war, seiner Qual Ausdruck zu verleihen, höchstens durch ein Wimmern, was alles
nur noch viel schlimmer machte.
    Verzweifelt
kämpfte er, um aus seiner Ohnmacht aufzutauchen, doch nur, um gleich darauf
wieder zurückzustürzen, immer und immer wieder, in dieses erstickende Inferno
seines Schmerzes. Beharrlich, wie er war, nahm er jedoch den Kampf von neuem
auf, bis es ihm irgendwann gelang, sich an die Oberfläche des Bewußtseins
vorzutasten.
    Als er die
Augen aufschlug, sah er Marshal Swingler, der sich über ihn beugte – und
fühlte die harte Ladefläche eines Karrens unter seinem Rücken.
    »Halt
durch, Junge«, befahl der Marshal. »Wir haben sie. Sie alle, hörst du? Du
darfst jetzt nicht schlappmachen.«
    Nicholas
konnte nichts darauf erwidern, konnte weder die Augen offenhalten noch mit
seiner Zunge Worte bilden, die so angeschwollen war, daß sie seinen ganzen
Mund ausfüllte, der trocken war wie ein Wasserloch nach einer langen Dürre. Als
könne er Gedanken
lesen, hob der Marshal sanft Nicholas' Kopf an, um ihm aus einer Feldflasche
Wasser einzuflößen.
    Nicholas
schluckte ein wenig und erstickte beinahe an dem Rest, was wieder furchtbare
Krämpfe in seiner Brust und seinem Bauch auslöste. Diesmal war er beinahe froh,
wieder in einen Zustand verwirrter Träume zurückzusinken. Der Schmerz war da,
aber er pochte nur noch wie aus weiter Ferne und war deshalb etwas
erträglicher.
    Und dann
war plötzlich alles wieder da, Sekunde für Sekunde. Er war wieder auf der
Straße mit den Wagen mit dem Silber ...
    Die
Banditen waren

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