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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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»aber ich muß mich darauf
verlassen, weil mein Leben davon abhängt.« Zärtlich ergriff sie Judiths Hand,
führte sie zum Tisch und hieß sie wie eine Gleichgestellte Platz nehmen. Dann
zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich ihrer Dienerin gegenüber. »Hör
mir jetzt gut zu, Judith, und vergiß nichts von dem, was ich dir sage. An jenem
Tag vor zwei Jahren fiel ein leichter Regen, kaum mehr als Nebel, und du sahst mich
zwischen den Grabsteinen von Kenbrook Hall. Da es ein kühler Tag war, kamst du,
um mich zu holen«, das zumindest entsprach der Wahrheit, »doch dann sahst du
die Männer, die hinter den Grabsteinen auf der Lauer lagen und mich erwarteten.
Du konntest mir nicht beistehen, so ganz allein und ohne jemanden in der Nähe,
den du zu Hilfe hättest rufen können, da mein Mann und seine Soldaten zur
Schlacht mit Merrymonts Truppen aufgebrochen waren.«
    Judith war
wie in Trance, umklammerte Glorianas Hände und starrte ins Leere, als spielte
die Szene sich vor ihrem inneren Auge ab. »Ich hörte Euch schreien, Mylady, und
es brach mir fast das Herz, mit anzusehen, wie grob sie Euch davonschleppten –
Euch, die edelste Dame im ganzen Königreich!«
    Gloriana
schluckte. »Es waren Banditen«, fuhr sie ruhig fort. »Fremde.« Niemand durfte
auf den Gedanken kommen, es könne Merrymont gewesen sein, der hinter diesem
Verbrechen steckte, weil es sonst zu neuem Blutvergießen kommen würde. »Ich
schrie und wehrte mich, aber sie schleppten mich fort, und du hast mich von
jenem Tag an bis heute nicht mehr wiedergesehen. Es gelang mir, zu entkommen
und mit der Gauklertruppe nach Hadleigh Castle zurückzukehren.«
    »Ja«,
stimmte Judith hastig zu. »So war es, Mylady. Genau, wie Ihr gesagt habt.«
    Glorianas
Version wurde Judith eingetrichtert, bis sie sie perfekt beherrschte. Als man
sie endlich in Ruhe ließ, war Gloriana überzeugt, daß das arme Geschöpf die
Geschichte inzwischen selber glaubte.
    »Morgen«,
sagte Dane, als Judith sich auf einem Lager aus alten Decken zum Schlafen
hingelegt hatte, »werden wir verkünden, daß Lady Kenbrook in ihr Heim und zu
ihrem Volk zurückgekehrt ist. Natürlich wird eine große Feier folgen.«
    »Gott weiß,
daß wir eine gebrauchen können«, bemerkte Eigg schroff und handelte sich damit
einen bösen Blick von Pater Cradoc ein, der die Bemerkung für unangebracht zu
halten schien, obwohl er sich eines Kommentars enthielt.
    Dane zog
Gloriana in die Arme, und für einen kurzen, wundervollen Augenblick lang
gestattete sie sich zu glauben, daß nun alles wieder gut würde und sie und ihr
geliebter Mann für den Rest ihres Lebens zusammen und glücklich sein würden.

Kapitel
16
    Als
Maxen, Eigg und
Pater Cradoc endlich gingen, schaute Gloriana sich nach der schlafenden Judith
um. »Sieh sie dir an«, murmelte sie, »sie schläft auf dem Boden wie ein Hund.
Menschen sollten nicht unter solchen Bedingungen leben müssen.«
    Dane stand
hinter Gloriana, die Hände auf ihren Schultern. »Wir müssen dir sehr primitiv
erscheinen, nach allem, was du bei den fortschrittlichen Menschen der Zukunft
gesehen hast. Sehnst du dich zurück nach dieser Zeit, nach diesem Ort?«
    Gloriana
drehte sich um und schaute ihrem Gatten in die Augen. Seine Worte hatten
beiläufig geklungen, doch im Schein der Öllampe erkannte sie, daß er besorgt
war. »Nein«, erwiderte sie mit ruhiger Überzeugung. »Ich will nichts anderes,
als bei dir sein.«
    Zärtlich
strich er über ihre Wange. »Aber in jener anderen Zeit ist alles besser,
nicht?« entgegnete er.
    Sie
seufzte. »Das zwanzigste Jahrhundert hat seine eigenen Plagen und Gefahren,
und mir scheint, daß die Menschen sich nicht sehr geändert haben, jedenfalls
nicht im Herzen, und das ist es schließlich, worauf es ankommt.«
    »Du hast
dort einen Mann gekannt – einen Mann, der dich geliebt hat«, beharrte Dane,
aber es klang weder anklagend noch verbittert.
    Lyn
Kirkwood, dachte Gloriana, und die Erinnerung an ihn versetzte ihr einen leisen
Stich. Obwohl sie Lyns Gefühle nie erwidert hatte und auch nie erwidern würde,
vermißte sie ihn und Marge und Janet. Freunde wie jene drei Menschen waren
selten, ganz gleich, an welchem Ort und zu welcher Zeit. »Aber ich habe ihn
nicht geliebt«, erwiderte Gloriana und hielt Danes Blick gelassen stand. »Aber
woher weißt du das eigentlich?«
    »Du hast im
Traum nach jemandem gerufen.«
    Gloriana
schlang die Arme um Danes schmale Hüften und legte das Gesicht an seine
Schulter. »Das mußt

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