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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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daß Danes Plan funktionieren würde, obwohl er ihr sehr
weit hergeholt erschien. Andererseits jedoch handelte es sich hier um einfache
Menschen, die die Geschichte, wenn sie richtig und lebendig dargestellt wurde,
glauben würden. Ganz gewiß war es für sie leichter, an eine Entführung durch
Banditen zu glauben, als sich damit abzufinden, daß ein Mensch aus Fleisch und
Blut sich in nichts auflösen konnte wie Dampf aus einem Kessel!
    »Bring
Judith zu mir«, sagte Gloriana nach kurzer Überlegung, »und auch Eigg und Pater
Cradoc. Wir werden tun, was du gesagt hast, Kenbrook, aber vorher mußt du mir
etwas versprechen.«
    »Was immer
du von mir verlangst«, erwiderte er und strich ihr zärtlich das wirre Haar aus
dem Gesicht.
    »Du
solltest dir deine Antwort gut überlegen«, riet Gloriana ernst. »Denn du weißt
noch nicht, was ich von dir verlangen werde.« Sie atmete tief ein. »Falls das
Schicksal sich gegen uns wenden sollte und ich der Hexerei bezichtigt werde,
mußt du mir schwören – mir und unserem ungeborenen Kind zuliebe –, mein Herz
mit einem Pfeil zu durchbohren, bevor sie mich verbrennen können.«
    Dane
erblaßte. »Ich hoffe zu Gott, daß es nicht soweit kommen wird«, sagte er und
umklammerte ihre Hände. »Aber du hast mein Wort, Gloriana – daß du einen gnädigen
Tod erleiden wirst, durch meine Hand, und nicht die Flammen spüren wirst.«
    »Dann ist
es also abgemacht«, antwortete Gloriana ernst.
    Nachdem sie
zu diesem grimmigen Einverständnis gekommen waren, liebten sie sich wieder, langsam
und beinahe feierlich. Der Höhepunkt ihrer Gefühle war deshalb jedoch nicht
weniger überwältigend, obwohl er die Besiegelung einer tödlichen Übereinkunft
war.
    Als es
vorbei war, goß Dane Wasser in eine Schüssel, und sie wuschen sich. Dann
kleidete er sich an, legte sein Schwert an und verließ das Turmzimmer mit dem
brüsken Befehl, die Tür hinter ihm zu verriegeln.
    Gloriana
tat, wie ihr geheißen worden war, obwohl es ihren Stolz verletzte, zu
gehorchen. Denn ein Befehl blieb schließlich ein Befehl, ganz gleich, wie
vernünftig er sein mochte.
    Für den
Rest des langen Nachmittags beschäftigte sie sich damit, ihre Truhen
auszuräumen und die Kleider zum Lüften über Stühle und Tische zu drapieren.
Eine Weile las sie in einer der wenigen Handschriften, die ihr gehörten, doch
die meiste Zeit schritt sie unruhig vor den hohen, schmalen Fenstern auf und ab
und hielt Ausschau nach ihrem Mann.
    Er erschien
bei Abenddämmerung, in Begleitung von Pater Cradoc und Maxen, dem Waliser, und
auch Judith und Hamilton Egg, der Burgvorsteher, waren mitgekommen. Gloriana,
die sie im Burghof gesehen hatte, wartete schon vor den weitgeöffneten Türen
des Turmzimmers, als sie die Treppe erreichten.
    Judith
stieß einen freudigen Schrei aus beim Anblick ihrer Herrin und warf sich Gloriana
zu Füßen. »Mylady!« rief sie. »Oh, Mylady, wie oft habe ich darum gebetet, und
jetzt hat es sich erfüllt – die Heilige Muttergottes hat Euch Luzifers Hand
entrissen und Euch zu uns zurückgebracht!«
    Gloriana
strich Judith über das Haar. Das Mädchen war ihr immer eine treue, fleißige
Dienerin gewesen und hatte nichts anderes dafür erwartet als Kleidung, Essen
und einen Platz zum Schlafen.
    »Deine
Gebete haben mich gerettet«, erwiderte Gloriana leise. »Steh auf, Judith.
Bitte.«
    Dane
beobachtete sie mit verschränkten Armen, und Eigg zündete eine Lampe an,
während Maxen mit gezogenem Schwert die Tür bewachte. Pater Cradoc nahm
Judiths mageren Arm und zog sie auf die Beine.
    »Armes
Kind«, sagte er, und obwohl er Judith meinte, war sein Blick auf Glorianas
Gesicht gerichtet. Seine Augen verrieten Erstaunen, doch sein Ton und seine Haltung
waren ruhig und gelassen wie immer. »Sie hatte solche Angst an jenem
furchtbaren Tag, daß sie nicht mehr sicher sein kann, was sie sah.«
    Judith schwieg
und weinte still vor sich hin.
    »Banditen
trieben sich damals auf dem Friedhof herum«, sagte Dane. »Sie hielten sich
hinter den Grabsteinen versteckt, nicht wahr, Judith, als deine Herrin sich
dort allein und schutzlos aufhielt?«
    Judiths
Unterlippe zitterte, ihre tränenfeuchten Augen ruhten unverwandt auf Gloriana.
»Sagt mir, was ich gesehen habe, Mylady«, flüsterte sie, »und das werde ich
berichten und niemals davon abweichen, weder auf Erden noch im Himmel.«
    Gloriana
wußte, daß es stimmte, und war gerührt über die Treue ihrer Zofe. »Ich bin
deiner Loyalität nicht würdig«, antwortete sie,

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