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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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an.«
    Während
Eigg sorgfältig sein Messer an einem Stück Brot abwischte, nahm Cradoc sich vom
Tablett eines vorübergehenden Dienstboten eine gebratene Taube.
    »Und nun«,
sagte der Priester kauend, »werden wir uns sicher einen Vortrag über Tugenden
anhören müssen – von niemand anderem als Edward St. Gregory selbst, der mehr
Buße tat als jeder andere Jüngling zwischen hier und London.«
    Unwillkürlich
mußte Gloriana lächeln, als die Edward erröten sah. Es stimmte, daß Edward ein
außerordentliches Talent zum Schabernack besaß, und niemand wußte das besser
als der Mönch, der sie beide unterrichtet hatte.
    Bevor der
junge St. Gregory etwas dazu sagen konnte, entstand Bewegung an der Eingangstür
zur Halle, und Glorianas Lächeln verblaßte.
    Offensichtlich
war Gareth doch noch zum Abendessen erschienen, und Dane begleitete seinen
Bruder.
    Gloriana
wollte sich erheben, denn ihr erster Impuls war Flucht, doch Eigg ergriff ihr
Handgelenk, um sie zurückzuhalten.
    »Es wäre zu
einfach für Seine Lordschaft, wenn Ihr geht«, sagte er so leise, daß nur
Gloriana es verstehen konnte. »Bleibt, Lady Kenbrook, denn es ist Euer gutes
Recht, an diesem Tisch zu speisen.«
    Gloriana
beobachtete ihren Gatten. Seine Wangen waren vom Trinken gerötet, und er
schlenderte durch die Halle, einen Arm kameradschaftlich um die Schultern seines
älteren Bruders gelegt.
    Bewaffnete
aus Kenbrooks schäbiger Truppe umringten sie und grölten ein unanständiges
Tavernenlied, in das die Männer an dem niedriger gelegenen Tisch johlend einstimmten.
    Gareths
Hunde, die geduldig auf Knochen und andere Leckerbissen warteten, stoben unter
dem Tisch hervor und flohen in alle Richtungen. Dies erzeugte einen Ausbruch
rauhen Gelächters, denn diese Tiere waren Jagdhunde, die sich sonst weder vor Wildschweinen
noch vor dem spitzen Geweih eines in die Ecke gedrängten Hirsches fürchteten.
    Gloriana
saß steif da, das Kinn erhoben und die Schultern gestrafft, als sie ihrem
Gemahl entgegensah. Als Kenbrook näher kam, erkannte sie, daß er keineswegs so
betrunken war, wie sie vermutet hatte, doch das war nur ein schwacher Trost.
Seine Augen, blau wie die stürmische See des Nordens, glitzerten vor Trotz und
unterdrücktem Spott.
    Gloriana
umklammerte ihren Becher unwillkürlich fester, und sie mußte dem Impuls
widerstehen, ihn ihrem Gatten an den Kopf zu werfen. Als Dane das Podium
bestieg und hinter ihr stehenblieb, zwang sie sich, ihre Finger zu
entspannen und die Hände locker auf den Tisch zu legen.
    Sie spürte
Kenbrooks Wärme an ihrem Rücken, obwohl sie sich nicht berührten, und ein
machtvolles, primitives Gefühl durchfuhr sie. Danes Atem streifte ihren Nacken,
als er sich vorbeugte, um leise in ihr Ohr zu sprechen; ein Schauder lief über
ihren Körper, der auf eine höchst merkwürdige Art reagierte. Ihre Brustspitzen
verhärteten sich, sie fühlte ein seltsames Ziehen in ihrem Schoß.
    »Geh«,
befahl Kenbrook ruhig, »und verhülle dein Haar.«
    Gloriana
wandte sich auf der harten Bank um und schaute zu ihm auf. Er roch nach Bier,
aber seine Augen waren klar, und er sprach auch nicht mit schwerer Zunge. Sie
wollte schon etwas erwidern, doch dann verzichtete sie darauf. Nicht etwa, weil
sie Angst vor diesem Fremden hatte, der ihr rechtmäßiger Gemahl war, nein, sie
hatte keine Lust, den anderen Anwesenden ein amüsantes Schauspiel zu bieten.
    Edward
erhob Protest, doch er hatte gerade erst ein paar Worte gesagt, als Dane ihn
unsanft am Arm packte.
    »Hüte deine
Zunge, Welpe«, warnte Kenbrook. »Ich dulde keine Einmischung.«
    Gloriana
begann allmählich die Beherrschung zu verlieren. »Laßt ihn los«, zischte sie.
»Sofort!«
    Dane lachte
und zog den Arm zurück, und Gloriana dachte, daß Edward am nächsten Morgen
etliche blaue Flecken haben würde. Und das nur, weil er sie hatte verteidigen
wollen.
    Langsam und
mit aller Würde, die sie aufbringen konnte, erhob sich Gloriana; ihre Wangen
brannten. Sie nickte Kenbrook flüchtig zu – ihm mehr Höflichkeit zu erweisen,
brachte sie nicht über sich –, raffte ihre Röcke und rauschte an ihm vorbei.
    Doch statt
seinen Platz neben Gareth einzunehmen, folgte Kenbrook ihr in den Korridor vor
der grollen Halle, wo er ihren Ellbogen ergriff, so sanft, daß sie es fast
nicht spürte, und gleichzeitig so fest, daß sie ihm nicht hätte ent kommen
können. Da es sinnlos gewesen wäre, Kraft zu verschwenden, nur um sich
lächerlich zu machen, versuchte Gloriana erst gar nicht,

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