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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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musterte.
    Er fuhr
sich seufzend durch sein Haar. »Du siehst schrecklich aus«, sagte er, statt auf
ihre Frage zu antworten. »Was hast du bloß getrieben?«
    Gloriana
dachte an die Puppe, die sonderbaren Kleidungsstücke, die Schuhe, die mit
nichts vergleichbar waren, was es im dreizehnten Jahrhundert gab. »Ich bin dir
keine Rechenschaft schuldig«, erwiderte sie kühl. »Dies ist mein Haus, und was
ich innerhalb dieser Mauern anstelle, ist ausschließlich meine Sache.«
    Dane lehnte
sich an die schwere Holztür und stieß einen weiteren Seufzer aus. Seine Arme
hatte er vor der Brust verschränkt, wie es seine Gewohnheit war. »Darüber will
ich nicht mit dir streiten«, sagte er nicht unfreundlich. »Zumindest jetzt
nicht. Du scheinst erzürnt zu sein, und das ist meine Schuld. Es tut mir
aufrichtig leid, falls ich dich gekränkt habe.«
    Gloriana
wartete schweigend ab. Daß es Kenbrook leid tat, hieß noch lange nicht, daß er
es sich mit der Annullierung ihrer Ehe anders überlegt hatte. Denn das verriet
ihr sein Gesichtsausdruck.
    »Mit der
Zeit«, sagte er, »wirst du es verstehen.«
    Gloriana
unterdrückte den unziemlichen Impuls, ihm auf die Stiefel zu spucken. »Ich
verstehe es jetzt schon«, entgegnete sie, ohne die Stimme zu erheben. »Du bist
ein Schuft, ein Lügner und Betrüger. Ich bin froh, wenn ich dich nicht mehr zu
sehen brauche.«
    Dane
schüttelte den Kopf und löste sich von der Tür, mit einer Geschmeidigkeit und
Anmut, die Glorianas Herz schneller schlagen ließ. »All das bin ich«, stimmte
er zu, »und noch viel mehr.«
    Seine Worte
nahmen ihrem Zorn die Leidenschaft, und das empörte sie. »Bitte geh«, sagte
Gloriana.
    Statt
dessen kam er näher, legte eine Hand auf das Treppengeländer und schaute durch
Wimpern, die viel zu lang für einen Mann waren, auf Gloriana herab. »Ich habe
heute Lady Elaina gesehen«, bemerkte er, als hätte Gloriana ihn nicht eben
erst aufgefordert, ihr Haus zu verlassen. »Sie möchte, daß du sie morgen aufsuchst.«
    Diese
wenigen Worte genügten, um Glorianas Stimmung zu verändern. »Wie geht es ihr?«
erkundigte sie sich leise.
    Dane
erwiderte nichts, aber das war auch gar nicht nötig, denn die Antwort stand
klar und deutlich in seinem Gesicht geschrieben.

Kapitel
4
    Der
Abendgottesdienst,
den Pater Cradoc in der Kapelle abhielt, bedeutete formal das Ende des heutigen
Ruhetages. Gloriana nahm daran teil, mit einem sauberen Gewand aus violettem
Stoff bekleidet und einem weißen Wimpel, jener enganliegenden Haube, die
fest ihr Gesicht umschloß. Sie war mit ihrem Herzen jedoch nicht bei den
Gebeten, als sie dort in ihrer Bank saß; zu viele andere Angelegenheiten
beschäftigten sie.
    Dane war
wie immer ein Teil ihrer Gedanken, und selbstverständlich auch Elaina, die um
Glorianas Besuch am nächsten Tag gebeten hatte. Und dann, wie ein Dorn in einer
eiternden Wunde, war da diese Französin, Mariette de Troyes, die mit ihrer Zofe
und dem rothaarigen Mann namens Maxen unauffällig im Hintergrund der Kapelle
saß. Mariette war auf eine zarte, ätherische Weise schön – aber viel zu
schwach, dachte Gloriana gehässig, um sich einem Mann wie Kenbrook
gegenüber zu behaupten.
    Aus
Höflichkeit vielleicht, obwohl Gloriana ihrem Mann eine solche Feinfühligkeit
gar nicht zutraute, hatte Kenbrook in der ersten Reihe der alten Kapelle Platz
genommen. Gareth saß zu seiner Rechten, Edward zu seiner Linken.
    Pater
Cradoc, wie es seine Art war, dehnte die Messe zu einer endlosen Folge von
Litaneien aus.
    Ein
Festmahl würde auf die Messe folgen, das erste von vielen, die geplant waren,
um Edwards Erhebung in den Ritterstand, genauso die der sieben anderen jungen
Männer, die mit ihm ausgebildet worden waren, zu feiern. Bestimmt wird
Mademoiselle de Troyes an unserem Tisch sitzen, dachte Gloriana unglücklich.
Vielleicht war sie sogar dreist genug, sich neben Dane zu setzen, als wäre sie
bereits seine Frau.
    Die
Vorstellung einer solchen Demütigung ließ Gloriana vor Zorn erröten, und
obwohl sie eben noch sehr hungrig
gewesen war, weil sie die Mittagsmahlzeit ausgelassen hatte, drehte sich ihr
nun der Magen herum.
    Dann war
die Messe vorbei, und Gareth, in seiner Eigenschaft als Lehnsherr fast
sämtlicher Anwesender, war der erste, der sich erhob und durch das Mittelschiff
zum Ausgang schritt. Dane, der hinter ihm ging, hielt vor Glorianas Bank inne
und schaute in einer Mischung aus Belustigung und Neugier auf sie herab.
    Am liebsten
hätte sie ihren Schleier

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