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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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Mischung aus Zärtlichkeit und Furcht
legte sie alles rasch wieder in die Truhe zurück und schloß den Deckel. Sie
begriff bis heute nicht, was damals, vor all diesen Jahren, mit ihr geschehen
war, aber sie wußte, daß Edwenna gut daran getan hatte, die Sachen zu
verstecken. Die Bewohner von Hadleigh Village hätten sie ganz zweifellos als
Hexe angeklagt, wenn sie diese seltsamen Gegenstände je zu Gesicht bekommen
hätten.
    Es kam
nicht sehr oft vor, daß jemand auf dem Scheiterhaufen oder am Galgen starb,
weil er angeblich mit dem Teufel im Bunde stand, aber die Hexenfurcht war weit
verbreitet, und die Menschen wollten das vernichten, was sie nicht verstanden
und wovor sie Angst hatten. Stirnrunzelnd blickt Gloriana auf die Truhe und
zerbrach sich den Kopf darüber, was sie mit den Sachen machen sollte. Ein Teil
von ihr hätte sie am liebsten zerstört und sogar das ganze Haus verbrannt, wenn
es nicht zu umgehen wäre, doch ein anderer Teil von ihr schätzte diese
eigenartigen Besitztümer.
Sie waren schließlich ihre letzte Verbindung zu Megan, dem Kind, das sie einst
gewesen war, und der fernen Welt, die sie verstoßen hatte.
    Sie
schluckte, dann beugte sie sich vor und legte die Stirn an den staubigen Deckel
der alten Truhe. Wenn es doch nur jemanden gäbe, zu dem sie gehen könnte, jemanden,
der ihr Rat und Trost vermitteln konnte. Doch sie vertraute niemandem – weder
Edward, ihrem besten Freund, noch Gareth, so gütig er auch sein mochte, und
schon gar nicht Kenbrook, der nur noch kurze Zeit ihr Gemahl sein würde. Denn
er wollte sie loswerden, um die Französin zur Frau zu nehmen, und hätte sie
vielleicht sogar verraten, um seine Freiheit wiederzuerlangen.
    Gloriana
atmete flach und schnell, ihr war so schwindlig, daß sie befürchtete, das
Bewußtsein zu verlieren. Nein, sagte sie sich und drückte wie das Opfer eines
Giftanschlags die Hände auf den Bauch. Nein, Dane würde nie erlauben, daß man
sie als Hexe verbrannte. Aber vielleicht würde er sie in ein Kloster stecken,
so wie Gareth Elaina in die Abtei verbannt hatte; es würde Kenbrooks Gewissen
beruhigen, wenn er behaupten konnte, seine erste Frau sei verrückt. Er würde
eine Annullierung der Ehe erreichen, und niemand würde es ihm verübeln, wenn er
eine neue Ehe einging.
    Zitternd
erhob sich Gloriana und versuchte ihr Gewand glattzustreichen, obwohl es
hoffnungslos zerknittert und verschmutzt war. Sie straffte die Schultern und
atmete tief durch. Vielleicht, dachte sie, bin ich ja tatsächlich eine Hexe,
ein ahnungsloses Werkzeug Luzifers. Der Gedanke verursachte ihr Übelkeit, denn
obwohl Gloriana eigensinnig war, bei der Messe manchmal träumte, während der
Andacht des öfteren einschlief und sich zudem weigerte, außer in der Kirche ihr
Haar zu bedecken, war sie im Grunde ihres Herzens gut und fromm.
    Sie mußte
diese Sachen aus der Truhe so bald wie möglich loswerden und durfte nie, niemals von ihren Erinnerungen sprechen!
    Mit raschen
Schritten durchquerte sie den Speicher und bückte sich vor der kleinen Tür,
dann betrat sie die schmale, steile Treppe, die nach unten führte. Sich mit
ihren schmutzigen Fingern an der Wand entlangtastend, erreichte sie den ersten
Stock und dann das Erdgeschoß. Die vertraute Umgebung tröstete sie ein wenig;
fast konnte sie sich einreden, daß Edwenna gleich erscheinen und alles wieder
in Ordnung bringen würde.
    Gloriana
setzte sich auf die unterste Stufe und stützte das Kinn auf die Hände. Es waren
keine leeren Worte gewesen, als sie Kenbrook vorhin im Solarium gesagt hatte,
sie würde in ihrem eigenen Hause leben und sich selbst um ihre Angelegenheiten
kümmern. Ihr Stolz würde ihr nie gestatten, unter dem gleichen Dach zu leben
wie Dane St. Gregory, während er einer anderen Frau den Hof machte.
    Eine Träne
des Zorns rann über Glorianas verschmutzte Wange, und sie wischte sie hastig
ab. Das war eine Entscheidung, die sie getroffen hatte – so weit, so
gut. Aber es blieb die Tatsache, daß sie Kenbrook von ganzem Herzen liebte und
ihr Instinkt sie drängte, um ihn zu kämpfen und um die Kinder, die nie geboren
würden, falls er sie verstieß.
    Die
Scharniere quietschten, als die Eingangstür plötzlich aufgestoßen wurde, und
erstaunt und auch ein wenig verärgert schaute Gloriana ausgerechnet zu jenem
Mann auf, über den sie gerade nachgedacht hatte.
    Sie
unterdrückte den Impuls, über ihr Haar und ihr Gewand zu streichen. »Was willst
du?« fragte sie, während sie Dane von oben bis unten

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