Linda Lael Miller
Ihr Haar und ihre
Kleider dufteten so angenehm wie die Glorianas, nach Sommerkräutern und
frischer Luft. »Warum bleibst du hier?« fragte er. »Du bist nicht verrückter
als wir anderen.«
Darauf
wandte sich Elaina ab und schlang die Arme um den Körper, als fröre sie. »Es
ist meine Welt, und ich bin damit zufrieden, zumindest die meiste Zeit.« Einen
Moment senkte sie den Kopf, als drücke ein geheimer Schmerz sie nieder, und als
sie wieder zu Dane aufschaute, schimmerten Tränen in ihren Augen. »Wie geht es
meinem Gemahl? Ist er wohlauf?«
»Gareth
geht es gut. Er vermißt dich, wie wir alle.«
»Ja«,
erwiderte Elaina nachdenklich. »Ich glaube, das tut er, trotz seiner irischen
Mätresse – du weißt schon, diese Annabel.«
Dane
öffnete den Mund, doch bevor er irgendeine platte Beschwichtigung finden
konnte, trat Elaina zu ihm und legte einen Finger an seine Lippen.
»Pst«,
sagte sie. »Fordere nicht mit einer Lüge die ewige Verdammnis heraus. Ich kann
Gareth nicht vorwerfen, daß er woanders Trost sucht – er war immer gut zu mir,
obwohl ich ihm nie eine wahre Gattin war. Glaubst du, daß sie ihm ein Kind
gebären wird?«
»Ich kann
die Zukunft nicht voraussagen«, antwortete Dane sanft, »aber ich glaube es
eigentlich nicht. Solchen Frauen ist Unfruchtbarkeit von Nutzen, und ganz
sicher wissen sie diesen Vorteil auch zu wahren.«
»Es stimmt
mich traurig, daß Gareth niemals Kinder haben wird«, gestand Elaina, und wieder
schien sie ferne, stumme Töne zu vernehmen, die Danes Ohren nicht erreichten.
»Er wäre ein wunderbarer Vater.«
Dane
nickte. »Gareth war Edward und mir ein guter Bruder und hat uns den Vater
ersetzt, so gut er konnte.«
Elaina
kehrte zu der Bank zurück, auf der sie vorher gesessen hatte. Als sie ihre
Hände im Schoß verschränkte, sah sie rein und friedlich wie ein Engel aus. »Ich
bin an dir verzweifelt«, sagte sie, als Dane schon glaubte, sie hätte wieder
vergessen, daß er da war. »Ich fragte mich, ob du je heimkehren und deiner
schönen Gloriana ein Gemahl sein würdest.«
»Darm
kennst du sie also.« Mehr wußte Dane darauf nicht zu sagen.
»Natürlich
kenne ich sie«, entgegnete Elaina lachend, und als sie ihn ansah, war sie
wieder ganz die alte. »Gloriana lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in
Hadleigh Castle. Wie alt war sie, als sie deine Frau wurde, Dane?«
»Sieben«,
gestand er. »Es ist barbarisch, Kinder mit Kindern zu verheiraten. Ich werde
so etwas nicht dulden, wenn ich eigene Söhne und Töchter habe.«
Elaina zog
eine Augenbraue hoch und lächelte. »Hüte dich vor überstürzten Schwüren,
Kenbrook«, scherzte sie. »Fordere das Schicksal nicht mit Worten wie > nie < und > immer < heraus ... Aber in diesem Fall war es eine gute
Wahl, eine Ehe, die in einem höheren Königreich als diesem hier geschlossen
wurde.«
Dane setzte
sich neben sie und stieß einen schweren Seufzer aus. »Ich glaube, ich liebe
eine andere Frau«, sagte er. An diesem Morgen, vor der Messe, hätte er noch
geschworen, Mariette ohne Wenn und Aber zu lieben, doch jetzt war er sich
dessen nicht mehr so sicher. Glorianas Feuer hatte ihn versengt, so sehr er
auch wünschte, daß es nicht geschehen wäre. Nie hätte er eine derartige
Schönheit erwartet, ein solches Temperament und eine solche Würde.
»Unsinn«,
meinte Elaina. »Gloriana ist dein Schicksal, und du bist ihres. Ich wußte es,
als sie das erste Mal durch dieses Tor dort drüben schritt.« Sie hob die Hand
und deutete auf ein ganz gewöhnliches Portal, das Dane wieder zu Bewußtsein
brachte, warum Lady Elaina in diesem Kloster lebte statt bei ihrem Gatten.
»Weißt du, was auf der anderen Seite dieses Tores liegt, Dane?«
Traurig
schüttelte er den Kopf. »Nein, meine Liebe.«
»Eine
andere Welt«, erklärte Elaina. Sie war sehr blaß, und er sah unter der dünnen
Haut die zartes blauen Adern an ihrer Schläfe pochen. »Es ist ein Gang zu jener
anderen Welt, die eines Tages unsere sein wird. Es gibt jedoch noch andere
Tore, andere Schwellen und Korridore, die zu anderen ...«
Dane hatte
ihre Hand ergriffen, führte sie an seine Lippen und küßte sanft die
Fingerknöchel. »Pst«, meinte er. »Du bist müde, Elaina. Mein Besuch hat dich
erschöpft, du solltest dich jetzt ausruhen.«
Sie nickte.
»Ja«, erwiderte sie, und in ihren Augen sammelten sich Tränen, als sie sich
von der Bank erhob und Dane ihre Hand entzog. »Ja, ich muß mich ausruhen. Ich
kann sie hören, weißt du.« Elaina legte beide Hände
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