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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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Qual, von ihm
getrennt zu sein. Vielleicht war das der Grund, warum sie sich so verzweifelt
an die letzten Reste ihrer scheinbaren Unabhängigkeit klammerte. »Ich bin
weder ein Tölpel noch ein Krüppel, Lyn«, versetzte sie. »Ich kann sehr gut
selbst für mich sorgen!«
    Lyns
Gesichtsausdruck verriet Erschöpfung. »Ich wollte dich nicht kränken«,
entgegnete er seufzend. »Ich mache mir nur Sorgen ...«
    »Dann hör
auf, dir Sorgen um mich zu machen!« fiel Gloriana ihm ins Wort. »Sobald ich
heute nachmittag aus dem Krankenhaus entlassen werde, fahre ich zurück zum
Laden. Vorausgesetzt natürlich, daß Janet mich noch nicht gefeuert hat.«
    »Du weißt,
daß sie es nicht getan hat. Gloriana, würdest du jetzt bitte vernünftig
sein? Du bist nicht in der Lage, einer Arbeit nachzugehen – nicht einmal einer
so leichten wie in Janets Laden. Du brauchst Ruhe, gutes Essen und eine
friedliche Umgebung ...«
    »Großer
Gott«, rief Gloriana ärgerlich, »du tust, als wäre ich ein Vögelchen mit
gebrochenen Flügeln!«
    »Ich gebe
es auf«, knurrte Lyn und sprang auf.
    »Das wurde
aber auch langsam Zeit«, bemerkte Marge von der Tür her.
    Lyn wollte
etwas sagen, verkniff es sich jedoch und stürmte aus dem Zimmer.
    »Das ist
nur, weil er Sie gern hat«, sagte Marge. Sie hatte eine Ledertasche
mitgebracht, aus der sie nun einen beigefarbenen Pullover, Kordhosen,
Strümpfe, Unterwäsche und Schuhe nahm. Die Kleider, die Gloriana während ihrer
verhängnisvollen Bus-und-Friedhofs-Odyssee getragen hatte, befanden sich
höchstwahrscheinlich in der Wäscherei, falls sie nicht völlig ruiniert waren.
    »Dann soll
er aufhören, mich gern zu haben«, murmelte Gloriana, verschränkte die
Arme und schloß für einen Moment die Augen, um Tränen purer Frustration zurückzudrängen.
»Er ist ein netter Mann. Er verdient es nicht zu leiden.«
    »Aber das
ist seine eigene Entscheidung, nicht?« versetzte Marge. »Sie können die
Menschen nicht vor ihren Gefühlen schützen, Gloriana. Sie sollten es nicht
einmal versuchen, denn das wäre schlecht für alle. Kommen Sie – wir ziehen Sie
jetzt an, und dann fahre ich Sie zu Janets Geschäft.« Sie klopfte auf die
Tasche ihres Schwesternkittels, den sie über passenden weißen Hosen trug. »Ich
habe ein Rezept, das wir auf dem Weg in der Apotheke holen können. Sie brauchen
Vitamine und andere Medikamente, damit Ihre Erkältung sich nicht
verschlimmert.«
    Gloriana
überließ sich Marges liebevollem Kommando, und bald war sie angezogen und wurde
in einem Rollstuhl aus dem Krankenhaus gefahren. Ihre Beine waren noch ein
wenig unsicher, aber sie wäre trotz allem lieber selbst gegangen, als sich
fahren zu lassen. All dieses Getue ging ihr mächtig auf die Nerven.
    Nach einem
kurzen Besuch in der Apotheke – Gloriana wartete im Wagen, während Marge
hineinging –, fuhren sie weiter zu Janets Wohnung. Dort atmete Gloriana
erleichtert auf – solange sie nicht in Kenbrook Hall sein konnte, bei Dane und
ihrem Haushalt voller Dienstboten und
Soldaten, war Janets kleine Wohnung nicht das Schlechteste. Zumindest konnte
sie hier so tun, als sorgte sie für sich selbst.
    Sie
bedankte sich bei Marge für deren Hilfe und war froh, als die fürsorgliche
Frau, nachdem sie ein Feuer im Kamin angezündet und eine große Kanne Tee
gekocht hatte, endlich aufbrach.
    Gloriana
schluckte ihre Vitaminkapseln und die Antibiotika, und als sie sich danach in
den bequemen Sessel am Kamin setzte, versank sie fast augenblicklich in einen
erholsamen, traumlosen Schlaf. Als sie erwachte, hockte Lyn vor dem Feuer und
legte Scheite nach. Ein köstliches Aroma erfüllte die Luft im Raum, und
Kirkwood sah so einsam und verwundbar aus, daß Gloriana ihren früheren Ärger
vergaß und ihn in freundlichem Ton begrüßte.
    »Betrittst
du immer anderer Leute Wohnungen, ohne dich vorher anzukündigen?«
    Er warf ihr
über die Schulter einen Blick zu und schenkte ihr ein ernstes, trauriges
Lächeln. »Nur, wenn ich hundertmal geklingelt und keine Antwort erhalten habe.
Wie fühlst du dich, Gloriana?«
    »Müde, aber
besser. Und du?«
    Er lachte
wehmütig. »Als wäre ich rückwärts durch ein Astloch gezogen worden, wie die
Yankees sagen.«
    Gloriana
mußte über das Bild lachen, das seine Bemerkung heraufbeschwor. Als sie jedoch
die Qual erkannte, die Lyn so mühsam zu verbergen suchte, wurde sie wieder
ernst. »Du warst sehr gut zu mir«, sagte sie behutsam. »Und dafür bin ich dir
dankbarer, als du jemals ahnen wirst.

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