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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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dem Magier. »Wohin
geht Ihr?« fragte sie.
    »Nach
Hadleigh Castle«, war die Antwort, und ein tiefer Seufzer folgte. »Die
Menschen trauern dort, es ist kein Glück zwischen diesen Mauern zu finden.«
    Das Wissen
um das Leid in ihrer Familie traf Glorianas Herz wie eine Lanze, doch diesmal
beherrschte sie ihre Gefühle. Sie hatte in Lyns Welt den Fehler gemacht, ihren
Gefühlen nachzugeben und im Regen durch die Ruinen von Kenbrook Hall zu laufen,
und war nicht bereit, ihren Irrtum zu wiederholen.
    »Ich würde
mich gern Eurer Truppe anschließen«, erklärte sie. Auf diese Weise würde sie
ein Kostüm erhalten, um ihre seltsamen, modernen Kleider zu verbergen, und
vielleicht sogar eine Maske, hinter der sie ihr Gesicht verstecken konnte. So
begierig Gloriana auch war, ihren Gemahl wiederzusehen, hatte sie doch nicht
vergessen, daß sie in Arthur Steinbeths Manuskript vom Tag ihres Verschwindens
an als die Hexe von Kenbrook bezeichnet worden war. Sich offen zu zeigen, ohne
eine Einschätzung der Lage zu haben, konnte sie auf den Scheiterhaufen bringen.
    »Was könnt
Ihr?« fragte der Anführer der Truppe lächelnd. »Könnt Ihr tanzen, zaubern oder
Feuer schlucken?«
    Gloriana
überlegte rasch. »Ich glaube, ich könnte tanzen«, erwiderte sie zweifelnd.
Dann hellte sich ihre Miene auf, weil sie an alles dachte, was sie im
zwanzigsten Jahrhundert gesehen und gehört hatte. »Und ich habe Geschichten zu
erzählen.«
    »Ein
Märchenerzähler also.« Er berührte ihr Haar, neugierig, aber nicht respektlos.
»Seid Ihr ein Jüngling oder eine Frau?«
    Gloriana
schaute auf den weiten Pullover herab, den sie über den Hosen trug. Ihr Busen
zeichnete sich kaum unter der dicken Wolle ab. »Was wäre günstiger?« entgegnete
sie und hielt dem Augenzwinkern des Magiers gelassen stand.
    Er warf
seinen buschigen Schopf zurück und lachte schallend. »Ihr könnt wählen? Großer
Gott, Ihr wärt der König aller Gaukler, wenn ihr beides sein könntet!«
    »Ich bin
eine Frau«, gestand Gloriana leise und hoffte, daß er keine Erklärung für ihr
kurzes Haar verlangen würde. Nach den Maßstäben des zwanzigsten Jahrhunderts war
es noch immer ziemlich lang, da es ihr bis auf die Schultern reichte, aber dies
war das dreizehnte Jahrhundert, wo Frauen es ihr Leben lang nicht schnitten.
    »Aha«,
erwiderte der Magier nur und reichte ihr die Hand. »Ich werde Romulus genannt.
Ihr werdet mit uns nach Hadleigh Castle reisen, Mylady, und dann ... Wer weiß?«
    Glorianas
Augen wurden schmal. Es war, als wüßte Romulus schon, wer sie war, und hätte
sie erwartet. Aber als einer der anderen Schausteller ihr ein leuchtendrotes,
goldbesticktes Gewand mit Kapuze in die Hand drückte, zögerte Gloriana nicht,
es anzunehmen.
    Sie zog es
über ihre Kleider und verbarg ihr Haar unter der Kapuze. Als niemand hinsah,
hob sie eine Handvoll Erde auf und beschmutzte damit Gesicht und Hände, um den
anderen Mitgliedern der Truppe noch ähnlicher zu sehen.
    Nachdem
Romulus einige kurze Befehle erteilt hatte und der einzige Eselskarren mit
verschiedenen Dingen beladen worden war, machte sich die Truppe auf den Weg
nach Hadleigh.
    Gloriana
versuchte gar nicht erst, ein Gespräch mit ihren Gefährten zu beginnen; sie war
viel zu sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft. Ein Teil von ihr wäre am liebsten
vorausgeeilt, um Dane zu sehen, während ein anderer Teil von ihr sie drängte,
in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen.
    So ging sie
einfach weiter, mit gesenktem Kopf und das Gesicht unter der weiten Kapuze
verborgen.
    Ein
schlankes Mädchen in einem fadenscheinigen braunen Kleid gesellte sich zu ihr.
Wie alle anderen außer Romulus war sie ungewaschen und schien sich dieser Tatsache
nicht im mindesten bewußt zu sein.
    Gloriana,
die schon immer Wert auf Sauberkeit gelegt hatte, selbst vor ihrem Besuch in
der modernen Welt, mußte sich zusammennehmen, um nicht die Nase zu rümpfen.
    »Ich bin
Corliss«, sagte das Mädchen so freundlich, daß Gloriana nicht das Herz
aufbrachte, es zu kränken. »Ich tanze und deute Runen.«
    Gloriana
wußte, daß ihr Lächeln ein bißchen traurig war, aber daran war nichts zu
ändern. Corliss konnte unmöglich älter als zwölf Jahre sein, und doch war sie ganz
offenbar ganz auf sich allein gestellt, tanzte vor Fremden und dachte sich
Geschichten über eine ungewisse Zukunft aus. Der Himmel wußte, was das Kind
sonst noch alles tat, um in dieser harten Welt zu überleben. »Vielleicht
sollte ich dich bitten, mir die

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