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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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erleichtert. „Ich weiß, dass eine schwierige Trennung hinter dir liegt und eine neue Beziehung für dich zurzeit nicht in Frage kommt. Eine Beziehung mit einem Arzt, der alles besser wissen will und der Gläser auf Untersetzer stellt.“
    Paula prustete los. Der letzte Satz löste ihre Anspannung wie ein Windstoß, der den Samen einer Pusteblume zerstob.
    „Glaubst du, ich weiß nicht worüber du dich vorhin amüsiert hast“, warf er lachend ein.
    Paula schüttelte den Kopf und lachte lauthals, bis ihr der Bauch wehtat und ihr die Tränen hinabliefen. Steffen beobachtete sie vergnügt. So wollte er sie sehen: Unbeschwert und nicht grübelnd über die Eventualitäten des Lebens. „Ja, ich bin ganz schön verkorkst, nicht wahr? Wird Zeit, dass mir das jemand austreibt.“
    Paula nickte bejahend. „Untersetzter gehen gar nicht.“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.
    „Ab morgen wirst du sie nie wiedersehen. Versprochen.“ Steffen legte sich die Hand aufs Herz.
    „Gut.“
    „Wollen wir noch einen Film sehen?“ Steffen machte Anstalten aufzustehen, aber Paula hielt ihn am Arm zurück.
    „Hast du Musik da? Wir können noch mehr Wein trinken und uns über Gott und die Welt unterhalten“, schlug sie vor.
    „Okay. Ich fürchte allerdings, mein Musikgeschmack ist vor zehn oder fünfzehn Jahren stehen geblieben.“
    „Das macht nichts, dann schwelgen wir in alten Zeiten.“
    Sie begannen in seiner CD-Sammlung zu wühlen, legten eine CD nach der anderen auf, lachten über die Lieder, die sie gemeinsam kannten, errieten die Titel und tranken Wein. Das ernste Gespräch war vergessen, blieb ihnen aber im Gedächtnis. Sie würden das Gespräch fortsetzen müssen, aber nicht an diesem Abend und nicht in diesen Stunden, die mit fröhlichem Lachen ausklangen.

20
    Nachmittags klingelte es an der Tür. Paula zeigte sich wenig überrascht, denn seitdem sie hier wohnte, war es eher ungewöhnlich, wenn es mal nicht läutete. Die Menschen nahmen Anteil an ihrem Leben und es gefiel ihr. Das war in München ganz anders gewesen, da hatte sich jeder nur um seinen eigenen Kram gekümmert.
    Vor der Tür stand Magarete mit einem Teller Kuchen in der Hand, den sie Paula entgegenhielt.
    „Lust auf Kuchen, Kaffee und einen Plausch?“
    Paula zeigte sich gutgelaunt. „Ich stelle gleich den Kaffee an.“ Sie verschwand in der Küche, Magarete kam hinter ihr her.
    Magarete beobachtete Paula schelmisch lächelnd, wie sie den Kaffee vorbereitete. Paula erhaschte einen Seitenblick auf Magarete. „Sag mal Magarete, hat dieses, na sagen wir mal Dauergrinsen, einen Grund?“
    „Ach, weißt du“, begann sie, während sie den Teller auf dem Tisch abstellte, „heute Morgen traf ich Frau Lindner.“
    „Aha, daher weht der Wind.“ Paula zog die Nase kraus. Frau Lindner bedeutete Klatsch, der vermutlich ihre eigene Person betraf.
    „Erst unterhielten wir uns über Günther. Die Geschichte, wie er dein Auto nach München gefahren und was er dort erlebt hat, hörte sich recht interessant an. Frau Lindner wirkte sehr glücklich, was hast du mit ihr gemacht?“
    „Ich? Nichts. Ich habe nur ihren Günther in den höchsten Tönen gelobt.“
    „Das erklärt einiges.“ Magarete schwieg.
    „Magarete?“
    „Ja?“
    „Und das andere?“
    „Ach das!“ Magarete tat überrascht. Paula erkannte ihre schauspielerische Leistung durchaus an. Mit ihren fünfundachtzig Jahren hatte sie es immer noch faustdick hinter den Ohren. Paula sah, wie sie sich einen feixte.
    „Na ja, Frau Lindner hat dich mit Steffen und Kira wegfahren sehen“, rückte Magarete endlich heraus.
    „Und?“ Paula schnitt den Kuchen in kleinere Stücke und tat unbeteiligt.
    „Und dann bist du erst spät in der Nacht nach Hause gekommen.“
    „Die Frau schläft wohl nie. Gibt es doch nicht.“ Paula war nicht böse darüber, eher erheitert. Aber warum lächelte Magarete immer noch verschwörerisch? Paula durchzuckte ein Geistesblitz.
    „Nee, nicht, was du denkst, oder Frau Lindner.“ Paula schüttelte energisch den Kopf. „Es ist nichts passiert, wir sind nur Freunde.“ Himmel, dachte sie, jetzt rechtfertigte sie sich schon wieder. Das passierte ihr im Zusammenhang mit Steffen andauernd.
    „So so, Freunde“, bemerkte Magarete ironisch.
    „Ja, nur Freunde.“
    Magarete beließ es dabei. Paula würde noch lange brauchen um zu verstehen, welches Juwel ihr bereits zu Füßen lag.
    „Ich gehe schon mal ins Wohnzimmer“, schlug Magarete vor und verschwand.

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