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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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eigentlich wollte ich zahlen“, beschwerte Steffen sich halbherzig.
    „Ich nehme nachher gerne ein Stück Kuchen zu dem Gratis-Kaffee, oder auch zwei. Dann darfst du gerne zahlen.“
    „Abgemacht.“ Steffen drehte sich suchend um. „Wo ist Kira?“
    Paula zeigte in Richtung eines Tiergeheges. „Da hinten bei den Waschbären. Wir sollten etwas Futter kaufen.“
    Mit der Futtertüte bewaffnet, näherten sie sich Kira, die über dem Zaun hing und begeistert die Waschbären beobachtete. Ein dicker Waschbär reckte das niedliche Gesicht in die Höhe und schien das Futter bereits zu riechen.
    „Hier mein Engel, gib ihm etwas.“ Steffen reichte seiner Tochter die Tüte. Belustigt beobachteten die drei, wie der dicke Waschbär das Futter verspeiste und weitere Tiere angelockt wurden, die begannen, sich um das Futter zu balgen.
    Ein Betrachter von außen hätte vermuten können, dass es sich um eine glückliche Familie handelte, die einen Zoobesuch machte. Paula fühlte sich in ihrer Rolle als „Mutter“ sehr wohl. Sie wusste, Kira war nicht ihr Kind, aber so hatte sie sich ihr Leben vorgestellt: mit Mann und Kind oder Kindern. Ihr Herz wurde schwer. Sie haderte mit ihrem Schicksal vielleicht nie eine eigene Familie zu haben, bis Kira ihre Hand ergriff und sie mit zu den Tigern zog. Kira entfernte sie von den schlechten Gedanken, die sie in manchen Momenten unvermittelt plagten.
    So wurde sie durch flinke Äffchen abgelenkt, die wild und laut schreiend in ihren Käfigen umhersprangen. Sie entdeckten die grazilen Geparden in ihrem großen, unübersichtlichen Gehege und wurden auf der Streichelwiese von den gierigen Ziegen fast umgestoßen, die ihnen das Futter aus der Hand rissen.
    Nach der Runde im Zoo ließen sich Steffen und Paula auf den Stühlen des Cafés nieder. Die Sonne lugte hinter den aufgelockerten Wolken hervor. Steffen öffnete die Jacke und streckte das Gesicht der Sonne entgegen.
    „Wie herrlich, endlich kommt die Sonne heraus.“ Leicht blinzelnd beobachtete er, wie Kira auf dem Spielplatz an dem großen Gerüst herumturnte.
    Paula folgte seinem Blick. „Sie ist ein tolles Kind.“
    „Das haben meine Ex und ich gut hinbekommen. Das dürfte auch das Einzige sein. Im Nachhinein gesehen. Wegen Kira halten wir Kontakt und reißen uns zusammen. Vor Kira soll es keinen Streit geben, sie kann ja nichts für unsere Trennung.“
    „Finde ich gut. Sonst hört man eher das Gegenteil.“
    „Tja, leider.“ Steffen wechselte das Thema. „Noch nichts von Herrn Mendelssohn?“ Sein Blick ruhte auf Paula, die enttäuscht den Kopf schüttelte.
    „Nichts. Mir kommt es fast schon wie ein Traum vor. Waren wir wirklich in Lucklum und haben die Nachricht von Friedrich am Baum gefunden?“
    „Dann hätten wir denselben Traum gehabt. Nein, du hast nicht geträumt. Wenn du möchtest, können wir noch mal hinfahren“, schlug er vor.
    „Daran habe ich auch schon gedacht.“ Erleichtert lächelte Paula ihn an. „Vielleicht muss ich mich in Geduld üben. Wenn er sich nächste Woche nicht meldet, dann fahren wir das Wochenende drauf, ja?“
    „Gut.“
    „Ich hatte schon überlegt, Magarete etwas zu sagen, aber das ist wahrscheinlich eine blöde Idee, oder?“ Paula zog die Nase kraus.
    „Ich denke auch. Blöde Idee.“ Steffen grinste.
    „Danke für deine Ehrlichkeit“, erwiderte Paula schnippisch.
    „Gern geschehen. Ärzte können so etwas.“
    Paula stöhnte. „Du musst immer das letzte Wort haben!“
    „Stimmt.“ Steffen lachte herzlich.
    Paula fiel in das Lachen mit ein. Kira hörte sie und kam zu ihnen gelaufen. „Was ist denn so lustig?“
    „Nichts, mein Schatz. Wollen wir los? Es ist schon spät“, stellte Steffen fest.
    „Kommt Paula mit? Wir wollten heute Abend „Ice Age“ gucken. Das wird lustig.“ Kira sah Paula auffordernd an, sich anzuschließen.
    „Ich weiß nicht, ich müsste nach Hause und na ja...“ Paula fiel keine gute Ausrede ein.
    „Ach was, komm schon. Wir essen zusammen Abendbrot und sehen uns den Film an. Dann kannst du meine Räuberhöhle kennenlernen.“
    „Das stimmt doch nicht, Papa. Deine Wohnung ist soooo aufgeräumt und Frau Dietrich macht sie am Freitag immer soooo sauber.“ Kira breitete die Arme weit bei „soooo“ auseinander.
    „Aha, der Herr Doktor leistet sich eine Putzfrau. So so.“
    „Haushaltshilfe“, korrigierte er. „Nobel geht die Welt zu Grunde.“ Er zwinkerte Paula zu und stand auf. „Wollen wir dann in meine blitzblanke Wohnung

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