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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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zwei Stunden nach der Ankündigung seiner Mutter, fliehen zu müssen, tauchte ein dunkler Wagen vor dem Haus auf. Schnelle Schritte eines großen Mannes bewegten sich auf das Haus zu. Er klopfte leise und eindringlich an der Tür.
    Friedrichs Mutter öffnete vorsichtig und lugte hinaus. „Rudolf!“
    „ Judith, seid ihr fertig? Wir müssen los.“ Der Mann an der Tür blickte sich gehetzt um, als ob die Verfolger ihm dicht auf den Fersen seien.
    „ Wo ist Franz?“
    „ Er wartet schon. Wir holen ihn später aus seinem Versteck ab. Beeilt euch bitte“, trieb der Mann uns zur Eile an.
    Gemeinsam schleppten sie die Koffer zum Auto. Mit einem raschen Blick in die Wohnung ging Judith sicher, nichts Wichtiges vergessen zu haben. Sie schloss die Tür hinter sich und warf den Schlüssel im Nachbarhaus bei der Vermieterin in den Briefkasten. Es war keine Zeit für Erklärungen, sie spürte die unterschwellige Angst von Rudolf, der ein enger Freund ihres Mannes war. Sie wurden gejagt.
    Schnell setzte Rudolf den Wagen zurück und fuhr die Straße hinauf. Er bog auf der Dorfstraße nicht in Richtung Braunschweig ab, sondern steuerte den Elm an, dem nahegelegenen Höhenzug. Rudolf wählte für die rasche Fahrt durch die Nacht schmale und abseits liegende Landstraßen. Sie durchquerten etliche kleine Dörfer, die tief verschlafen dalagen und sich keinen Deut um das hindurchrasende Auto scherten.
    Während sich seine Mutter und Rudolf vorne unterhielten, saß Friedrich bedrückt im Fond. Er hatte lange in der Hoffnung nach Lucklum zurückgeblickt, ich hätte gespürt, wie sie fliehen mussten, und ich wäre an der Straße aufgetaucht, um ihm hinterherzuwinken. Ich stand nicht an der Straße, ich schlief schlecht und träumte schlimme Träume, weil ich spürte, dass etwas von großer Bedeutung für mich geschah.
    In einem kleinen Dorf, das nur schwach durch eine Laterne beleuchtet wurde, hielt Rudolf jäh an. Der Wagen kam mit laut quietschenden Reifen zum Stehen. Der laufende Motor dröhnte viel zu laut in ihren Ohren und bang blickten sie sich um, ob nicht jemand auf sie aufmerksam wurde.
    Da tauchte wie aus dem Nichts eine Gestalt auf, öffnete die hintere Tür und stieg ein.
    „ Vater!“, rief Friedrich und fiel ihm um den Hals.
    „ Friedrich“, erwiderte dieser glücklich und drückte seinen Sohn fest an sich. Rudolf indes verlor keine Zeit und gab Gas, Friedrichs Mutter drehte sich nach hinten um und lächelte ihrem Mann warmherzig an. Franz löste sich aus der Umarmung von Friedrich, beugte sich nach vorne und gab ihr einen Kuss.
    „ Hallo, meine Schöne. Wie habe ich euch vermisst“, bemerkte er hingerissen. Sein Herz tanzte vor Freude, endlich seine Familie wiedervereint zu sehen. Judith liefen Tränen der Erleichterung über das Gesicht, sie schniefte leise. „Endlich sind wir wieder zusammen. Sind sie uns dicht auf den Fersen?“, war ihre nächste Frage. Sie machte sich große Sorgen, entdeckt zu werden.
    Franz schüttelte den Kopf. „In Berlin sind sie mir gefährlich nahe gekommen. Hier, in meiner alten Heimat, kenne ich mich zu gut aus. Ich kenne jedes Dorf und die besten Verstecke im Umkreis von zehn Kilometern.“ In seiner Stimme schwang Stolz mit. „Es war gut, stets meinen Geburtsort zu verschweigen. So war es für euch ungefährlich in Lucklum unterzukommen. Es wäre auch alles weiter gut gegangen, wenn Karl nicht verhaftet worden wäre. Das hat sie auf unsere Spur geführt.“
    Friedrich lauschte gespannt, bis der Name von Peters Vater fiel, der vor einiger Zeit verraten und verhaftet worden war. „Was hat Peters Vater mit uns zu tun? Das verstehe ich nicht. Und hängt der Tod von Hein Kummerlich auch damit zusammen? Bitte erklärt es mir.“
    Über seines Vaters Gesicht huschte ein dunkler Schatten, der erahnen ließ, dass die Vermutungen zutrafen. „Wir sprechen später darüber, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt“, wiegelte er ab. „Wie ist es euch in der letzten Zeit ergangen?“
    In der wiedervereinten Familie entspann sich ein lebhaftes Gespräch über die zurückliegenden Ereignisse und Begebenheiten. Sie hatten sich viel zu erzählen. Aufgeregt redeten sie durcheinander, lachten zusammen und hielten sich an den Händen.
    So fuhren sie durch die schwarze Nacht, gehetzt wie ein Fuchs bei der Jagd. Auf der Flucht vor einem unsichtbaren Gegner nahmen sie viele Schleichwege in Kauf, um mögliche Verfolger in die Irre zu führen. Das Glück begleitete sie auf ihrem Weg, sie wurden weder

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