Lindenallee
über eine kleine Wendeltreppe zu erreichen war. Oben stand ein Pärchen und blickte in Richtung Stadt. Der Mann zeigte mit dem Finger auf einen Punkt in der Ferne und sprach leise mit seiner Begleiterin.
Aber anstatt dort hinaufzugehen, ließ Steffen den Aussichtspunkt rechts liegen und steuerte auf die nächste Wiese zu, die an einem gefälligen Abhang lag. Weiter unten, wo die Steigung auslief, spielten Jugendliche Fußball und von einer weiteren Gruppe drang verhalten Musik bis zu ihnen.
Steffen blieb stehen und stellte den Korb ab. „Wir sind da.“ Erwartungsvoll blickte er Paula an, die die Decke zum Korb legte.
„Gut, dass du diese Wiese ausgewählt hast, die andere ist die Hundewiese und da möchte ich mich bestimmt nicht hinlegen.“
Steffen verdrehte die Augen in die Luft. „Paula, du bist sooooo romantisch.“ Er schnalzte leicht mit der Zunge und schüttelte bedauernd den Kopf.
„Hmmmm“, Paula zog einen Flunsch. „Lass uns die Decke ausbreiten und sehen, was für Überraschungen du noch dabei hast.“
Fragend zog er die Brauen hoch. „Noch mehr Überraschungen? Reicht das nicht? Du und ich zusammen auf einer Decke und dem wunderbaren Sternenhimmel, der uns heute noch Erwarten wird?“
„Vielleicht ein Schlückchen Wein dazu und der Abend wäre perfekt.“
Sein Gesicht hellte sich auf.
Sie breiteten die Decke aus und stellten den Korb in die Mitte. Paula ließ sich auf der Decke nieder und beobachtete Steffen, wie er tatsächlich eine Rotweinflasche samt Gläsern hervorzauberte. Dann Weißbrot und Käse, Weintrauben und verschiedene Dips, die verführerisch dufteten.
Steffen entkorkte die Weinflasche mit einem lauten Plop. Er schenkte die dunkelrot funkelnde Flüssigkeit ein und reichte ihr das Glas.
„Auf einen schönen Abend, einen schönen Sternenhimmel und viele Sternschnuppen. Und natürlich auf dich.“
Die Gläser klirrten hell aneinander, wonach eine Meise aufgeschreckt aus ihrem Baum flog.
„Auf uns“, erweiterte Paula den Trinkspruch und stieß erneut mit ihm an. Sie beugte sich zu ihm und schürzte ihre Lippen. Er verstand sofort und erwiderte den Kuss, der nach dem vollmundigen Wein schmeckte und nach einem aufregenden Versprechen für eine gemeinsame Zukunft.
Seufzend löste Paula sich aus dem Kuss. „Ich küsse wirklich sehr gerne mit dir, aber wenn mir die ganze Zeit der wunderbare Geruch von dem Essen in die Nase steigt, gewinnt mein Magen.“
Steffen reagierte nicht böse, sondern lachte heiser. „Dann lass es dir schmecken.“
Paula griff zu, probierte die Dips, die nach Oliven, Chili und Paprika schmeckten. Der Wein dazu rundete den Geschmack hervorragend ab. Sie saßen auf der Decke, genossen Essen und Wein, blickten hinab in den Park, der langsam im Dunkeln verschwand. Die Sonne zollte ihnen einen letzten Gruß, ehe sie am Horizont vollends untertauchte.
„Der beste Platz in ganz Braunschweig, um die letzten Sonnenstrahlen zu erhaschen“, meinte Steffen.
Der Park leerte sich ein wenig, an einigen Stellen loderten kleine Feuer als helle Punkte auf. Es kehrte Ruhe ein, sogar die Vögel verstummten und beendeten zufrieden ihr abendliches Konzert.
Steffen räumte die Decke frei und sie legten sich auf den Rücken, um in den Sternenhimmel zu sehen. Unzählige Sterne funkelten ihnen zu. Zu viele, um sie zählen zu können.
Die Nacht und die kühle Luft krochen vom Boden empor und Paulas vom Tag erhitzter Körper zitterte etwas, trotz dicker Jacke. Steffen bemerkte es, nahm eine weitere Decke aus dem Korb und breitete sie wie ein schützendes Tuch über sie beide aus. Schweigend lagen sie da. Steffen ergriff ihre Hand und sie beobachten das Funkeln am dunklen Himmel.
Paula wurde mulmig zu Mute. Sie fühlte den harten Boden an ihrem Rücken, sie spürte ihre Hand in seiner und sie meinte genau diese Situation bereits erlebt zu haben.
Kann es sein, dass ich gerade an Magarete und Friedrich denke? Magarete hatte mir erzählt, wie sie mit Friedrich in der Lindenallee gelegen hatte und sie die glitzernden Sterne betrachteten. Es ist so seltsam. Es scheint fast, ihre Geschichte würde sich mit meiner wiederholen. Vielleicht sind es auch nur Fragmente ihrer Geschichte, die ich mit meiner verbinde. Ein Gedankenblitz durchschoss sie heiß wie eine lodernde Flamme. Wenn sie so viele Parallelen zu Magarete sah, dann stand ihr eine lange Trennung von Steffen bevor, so wie einst Magarete von Friedrich mehr als siebzig Jahre getrennt war. Unruhe breitete sich in ihr
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