Lindenallee
Herzen werden wir immer verbunden sein. Du bist mein Bruder und bester Freund. Ich werde niemals deinem Glück im Wege stehen. Mach etwas aus deinem Leben.“ Mir kamen die Worte schwer über die Lippen. Ich war sehr traurig und fiel Heinz um den Hals und weinte.
So saßen wir eine Weile da und verabschiedeten uns das erste Mal voneinander. Es tat sehr weh, meinen geliebten Bruder gehen zu lassen. Mit wem sollte ich über meine Ängste und Sorgen reden? Wer würde mir die nötige Sicherheit in dieser großen Stadt geben? Es gab niemanden auf der Welt, der mich so gut verstand, wie er. Nach diesem Abend sprachen wir nur selten über seine bevorstehende Abreise. Die Wochen vergingen, ich zählte sie nicht, aber mir war jeden Tag bewusst, dass der Abschied unweigerlich näher rückte.
An einem schönen Frühlingstag war es dann soweit. Das fröhliche Vogelgezwitscher, der blaue Himmel und die warme Sonne, passten so gar nicht zu meiner bedrückten Gemütsverfassung.
Wir standen am Jeep von John Wilson, um uns herum herrschte hektisches Treiben. Johns Tochter Helen, saß bereits im Wagen, während John die letzten Instruktionen gab.
Heinz stand mir gegenüber und blickte mich traurig an. „Jetzt ist es soweit“, sprach er leise, „es geht los.“
Ich nickte niedergeschlagen. „Ich kann es noch nicht glauben, dass ich dich ab morgen nicht mehr sehen werde. Du wirst mir sehr fehlen.“ Schluchzend fiel ich ihm in die Arme, mir war es egal, ob Helen mich erstaunt vom Rücksitz des Autos anstarrte. Heinz drückte mich fest und flüsterte mir ins Ohr: „Du wirst mir auch sehr fehlen. Wenn du es hier nicht mehr aushältst, dann komm nach.“
Ich nickte betroffen, meine Stimme drohte mir nicht zu gehorchen. „Schreib mir, wenn du angekommen bist“, krächzte ich heiser.
„ Das werde ich tun. Versprochen.“ Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Sei bitte vorsichtig.“
Ich sah ihm in die Augen. Das letzte Mal für lange Zeit.
Hinter uns hörten wir ein Räuspern. „Heinz, we have to go“, forderte John ihn auf, in den Wagen zu steigen.
Heinz ließ mich los und erwiderte lange meinen Blick. Er versuchte zu lächeln, es misslang ihm. Er stieg in den Wagen zu Helen, die ihm ein wunderschönes Lächeln schenkte, das er gar nicht bemerkte. Sein Blick blieb bei mir.
John setzte sich ans Steuer und fuhr in Richtung Flughafen los. Heinz drehte sich zu mir um und winkte mit unbewegtem Gesicht. Ich fühlte, wie ihm zu Mute war, ich empfand genauso. Ich hob die Hand zum Abschied und sah lange hinter ihnen her, bis das Auto verschwand, dann ließ ich die Hand sinken.
Ich war allein.
Paula blickte Magarete aufgewühlt an. Auf einmal alleine zu sein, musste schrecklich für sie gewesen sein.
„Das war schlimm, als Heinz Deutschland verließ, oder?“
„Ja, das war es. Der erste Abend in dem kleinen Zimmer war furchtbar. Sonst hatte ich mit Heinz zusammengesessen und wir hatten uns erzählt, was am Tag passiert war. Jetzt war es still und einsam.“
„Was hast du getan? Ich vermute, du hast es nicht lange alleine zu Hause ausgehalten.“
„Richtig.“ Magarete lächelte zaghaft. „Ich traf gleich am zweiten Abend einen Entschluss, als die Decke drohte mir auf den Kopf zu fallen. Bei der Arbeit hatte ich Rosa kennengelernt. Sie war in meinem Alter und lebte in einem Vorort von Berlin. Ihre Anreise jeden Tag war umständlich, so dass sie vorhatte, ein Zimmer in der Stadt zu nehmen. Ich schlug ihr vor, bei mir einzuziehen.“ Magarete dachte an die Zeit zurück.
Paula bemerkte, wie ihr Gesicht eine rosige Farbe annahm. Neugierig beugte sie sich nach vorne.
„Sag mal Magarete, wie hat sich dein Leben verändert, nachdem Rosa bei dir eingezogen war?“ Wissbegierig bohrte sie genau an der richtigen Stelle nach.
„Hmmm, nun, wie soll ich sagen, Rosa war im Gegensatz zu mir ganz anders.“ Magarete lachte hell auf. „Ich würde fast sagen, sie war so etwas wie eine weltgewandte Frau. Sie kleidete sich auffallend hübsch und modern, außerdem schminkte sie sich. Das hatte ich noch nie getan.“
„Aber das war sicherlich noch nicht alles, oder?“
Magaretes Augen begannen zu leuchten. „Am Wochenende gingen wir aus, in ein Café oder zum Tanztee. Ich empfand die Musik anregend und das Tanzen wurde zu meiner Leidenschaft. Ich war begeistert von den Möglichkeiten einer Großstadt.“ Magaretes Wangen glühten bei der Erinnerung an diese Zeiten.
Paula lächelte Magarete bewundernd an. „Ich finde es
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