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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman
Autoren: Matthias Sachau
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Heiße Öfen dabei? Haha!«  
    »Hallo Gero, nein, ich muss zu einem Termin.«  
    »Ja, ja, kenn ich. Termine, Termine. Dann lass dich nicht aufhalten.«  
    »Ist nur die Gesangsstunde, und ich glaube, die bringt eh nichts. Aber, nur mal so, ich dachte immer, du gibst Anton im Valentin ab, weil du um fünf zu deiner Spätschicht musst?«  
    »Die Spätschicht ist heute ausnahmsweise später.«  
    »Ach so, aber …«  
    »Ich muss auch bald los. Viel Spaß beim Trällern, Herr Oliver. Bis bald.«  
    »Bis bald.«  
    Komisch. Andererseits, wenn er im Valentin geblieben wäre, hätten wir zu viert Quartett spielen müssen. Kann man machen, aber dann zieht es sich ganz schön lang hin. Muss man auch mal im Großen und Ganzen sehen.  
    ***  
    Endlich im Bett. Nachdem meine Gesangslehrerin wieder eine Stunde lang vergeblich versucht hat, meine echte Stimme aus mir herauszuholen (»Ich möchte, dass du ab jetzt immer zehn lange Atemzüge machst, bevor du einen Ton singst. Und denke dabei an einen Ozean, so tief wie dein Atem.«), bin ich ziemlich erschöpft nach Hause. Dort habe ich angefangen, den Mephisto-Text zu lernen, und festgestellt, dass ich ihn fast noch genauso kann wie zu Schulzeiten. Danach habe ich auf Facebook herumgehangen, Dutzende Gefällt-mir-Buttons gedrückt, Kommentare geschrieben und neue Supermarktkonzepte gelesen, bis mir gegen elf zum ersten Mal der Kopf herunterfiel. Und auch wenn ich von der Fallbewegung ziemlich heftig hochgeschreckt bin, dauerte es nicht mehr lange, bis er das nächste Mal herunterfiel. Ein paarmal riss ich mich noch trotzig zusammen, aber als ich schließlich mit der Nase auf der Tastatur landete und dadurch das neue Profilbild einer mir nicht näher bekannten Seniorin mit » RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR « kommentierte, sah ich endlich ein, dass ich aufgeben musste.  
    Man kann ja auch mal früh ins Bett. Schon beim ersten Kontakt mit meiner Matratze weiß ich, dass es ein wunderbares Schlaffest wird. Hat man sich auch redlich verdient, wenn man gestern die halbe Nacht durchgedichtet hat. Aber ich bereue nichts, es hat sich gelohnt. Wenn ich nur sicher wüsste, dass Lena mein Herzenspapier auch findet … Ich nehme den Zettel, auf dem ich gestern das Gedicht ausgebrütet hatte, noch einmal in die Hand und lese es lächelnd durch.  
    ***  
    »Jetzt beruhig dich doch erst mal, Krach.«  
    »Verstehst du nicht? Sie wird dieses erschütternde, unmissverständliche Zeugnis meiner allumfassenden geistigen Verwahrlosung lesen!«  
    » Schwebend Krachens Körper dankt . Hätte ich dir gar nicht zugetraut.«  
    »Und sie weiß noch nicht einmal, dass ich Krach heiße! Aber das ist noch das kleinste Problem. Was kann ich machen, damit sie diesen Eierlikörquatsch nie in die Finger bekommt?«  
    »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder du hoffst, dass sie den Zettel nicht findet, oder du brichst bei ihr ein.«  
    »Ich weiß gar nicht, wo sie wohnt.«  
    »Na, dann die erste Möglichkeit. Hoffen.«  
    »Keine dritte Möglichkeit?«  
    »Nein.«  
    »Dreck!«  
    »Meine Lieblingsstelle ist übrigens Frag meinen Namen, ich sag Klaus .«  
    »Zitiere das nie wieder!«  
    »Na gut. Sag mal, anderes Thema, das mit dem Essen morgen, steht das noch?«  
    »Ja, steht. Wie kannst du jetzt nur an Essen denken?«  
    »Das solltest du auch tun. Mich beruhigt das immer sehr. Apropos, die Pizza ist gerade fertig geworden. Tschuldige bitte. Schönen Abend noch.«  

Mittwoch  
     
    Vielleicht hatte ich ja Glück? Wenn das Gedicht zufällig zwischen zwei Klamotten geraten ist, die sie nur ein Mal im Jahr anzieht, dann liegt es jetzt ganz hinten im Schrank, und wenn sie es irgendwann findet, hat sie keine Ahnung, woher es kommt. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?  
    »Mit Espressolöffelchen kann man keine Semmelknödel essen. Kannst du dich bitte mal konzentrieren, wenn du den Tisch deckst?«  
    »Oh, tschuldigung.«  
    Den ganzen Tag schon komme ich nicht los von dem Gedanken. Ein Glück, dass heute nichts Wichtiges war. Gut, am Anfang dachte ich, die Probe wäre wichtig, aber das, so stellte sich bald heraus, war nicht der Fall. Wir waren ganz schnell fertig. Ich konnte danach sogar noch zum Fußball. Und ich freue mich jetzt richtig auf die Aufführung. Es wird komplett in die Hose gehen, aber dafür wird alles sehr lustig.  
    Franziska steht am Herd und fischt mit einem Schaumlöffel riesige, perfekt runde Semmelknödel aus dem Wasser. Es duftet herrlich nach
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