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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman
Autoren: Matthias Sachau
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ich. Manchmal kann man einfach was nicht sagen, obwohl man es sagen will. Ich wüsste halt nur gern, warum es dann nicht geht. Aber du weißt es auch nicht, oder?«  
    »Nein.«  
    »Eigentlich müsste man nur den Mund aufmachen und die Worte sagen, aber es geht nicht.«  
    »Genau.«  
    »Und wann anders geht es doch.«  
    »Ja. Hat vielleicht damit zu tun, dass man das Gefühl hat, dass der andere einen gerade gar nicht richtig hören kann.«  
    »Wenn das so ist, dann ist es ja gut, wenn man in dem Moment nicht kann.«  
    »Ja, dann ist es eigentlich ganz gut, oder?«  
    »Eben. Und dann ist auch egal, wie es genau funktioniert, dass man nicht kann. Weißt du, ob Katzen Feinde haben?«  
    »Was? Na ja, Hunde, würde ich mal sagen.«  
    »Nein. Katzen haben keine Feinde. Wenn, dann könnte man sagen Autos, aber das sind ja keine richtigen Feinde.«  
    »Und Hunde gar nicht?«  
    »Nein, die missverstehen sich bloß. Der Hund hebt den Schwanz hoch, weil er gute Laune hat, aber für die Katze heißt das, er will angreifen. Dann rennt sie weg, und ein Hund jagt immer alles, was wegrennt.«  
    »Wieder was gelernt.«  
    »Müsstest du eigentlich wissen.«  
    »Na ja, ich habe halt nie ein Haustier gehabt.«  
    »Du hättest ihr was schenken müssen.«  
    »Was? Ach so, der Frau, in die ich verliebt bin?«  
    »Ja. Wenn du ihr vorher was Schönes schenkst, also ich glaube, dann kann sie viel besser hören, wenn du ihr das sagst.«  
    »Vielleicht. Sag mal, Anton, wie fändest du es, wenn ich ihr ein Gedicht dazu schreiben würde?«  
    »Wieso?«  
    »Nur so.«  
    »Weiß nicht. Kommt wahrscheinlich drauf an, ob das Gedicht gut ist.«  
    »Tschuldigt die Verspätung, ihr Rabauken, aber unsere beste Kundin, die alte Frau Krusenbaum, hatte ihr Portemonnaie vergessen. Das habe ich ihr dann noch flugs hinterhergetragen. Wer weiß, ob ihr angegriffenes Herz den Schreck überlebt hätte.«  
    »Hallo Tobi. Macht nichts.«  
    »Hallo Anton. Bereit?«  
    »Klar.«  
    ***  
    Na klar. Es hat nicht lange gedauert, bis ich draußen war. Ich wurde erbarmungslos zwischen zwei Giganten des Heiße-Öfen-Spiels zu Pulver zerrieben. Aber was seitdem hier passiert, ist spannender als jeder Krimi. Es geht hin und her. Jeder von den beiden war schon mal auf drei Karten runter, hat sich aber wieder berappelt. Ein Ende ist nicht abzusehen. Eine Weile hat Tobi versucht, Anton zu provozieren. All die Tricks, mit denen er mich Dutzende Male auseinandergenommen hat, bevor ich sie mir endlich gemerkt habe. Aber Anton ist zu schlau. Und das, obwohl er erst sieben ist. Gibt wohl nur zwei Möglichkeiten, entweder ist er hochbegabt, oder ich bin … Na ja. Ob er sich mit Lenas Sohn verstehen würde? Bommi und er sind ja nur ein Jahr auseinander. Vielleicht kennen sie sich sogar vom Spielplatz?  
    Eigentlich würde ich Tobi jetzt gerne vom jüngsten Lena-Besuch erzählen, aber das geht natürlich nicht. Er muss sich konzentrieren. Und ich muss jetzt sowieso los zur Gesangsstunde. Ich stehe auf und ziehe meine Jacke an.  
    »Tschüss, Jungs.«  
    …  
    »Tschüss, Jungs!«  
    »Tschüss, Oliver.«  
    »Tschüss, Krach.«  
    »Wieso hast du ihn Krach genannt?«  
    »Weil er Krachowitzer heißt und wir ihn deswegen alle Krach nennen. Schon immer. 154 PS .«  
    »156.«  
    »Argh! Du hast mich abgelenkt. Ich wusste genau, dass die Kawasaki kommt. Ich hab nur kurz nicht aufgepasst. Darf ich noch mal? Komm, sei fair, Anton.«  
    »Nein.«  
    Die Straße hat mich wieder. Jetzt noch ein bisschen singen, dann habe ich Feierabend. Rein arbeitstechnisch war das heute eher der Schongang. Ein Glück. Nie wieder Eierlikör. Das heißt, hm, hoffentlich haben sie im Supermarkt nicht noch mehr Sorten von dem Zeug, sonst bin ich in Schwierigkeiten.  
    Ich bin ja schon sehr gespannt, wer von den beiden gewinnen wird. Wirklich, keine Ahnung, auf wen ich mein Geld setzen würde. Tobi ist abgebrüht, Anton ist schlau … Na, man wird sehen. Ist auf jeden Fall schön, dass Anton heute Gesellschaft hat, bis seine Mutter kommt … Moment mal … Ich bin schon halb an dem einen Riesen-Straßencafé an der Ecke vorbei, als ich mich noch einmal umdrehe. Doch, tatsächlich, das ist Gero. Er sitzt direkt vor der Scheibe alleine an einem Zweiertisch in der Sonne und liest Zeitung. Ich schlängele mich durch das Stühlegewirr. Er bemerkt mich erst, als ich direkt vor ihm stehe.  
    »Der Herr Oliver! Schau einer an. Setz dich doch. Hast du
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