Linksträger: Roman (German Edition)
Wohnmobils, entlasse die Schwänze ins Freie und deute dabei auf das Werbebanner, das sich über einer Toreinfahrt im arschkalten Wind spannt.
»So, meine Herren, da wären wir. Ich präsentiere: das Karussell für Erwachsene, eine Fahrt mit dem Rennbob im Oberhofer Eiskanal.«
»Geil, Robert!« Maik und Silvio hüpfen vor Freude im Kreis, und selbst Falco scheint erfreut über meine Idee.
»Mensch, Robert. Das ist ja Wahnsinn.«
»Ja, so bin ich nun mal.«
Wir gehen in Richtung des Hauptgebäudes, wo bereits ein Mitarbeiter der Bobbahn auf uns wartet.
»Ihr müsst die Vierergruppe sein, richtig? Ich bin der Rico. Mit wem hatte ich denn telefoniert?«
»Mit mir.« Ich trete vor und reiche Rico die Hand. »Hi, ich bin der Robert, und das sind Maik, Silvio und Falco, der demnächst heiraten wird.«
»Prima. Ich habe alles vorbereitet. Es gibt noch ’ne kleine Einweisung, und dann geht’s auch schon los. Alles klar?«
»Alles klar.« Wir nicken und folgen Rico in das Gebäude. Dort betreten wir eine Umkleidekabine, in der unser Equipment schon bereitliegt.
»Okay, Männer, hier sind eure Rennanzüge.«
»Was?«, fragt Brummelbärchen erstaunt, und auch die restlichen Schwänze blicken verwundert drein. »Sehen eher aus wie Taucheranzüge.«
»Nicht ganz. Das ist eine Überraschung.« Ich deute auf die dünnen schwarzen Anzüge. Bei meinem Anruf habe ich darauf bestanden, die Fahrt in Originalanzügen zu bewältigen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. »Wenn wir uns schon dort runterstürzen, dann doch wohl auch wie echte Profis, oder? Das sind Profi-Rennanzüge. Die bringen uns noch einige Zehntelsekunden.«
Insbesondere Falco hegt Bedenken. Es schneit, und dazu weht ein eisiger Wind.
»Aber es sind minus fünf Grad, Robert. Die Anzüge sind keine fünf Millimeter dick.«
Rico lächelt nur. »Vier. Aber was seid ihr? Männer oder Memmen?«
»Männer«, schreien Silvio und Maik, womit auch dieses Thema erledigt wäre.
Falco zuckt mit den Schultern und gibt sich geschlagen.
Ich lächle zufrieden, denn für ihn habe ich extra einen ganz besonderen Rennanzug reservieren lassen. Ich nehme Rico zur Seite und flüstere ihm zu: »Sag mal, hast du auch den Spezialanzug für unseren Bräutigam? Du weißt schon …«
»Na klar.« Rico greift in einen der Kleiderschränke und zaubert ein besonders stylishes Exemplar heraus. »So, Falco, und das hier ist dein Rennanzug. Extra aus dem Frauenteam des Bobvereins Oberhof geborgt. Nicht nur pink, sondern auch zwei Nummern kleiner und dadurch so eng wie eine zweite Haut.«
Die Jungs grölen und applaudieren, während sie sich in ihre schwarzen Anzüge zwängen. Das Gute an so einem Junggesellenabschied ist, dass alles Peinliche sofort von der restlichen Truppe unterstützt wird. Und sofort skandiert der Schwanz-Clan: »Anziehen, anziehen …!«
»Leute, muss das unbedingt sein? Das quetscht mir doch alles ab.«
»Anziehen, anziehen …!«
Der geballten Männlichkeit von zwei Schwänzen und einem Süßemilch hat Falco nichts entgegenzusetzen, und er nimmt den Anzug vom Haken.
»Okay, ihr Idioten. Ich komm gleich wieder zu euch. Muss nur noch mal kurz für kleine Schwänze. Denn wenn ich mich hier reingezwängt habe, komme ich so schnell nicht wieder raus.«
Nach zehn Minuten sind wir alle umgezogen, und auch Falco kommt zurück aus der Umkleidekabine, hat jedoch noch seinen Mantel um die Schultern gelegt, der den Blick auf den Kelch der Erkenntnis verbirgt. Das gibt’s doch nicht, die alte Klemme. Nun zieh den Scheißmantel schon aus. Ich nehme derweil die Planung der einzelnen Sitzpositionen vor und zwar so, dass Brummelbärchen direkt hinter mir sitzen muss.
»Also, ich nehm hinter Rico Platz. Dann Falco und dahinter Silvio und Maik. Viel Spaß, Männer.«
Der Rennbob steht bereits auf der Startposition. Rico baut sich vor uns auf und wirkt dabei wie ein Drillsergeant, der uns auf eine Befreiungsaktion in Vietnam vorbereitet.
»Also, Männer, passt auf! Das ist unser größter Bob, damit wir zu fünft reinpassen. Dadurch haben wir ’ne Menge Gewicht und werden sauschnell werden. Die Fahrt dauert ungefähr achtundfünfzig Sekunden. Wir befinden uns am Damenstart, dann geht’s dort vorn durch die ersten Kurven und die Kombination. Zum Schluss geben wir noch mal richtig Gas und knallen mit allem, was wir haben, durch die Hölle.«
»Hölle?«, wundert sich Falco.
»Das ist die Kurve zwölf. Jede Kurve hat einen Namen.«
»Verstehe.«
»Ich lenke den
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