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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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als wir nacheinander dem Bob entsteigen. Nur Falco und ich bleiben zunächst beschämt und ineinander verkeilt sitzen. Ich hoffe inständig, dass wir nicht durch gefrorene Körperflüssigkeit an meinem Hintern zusammengewachsen sind. Also verharre ich still in meiner Position, und auch Falco scheint noch abzuwarten, bis seine Resterektion auf ein präsentables Maß abgeklungen ist.
    »Das war ja wohl der Kracher«, vernehme ich Maiks Stimme, der sich mit Silvio abklatscht. »Das war eine sensationelle Idee, echt megageil, Robert. Wie war es denn weiter vorn?«
    »Mega«, stimme ich zu.
    »Ich fand’s auch klasse«, höre ich Falcos Stimme neben Maik. »So eine Bobfahrt hält doch echte Überraschungen bereit.«
    Moment mal. Falco? Falco steht neben dem Bob? Aber er sitzt doch hinter mir? Oder nicht? Wem habe ich denn dann gerade mit meiner Arschbackenmassage fast einen runtergeholt? Wie von der Tarantel gestochen springe ich aus dem Bob und schaue, wer sich hinter mir herausquält. Mich trifft der Schlag. Nicht Falco, sondern sein Bruder Silvio kommt unter dem Helm zum Vorschein und zwinkert mir vielsagend zu, während er seinen Bruder in die Arme schließt.
    »Und noch mal danke, Falco, dass du mich einen Platz nach vorn gelassen hast.«
    »Kein Problem.«
    Mein Kopf hängt noch irgendwo in Kurve acht. Das gibt’s doch nicht. Wie kann das denn sein? Falco und Silvio haben heimlich vor dem Start die Plätze hinter mir getauscht.
    Das darf doch nicht wahr sein.
    Dann habe ich ja Silvio und nicht Brummelbärchen …
    Also, ich meine …
    Scheiße!
    Das bedeutet erstens, dass ich die Schlange von Falcos Bruder aus dem Busch geklopft habe, und zweitens, dass ich immer noch nicht Bescheid weiß, was mit Brummelbärchen los ist.

42 Die Mutter
    D ie anschließende Rückfahrt nach Pfiffelbach verläuft sehr still. Weder möchte ich Silvio in die Augen sehen noch irgendetwas sagen. Also spiele ich den Schlafenden und verkrieche mich in die hinterste Ecke des Wohnmobils. In Wahrheit überlege ich aber, wie ich Jana beibringen kann, dass ich versagt habe. Die Erkenntnis, dass ich herausgefunden habe, dass Brummelbärchens Bruder schwul ist, wird mich nicht viel weiterbringen. Jana wird stinksauer und bitter enttäuscht von mir sein.
    Als wir endlich bei Opa Karlo ankommen, verabschiede ich mich Hals über Kopf von den Schwänzen mit der Ausrede, dass es mir nicht gut gehe, und flüchte ins Haus. Jana ist nicht da. Sie ist noch mal mit Nora zum Standesamt gefahren, um dort letzte Vorbereitungen zu treffen. Ich entscheide mich dafür, nicht in die Pension zu fahren, sondern hier auf sie zu warten, um ihr umgehend zu beichten. Opa Karlo hat nichts dagegen und verschwindet darauf im Keller für eine neue Kreation seines Kartoffelschnapses. Ich gehe gesenkten Hauptes ins Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch sinken. Ich fühle mich beschissen. Mein Körper brennt immer noch wie Feuer, und beim Wasserlassen muss ich freihändig pinkeln, da die kleinen Bläschen bei jeder Berührung höllische Schmerzen verursachen. Ich schließe die Augen und döse kurz darauf ein.
    Rrrrrring!
    Erst als mein Mobiltelefon klingelt, werde ich wieder wach. Meine Lider fühlen sich wie zwei Säcke Zement an. Der Ostsandmann scheint mir einen Tieflader Schlafsand in die Augen gekippt zu haben. Mühsam kann ich auf dem Display meines Handys erkennen, wer da anruft. Na super, das hat mir gerade noch gefehlt.
    »Papa? Das ist im Moment ganz schlecht. Ich habe eine echt üble Nacht hinter mir. Ach, was sage ich. Eine ganz üble Woche.«
    »Ja, tut mir auch leid, Robert, aber ich habe hier ein Problem, bei dem du mir mal schnell helfen musst.«
    Schnell helfen ist ein irreführender Begriff aus dem Wortschatz meines Vaters. Er deckt die Zeitspanne von vier Stunden bis zwei Tage lückenlos ab. Ich habe sogar schon Situationen mit meinem Vater erlebt, bei denen ich mir mehrere Tage freinehmen musste.
    »Was für ein Problem denn? Ist alles okay bei euch?«
    »Ja, deiner Mutter und mir geht es gut. Es geht um das Gäste-WC. Der Ablauf ist kaputt. Das Fallrohr war porös. Ich habe jetzt im Baumarkt ein neues gekauft, aber das blöde Ding will nicht in die Überwurfmutter und in das Abflussrohr. Du hast das doch schon öfter gemacht. Was muss ich denn beachten?«
    »Muss das denn wirklich jetzt sein, Papa? Ich bin doch mit Jana bei ihrer Verwandtschaft in Apolda.«
    »Ach richtig. Mama sagte ja, dass ihr in die Ostzone fahrt.« Ich habe meine Eltern schon

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