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Linna singt

Linna singt

Titel: Linna singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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gesteht Falk und blinkert mich reumütig an. »Ich weiß nur, dass wir uns in die Haare gekriegt haben, wegen nichts und wieder nichts, und dann wollte Jules mit uns nach draußen, er wollte unbedingt eine Schneeballschlacht machen und danach in die Sauna, obwohl wir gar kein Brennholz für die Sauna hatten, und dann hab ich was gesagt … und er hat was gesagt … und …« Er zuckt mit den Achseln.
    »War Tobi auch dabei? Bei der Schlägerei, meine ich?«, hake ich fordernd nach. Bitte, Falk, erinnere dich wenigstens daran. Deine Gedächtnislücken haben schon genug Schaden angerichtet.
    »Ja. Doch, war er. Und wir haben uns nicht geschlagen, es war nur … ach, vollkommen überflüssig, Jules mal wieder … Tobi ist dazwischengegangen, das weiß ich noch, und dann …«
    »Jemand war bei mir im Zimmer. Heute Nacht.«
    »Schon wieder?« Falk zerwühlt seufzend seine Haare, die heute offen sind, was ihm steht, sehr gut sogar, aber im Moment habe ich Lust, ihn daran zu ziehen, bis er vor Schmerzen aufschreit, damit er sich endlich auf unser Gespräch konzentriert.
    »Ja, schon wieder! Ich finde das nicht lustig! Er hat … er hat mich …« Wie formuliere ich das jetzt nur, damit er versteht, was ich meine? »Ich bin davon aufgewacht, dass mich jemand … Ich wurde sexuell belästigt.« Oh Kacke, so hätte ich es nicht sagen sollen. Es klingt wie ausgedacht oder angelesen.
    »Sexuell – was? What the fuck … ah …« Gepeinigt von der Lautstärke seines eigenen Ausrufs schließt Falk die Augen und beginnt erneut, seinen Nacken zu massieren. »Sorry, Linna, I got a hangover … nicht jetzt … später. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du dich heute Nacht mit mir …«
    »Wer war an meinem Laptop? Und wo sind die Handys?«
    Jules schreit so laut, dass seine Stimme selbst in meinem nüchternen Kopf unangenehm widerhallt. Er ist in mein Zimmer gestürzt, ohne anzuklopfen oder zu fragen, ob er stört – ein ungebetener Eindringling, den ich jetzt hier nicht haben möchte. Hinter ihm steht Simon, als wäre er sein persönlicher Leibwächter, der wiederum von Maggie bewacht wird, die zu weinen aufgehört hat, aber totenbleich ist. Jules packt mein linkes Handgelenk und beginnt es zu schütteln. »Rück die Handys raus, Linna, sonst …«
    Mit einer schnellen Drehung meines Armes befreie ich mich aus seinem Griff und hebe drohend meine Faust, bereit, jeden Moment zuzuschlagen. Und wenn er es war, der mich heute Nacht befummelt hat, weiß er, wie schmerzhaft das werden kann. Doch Jules weicht keinen Zentimeter vor mir zurück.
    »Jules, bitte, lass uns das friedlich lösen!«, trötet Simon verschnupft, aber Falk hat sich schon zwischen Jules und mich geschoben. Er sagt nichts, schaut Jules nur an, ich weiß nicht, mit was für einem Blick, da er mit dem Rücken zu mir steht, doch den richtigen Ärger macht Luna. Die Zähne gefletscht und den Kopf gesenkt, knurrt sie Jules kehlig an, ein Laut, der von einem Wolf stammen könnte. Falk hält sie nur mit einem Finger am Halsband fest und das bemerkt auch Jules. Seine Augen fest auf die von Falk gerichtet, tritt er einen Schritt zurück. Sofort zerrt Maggie ihn zu sich nach hinten.
    »Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst«, höre ich sie flüstern und sehe, wie sie Jules beruhigend über den Rücken streicht, doch er weicht ihr genervt aus. Genervt von sich selbst, nicht von ihr, denke ich spontan. Er kann sich nicht leiden, wenn er so ist. Geht mir genauso. »Du wolltest die Sache doch eben noch auf sich beruhen lassen …«
    Ich kann dich hören, Maggie. Meine Ohren sind immer noch so gut wie früher. Jules wollte die Sache auf sich beruhen lassen? Welche Sache? Ich habe nur das mit dem Laptop zuordnen können, und ja, das war ich, aber ich werde nicht so dämlich sein, es jetzt zuzugeben. »Welche Handys, Simon?«
    Simon, der nun vorne steht und an Falk vorbeilugen muss, um mir in die Augen sehen zu können, versucht zu antworten, doch seine Stimme versagt. Er muss sich erst freiräuspern, um sprechen zu können. Ich nutze den Moment, um eine aufrechte, stolze Haltung einzunehmen, doch mir ist so schummrig zumute, dass ich mich unauffällig am Waschbecken festhalte.
    »Unsere Handys. Sie sind weg. Weg!«
    »Deines auch, Falk?«, vergewissere ich mich, was ich nicht glauben kann. Die Handys sind fort?
    »Ja!«, prescht Simon vor, bevor Falk antworten kann. »Deines ist doch das blaue Nokia und lag bei unseren auf dem Querbalken in der Stube, oder?« Falk

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