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Linna singt

Linna singt

Titel: Linna singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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beneidet wegen deiner Haare, ich dachte, ich tu ihr einen Gefallen damit, und außerdem …«
    »Hast du nicht eben gerade gesagt, dass du mich liebst?«, unterbreche ich ihn. »Oder hab ich mich da verhört?«
    »Nein. Ich liebe euch beide. Euch alle. Aber dich am meisten. Ihr seid mein Leben, eure Band ist das Wichtigste für mich! Ich war damals auf jedem eurer Konzerte, ich hab euch nach den Auftritten geholfen, hab eure Videos ins Netz gestellt und dir eine Fansite gebastelt, hab überall Werbung für euch verteilt und Flyer gedruckt und euch einen Wikipedia-Eintrag geschrieben und ich … ich dachte, du weißt das! Du hast doch mit mir geflirtet!«
    »Tobias, das ist nicht normal. Das weißt du, oder? Das ist nicht normal! Und dann schreibst du an die Wand, jemand von uns sei in der Klapse gewesen, dabei bist du der Einzige, der reingehört! Mensch, Junge, du hast echt ein Problem!«
    Nun wimmert er nur noch unkontrolliert vor sich hin. Hat er nicht mehr die Kraft, mit mir zu reden, oder keine Argumente übrig? Sollte ich von ihm ablassen und etwas netter sein? Aber ich kann nicht netter sein. Es geht nicht.
    Als ich gerade ansetzen will, ihn erneut ins Verhör zu nehmen, höre ich seine Stimme durch die Dunkelheit schwappen, ganz zart und leise. »Ich dachte echt, du willst mich. Dass du froh bist, wieder einen Auftritt zu haben, ich hab alles dafür in Bewegung gesetzt, damit sie euch buchen …«
    Das also auch noch. Es war arrangiert. Der Auftritt, die Hütte, sein Wiedersehen mit Maggie bei ihrem Konzert. Alles.
    »Erst warst du lieb zu mir und dann hast du mich wieder total ignoriert, wie früher, im fliegenden Wechsel, mal so, mal so. Ich hab’s nicht verstanden! Echt nicht!«
    Vorsichtig schwingt er ein Bein herum, um sich zu mir umzudrehen. Er sieht furchtbar aus, verweint und totenbleich. Und was er sagt, erinnert mich frappierend an das, was Falk über mich losgelassen hat. Dass man mich nicht einschätzen könne. Mal zart und anschmiegsam, dann wieder abweisend und kalt. Für einen Stalker wie Tobias muss das Zuckerbrot und Peitsche sein, es hält ihn am Leben.
    »Trotzdem macht man sich nicht an eine Schlafende heran.«
    »Ich wusste nicht, dass du schläfst!«, verteidigt er sich. »Ich wusste es nicht, du hast wach gewirkt, ehrlich, Linna, du hast anders geatmet als jemand, der schläft, und dann … Ich war außerdem betrunken! Die anderen haben mich abgefüllt!«
    Ja, klar. Die ewige Männerausrede. Ich war betrunken. Ich wusste nicht, was ich tat.
    »Und direkt danach schmierst du an die Wand, dass einer von uns Rache üben wird? Tobias, das ist verbrecherisch! Ich hatte Angst, ehrlich!«
    »Ich weiß. Das weiß ich doch!« Er wischt sich mit dem Handrücken über seine laufende Nase. Ein langer, glitzernder Rotzfaden zieht sich durch die Luft, als er den Arm wieder sinken lässt. Seine Reue wirkt so echt, dass ich ihn weiterreden lasse. »Es war scheiße. Ich meine, das mit der Klapse, das wussten ja alle schon und es war noch eine Strafe offen und ich war so sauer auf dich, weil du mich abgewiesen hast. Über die Geschichte hat jeder geredet, das war wochenlang Gesprächsthema in Speyer! Ehrlich! Ich hab nichts Neues an die Wand geschrieben! Aber die zweite Botschaft, das ging zu weit, das weiß ich, und eigentlich wollte ich sie wegwischen, als ich morgens aufgewacht bin, aber dann war es schon zu spät und ich hab’s so bereut … mir war so schlecht deshalb …« Er schluckt und sieht mich bittend an. »Das war ein dummer Scherz. Sorry, Linna. Ich meinte damit niemanden von euch.«
    Doch. Er meinte mich und die Idee bekam er, weil er genau wusste, welchen Flurschaden die Bandauflösung hinterlassen hat. Es hat ihn inspiriert. Das Leid anderer hat ihn inspiriert!
    »Aber du hast weitergemacht. Du hast eine neue Botschaft geschrieben!«
    »Nein, hab ich nicht!«, plärrt er. »Die Botschaft in der Küche war nicht von mir! Die hab ich nicht geschrieben!«
    »Hast du wohl, jetzt fang nicht wieder an zu lügen, Tobias, sonst ziehe ich Konsequenzen und …« Ja, was und? Er hat Botschaften an die Wand geschmiert – ist das schon strafbar? Man könnte ihn allenfalls wegen Sachbeschädigung vor Gericht zerren. Aber was ist mit den Tropfen, die ich in seinem Zimmer gefunden habe? Wenn es K.-o.-Tropfen waren und er sie mir in den Tee gegeben hat, dann ist das sehr wohl ein Strafbestand. Nur möchte ich das überhaupt wissen? Reicht nicht, was ich jetzt schon weiß?
    »Ich war es nicht. Bitte,

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