Lions - Feuriger Instinkt
hatten. An jedem Platz, der ihm einfiel, und gnade dir Gott, man benutzte sie besser. Bubba wollte keinen Haufen Enkel herumrennen haben, weil er wusste, dass seine Söhne tonnenweise davon produzieren würden, wenn sie erst einmal eine Gefährtin hatten. Leider hatten die Wilsons nicht dieselbe Philosophie.«
»Und was, bitte schön, ist der zweite Grund?«
Annie Jo lächelte. »Der zweite Grund ist, dass du etwas Besonderes warst, Jessie Ann. Alle in der Stadt wussten das. Warum glaubst du wohl, waren die Mädchen hinter dir her? Aber das ist jetzt alles nicht so wichtig. Ihr könnt das unter euch ausmachen, denn in ungefähr fünf Minuten kommt einer von meinen Schülern.«
Smitty nickte. »Wo ist er, Annie Jo?«
»In der Bronx.« Sie stand auf, öffnete eine der Küchenschubladen und holte einen Block heraus. Sie riss das oberste Blatt ab. »Hier. Nimm es. Ich will den Jungen nicht wieder hier haben. Aber ich will dir etwas sagen, Jessie Ann. Das Beste, was Walt Junior wahrscheinlich je getan hat, war, diese kleine Maylin fallen zu lassen. Wilsons Gefährtin kann nicht älter sein als Ende zwanzig, Anfang dreißig. Aber sie sieht viel eher aus wie Mitte vierzig. Sie behandeln ihre Frauen wie Dreck, und das für sehr wenig Lohn.«
»Maylin ist jetzt verheiratet«, sagte Jess mit echtem Stolz. »Und ihr Mann liebt sie und ihre Tochter.«
»Da hast du’s. Das ist alles, was zählt.«
Es klingelte an der Tür, und Annie Jo stand auf. »Also gut, ihr beiden. Zeit zu gehen.«
Sie konnte sie nicht schnell genug zur Tür schieben. Doch als Jess Annie Jos »Schüler« sah, wurde ihr auch klar, warum.
Jess kannte nicht viele männlich aussehende Fünfundzwanzigjährige, die mitten in der Vorstadt Klavierstunden nahmen.
»Curtis, geh doch schon mal ins Wohnzimmer und warte dort auf mich, ja? Ich bin gleich da.«
Die Frau mit Blicken verschlingend, nickte er. »Ja, Ma’am.«
Annie Joe begleitete sie hinaus zu Smittys Truck. »Also, wenn ihr sonst noch etwas von mir braucht, sagt einfach Bescheid. Und ihr könnt natürlich jederzeit vorbeikommen.«
Sie küsste und umarmte zuerst Smitty, dann Jess. Doch bevor sie in den Truck steigen und wegfahren konnten, fügte sie hinzu: »Und du sei vorsichtig, Bobby Ray. Dieser Junge ähnelt seinem Daddy sehr, und du kannst über Bubba Smith sagen, was du willst, aber er kämpft fair. Von den Wilsons kann ich das nicht behaupten. Vergiss aber nicht, dass sie zur Familie gehören.« Sie deutete auf Jess. »Und sie nicht.«
»Danke, Annie Jo.«
»Sehr gerne. Und jetzt ab mit euch. Viel Glück.«
Kapitel 27
Nachdem er ein paar Blocks von dem heruntergekommenen Hotel entfernt geparkt hatte, in dem Wilson und seine Meute wohnten, fragte Smitty: »Soll ich mir die Mühe machen, dir zu sagen, dass du hier draußen warten sollst, bis ich fertig bin?«
Jessie zuckte die Achseln, wühlte in ihrem Rucksack, zog ein Buch heraus und lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. »Klar. Ich warte.«
Er grinste. »Die meisten Frauen aus meiner Meute wären scharf darauf, mit mir raufzugehen.«
»Weil sie Streit suchen. Ich nicht. Ich behalte meinen Wildhundhintern nur zu gern hier unten, bis du fertig bist. Es sei denn, wir reden von einem Schwertkampf. Oder von einem Kampf auf Leben und Tod im Kolosseum in Rom.«
»Und schon verstehe ich nicht mehr, wovon du sprichst.«
»Als wäre das etwas Neues.«
Smitty legte seine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, damit er sie küssten konnte.
»Smitty …«
Er ließ sie nicht zu Ende sprechen, küsste sie fest und wollte mit ihrer Zunge spielen. Als er sich schließlich von ihr löste, keuchten sie beide, und Jessie hatte die Augen geschlossen.
»Wenn wir mit der Sache fertig sind, werden wir zwei uns unterhalten.«
Als er aus dem Truck stieg, hörte er sie brummeln: »Na super. Noch mehr reden.«
»Was?«
Sie öffnete ihr Buch. »Ich sagte, viel Glück.«
Walt Davis Wilson junior hatte genug von dem Schwachsinn. Genug gewartet. Lange genug den fürsorglichen Daddy für dieses fröhliche, kleine, rotznasige Gör gespielt, das nur an seinen Nerven zerrte. Er hatte schon sieben Kinder – reine Wölfe, keine verfluchten winzigen Halbblüter –, und er brauchte kein achtes.
Jetzt gingen ihm die Geduld und die Zeit aus. Zu Hause belagerten Bären sein Haus, die ihr gottverdammtes Geld wollten, und er musste es ihnen liefern – besser früher als später. Also hatte er dieser Wildhündin ein bisschen Beine gemacht. Er hatte keine
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