Lions - Hitze der Nacht
höflich vor.
Sie trat vom Kühlschrank zurück, hielt die Tür aber mit ihrem Hintern auf und gestikulierte in Richtung des Inhalts. »Tu dir keinen Zwang an.«
Mitch kauerte sich vor den offenen Kühlschrank und wühlte ganz hinten darin herum. Ehrlich, das verdammte Ding war riesig! Wenn man die Regalfächer herausnahm, würde bequem eine vierköpfige Familie hineinpassen.
»Mein Bruder hat normalerweise … ah … da ist er ja.« Er warf einen Blick auf das, was er in der Hand hielt. »Das Haltbarkeitsdatum ist auch noch gut. Hier.« Er reichte ihr einen mittelgroßen Eimer fettreduzierten Vanillejoghurt.
Hätte sie nicht die ganze Nacht wilden Sex mit seinem Bruder gehabt, sie hätte ihn vielleicht geküsst. »Ja!« Sie schnappte sich einen Löffel, dann schwang sie sich auf die Arbeitsplatte, ohne die Hände zu benutzen. Ein alter Wölfinnen-Trick. Sie verschränkte die Beine an den Knöcheln und öffnete den frischen Joghurt. »Woher wusstest du das?«
Mitch zuckte die Achseln und schloss die Kühlschranktür. »Ich war mal mit einer Wölfin zusammen, als ich sechzehn war.« Er machte die Kühlschranktür wieder auf, nahm sich ein Wasser und schloss sie wieder. »War zu Thanksgiving bei ihr zu Hause. Als Dessert hatten sie fünf verschiedene Kuchen, sechs Torten und eine riesige Schüssel reinen, fettreduzierten Vanillejoghurt.« Er lehnte sich ans andere Ende der Arbeitsplatte und zwang sie damit, sich ein bisschen zu drehen, um ihn sehen zu können, blieb aber in sicherer Entfernung. »Am Ende des Abends fehlten hier und da ein paar Stücke Torte und Kuchen, aber die Joghurtschüssel – komplett geleert. Als ich sie fragte, sagte sie, dass Wölfe Joghurt lieben.«
»Hast du dich darüber lustig gemacht?«
»Nein. Dann wäre ich nicht flachgelegt worden.«
»Das stimmt allerdings.«
Ronnie aß ihren Joghurt und trommelte dabei mit den Füßen gegen die Türen der Küchenschränke.
»Weißt du«, erklärte sie, während sie sich stetig durch den Kübel Joghurt arbeitete, »für eine zwielichtige Gestalt wirkst du ziemlich höflich.« Sie zuckte die Achseln, als er sie nur anstarrte. »Du trägst diese pseudorebellische Motorradjacke, scheinst dich nur ein- oder zweimal die Woche zu rasieren, hast ein paar interessante Narben am Hals, aber …«
»Aber was?«
Sie zuckte die Achseln. »Du hast heute Morgen gebadet. Du benutzt eine Haarspülung. Was du an Fingernägeln hast, ist sauber. Und ich kenne nicht viel zwielichtige Gestalten, die einen Kühlschrank durchforstet hätten, um der momentanen Bettgeschichte ihres verhassten Bruders einen Joghurt zu suchen, ohne es selbst bei ihr zu versuchen, und dann hältst du sogar eine halbe Zimmerlänge Abstand. Aus Respekt.«
Er zupfte an dem Etikett seiner lächerlich überteuerten Wasserflasche und starrte sie an. Schließlich sagte er: »Ich hasse meinen Bruder nicht.«
»Ich weiß. Bin mir allerdings nicht sicher, was Shaw angeht.«
»Und das stört dich – warum?«
»Tut es nicht. Ich gebe nur die Information weiter.«
Mitch grinste und sah dabei seinem Bruder verdammt ähnlich. »Ich glaube, du magst ihn.«
»Überhaupt nicht. Ich habe oft Sex mit Männern, die ich nicht ausstehen kann.«
»Ich meine nicht die Art von mögen. Ich meine, du magst ihn.«
Während sie den Boden des Joghurtbechers erreichte, scherzte sie: »Du hast recht, Mitchy. Würdest du ihm bitte in der Freistunde einen Zettel von mir zustecken?«
Er prustete. Dann erstarrte er, die goldenen Augen auf die Schwingtür zur Küche gerichtet. Ronnies Augen wurden schmal, als ein weiblicher Geruch sie erreichte.
Die Tür flog auf, und eine große, schöne und eindeutig katzenartige Frau stolzierte herein.
Sie starrte Mitch direkt an. »Na, bist du hier, um mal wieder Brendon anzuschnorren?«
»Ich muss nicht schnorren. Ich kann einfach etwas aus seiner Brieftasche klauen.«
»Und ich bin mir sicher, das tust du auch.« Sie rümpfte die Nase. »Warum rieche ich hier ständig nassen Hund?« Goldene Augen richteten sich auf Ronnie. »Oh. Das musst wohl du sein.«
Mitch richtete sich auf, doch Ronnie hob eine Hand, um ihn aufzuhalten. »Schon okay, Mitch.« Sie glitt vom Tresen und wandte sich der Löwin zu, die Shaws Schwester sein musste. Sie sah genauso aus wie er, nur weiblich. Schlank und elegant, in Designerjeans, einem Designerpulli und Designerstiefeln, konnte sie doch nicht die kalten Augen eines Raubtiers verbergen. Oder die ungeschliffene Art ihrer Erziehung in
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