Lions - Leichte Beute (German Edition)
Oberkörper um, damit er die Frauen hinter sich direkt ansehen konnte. »Was ist los? Was verschweigen Sie uns?«
»Es ist eigentlich nicht so wichtig, was wir euch verschweigen, oder? Da keiner von euch jetzt noch etwas tun kann, nicht wahr?«
»Was soll das denn für eine Antwort sein?«
»Mist.«
Bren sagte es leise, und jeden anderen hätte es nicht beunruhigt. Mitch allerdings schon. Sofort drehte er sich wieder um, schaute zur Strecke und merkte, dass die Wagen schon den Asphalt entlangschossen. Zuerst sah es aus wie ein gewöhnliches Rennen, nur dass nur sechs Wagen auf der Strecke waren und drei von ihnen in verschiedenen Schattierungen von Gold lackiert waren. Dann rammte das hellgoldene Auto mit der Nummer 48 auf der Seite Ronnie Lees kirschroten Wagen. Es streifte nicht nur, sondern fuhr ihr richtig in die Seite und drückte Ronnie beinahe gegen die Wand.
»Mist!«
Mitch beugte sich vor, und genau wie er es sich vorgestellt hatte, kam Sissy in dem schwarzen Auto heran. Zuerst rammte sie die 48 von hinten, zog zur Seite und rammte sie seitlich. Der goldene Wagen krachte gegen die Wand, und Mitch dachte sich, die Fahrerin werde draußen bleiben. Doch das tat die Löwin nicht. Sie fuhr zurück auf die Strecke. Noch unglaublicher war, dass es für keine dieser Aktionen eine Straffahne gab noch die anderen Autos langsamer wurden. Mitch war kein richtiger Fan von Autorennen, aber er hatte ein paar Regeln aufgeschnappt, als er an seinen freien Sonntagen NASCAR-Rennen im Fernsehen gesehen hatte.
Anscheinend galt hier keine dieser Regeln.
»Es ist wie Roller Derby, nur mit Autos.«
»Ich bringe sie um!«, knurrte Bren. »Wenn sie das überlebt, werde ich sie umbringen, verdammt noch mal!«
Mitch verstand genau, wie sich sein Bruder fühlte, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Sissy trat auf die Bremse und vermied es knapp, von Paula Jo erwischt zu werden. Genau wie Sissy hatte Paula Jo nicht vor, die letzte Runde mit der besten Zeit zu fahren. Dafür waren ihre Schwester Lucy und Ronnie Lee vorgesehen. Die Aufgabe von Sissy, Dee, Paula Jo und Paula Jos mittlerer Schwester Karen Jane war, dafür zu sorgen, dass weder Ronnie Lee noch Lucy es überhaupt bis zur letzten Runde schafften. Sie sollten die Ziellinie nach Möglichkeit nicht überqueren.
Sie hatten genau zwanzig Runden, um das gegnerische Team aufzuhalten und gleichzeitig ihre Teamkameradin zu schützen. Es war ein brutales Spiel, das ursprünglich aus einem kleineren Unfall entstanden war, der sich zu etwas ausgewachsen hatte, das normale, gesetzestreue Leute »Gewalt im Straßenverkehr« nannten. Und nur die Frauen maßen sich darin, denn die Männer waren »einfach nicht verrückt genug«, wie Sissys Granddaddy eines Tages erklärt hatte.
Sissy schaltete und schloss zu Paula Jo auf. Sie wollte sie gerade rammen, als Paula Jo ihr zuvorkam und Sissy zu einer Drehung zwang, die sie fast völlig aus dem Rennen geworfen hätte. Dann stellte Paula Jo Ronnie Lee nach.
»Diese Schlampe!«
Jetzt war Sissy sauer.
Mitch atmete hörbar aus. »Okay. Jetzt ist sie sauer.«
Bren ließ die Strecke nicht aus den Augen. »Woher weißt du das?«
»Ich weiß es einfach.«
Und wie zum Beweis schoss Sissy mitten auf der Strecke zwischen der 48 und der 52 hindurch. Als sie zwischen ihnen war, rammte sie zuerst die Linke, was die 48 auf die Grünfläche in der Mitte der Strecke schob, und schwenkte dann rasch nach rechts, um die 52 gegen die Wand zu knallen.
»Wow.«
Mitch zuckte die Achseln. »Hab ich doch gesagt.«
Die Menge flippte aus, alle waren aufgesprungen. Selbst die Tanten hinter ihnen schrien: »Reiß die Zicken in Stücke, Sissy!«
Brendon beugte sich zu Mitchs Ohr vor. »Eines Tages, wenn wir zwei allein in einem schalldichten Raum sind und ein paar Bier dabeihaben, erzählen wir uns gegenseitig, was für eine Angst wir gerade haben.«
»Alles klar, Bruder.« Um ihren Pakt zu besiegeln, schlugen die Brüder ihre Fäuste aneinander und richteten dann die Blicke wieder auf die Rennstrecke.
Was sie dort sahen, machte ihnen natürlich nur noch mehr Angst.
Sissy schrie. Nein. Es war kein hysterisches Kreischen wie ein paar Abende zuvor, als sie herausgefunden hatte, dass ihre Eltern das Zuhause ihrer Kindheit als eine Art Sexclub benutzten – und das würde sie noch jahrelang schaudern lassen –, sondern einer ihrer »Ich bin bereit, alle zu töten!« -Schreie. Sie wandte sie nicht oft an, doch wenn sie es tat, gingen ihr kluge Leute aus
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