Lions - Leichte Beute (German Edition)
Verräter«, verteidigte Sissy ihn automatisch. »Er ist ein Cop, der seinen Job macht. Und den macht er gut. Man braucht mehr Mumm, um sein Leben in Gefahr zu bringen und Abschaum wie Petey O’Farrell dranzukriegen, als die meisten von uns haben.« Sissy holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Sie sind seine Mutter, und ich respektiere das«, endete sie, »aber passen Sie auf, was Sie sagen. Ich will nicht, dass Mitch verletzt wird, weil jemand unvorsichtig ist.«
Der goldene Blick ruhte lange auf Sissy, und als Roxy sich bewegte, machte Sissy sich darauf gefasst, geschlagen zu werden. Stattdessen küsste Roxy sie auf die Stirn. Fast auf dieselbe Stelle wie ihr Vater. Was war nur heute mit allen los? War es die Hochzeit? Rührte sie die Leute genauso wie Beerdigungen?
»Du bist ein liebes, wunderbares Mädchen, und ich bin so froh, dass du Mitchs« – sie hielt einen Moment inne, aber das sprach Bände – »Freundin bist.«
Roxy stand auf und zupfte ihr Kleid zurecht. All diese üppigen Kurven – die Frau wusste, wie man sich kleidete. »Na komm, Kleine. Besorgen wir dir einen richtigen Drink. Ich könnte jedenfalls einen vertragen.«
»Ich besser nicht. Ich hatte schon zwei … oder drei.«
»Was macht schon einer mehr aus? Keine Sorge.« Sie grinste, und Sissy hätte schwören können, dass sie Reißzähne aus ihrem Zahnfleisch hatte lugen sehen. »Ich passe auf dich auf.«
Mitch amüsierte sich gerade königlich über Ronnie Reeds Onkel und Brüder, die sich mit dem selbstgemachten Schwarzgebrannten volllaufen ließen, den sie aus Tennessee mitgebracht hatten, als er Dez MacDermot aus dem Ballsaal kommen sah. Er mochte Dez. Sie war ein guter Cop. Ein bisschen verrückt, aber das musste man in dem Job auch sein.
»Alles klar, Gentlemen. Gehen wir.«
»Gehen wohin?«, fragte Rory Reed, Ronnies ältester Bruder, viel zu laut. Wölfe … sie vertrugen einfach keinen Alkohol.
»Nach draußen. Das Brautpaar verabschiedet sich, und dabei werden Blumen und Stumpfbänder geworfen und das ganze Drum und Dran. Also gehen wir.«
»Die Blumen sind künstlich«, erinnerte sie Mitch.
»Willst du mir auf die Nerven gehen, Katze? Ich bin müde und schlecht gelaunt, und die Schokolade klingt ab.«
»Ich kann verstehen, warum Mace dich liebt.«
»Ja, ja, ja. Ihr könnt mich auch mal.«
Mitch und die Reed-Jungs folgten Dez lachend zurück ins Schloss. Man konnte ein Mädchen zwar aus der Bronx herausholen, aber man bekam nicht unbedingt die Bronx aus dem Mädchen heraus. Dez war der Beweis dafür.
Als sie auf die Vorderseite des Hauses und die Schar von Leuten zugingen, die den Eingang verstopften, deutete Dez auf Mitch. »Könntest du dich um Sissy kümmern, bevor ihre Mutter sie sieht?«
»Wo ist sie?«
»Drüben in der hinteren Bar.« Das machte ihm keine Sorgen. Es war der nächste Satz, der Panik in ihm auslöste: »Mit deiner Mutter.«
Mitch blieb abrupt stehen und packte Dez’ Arm. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er geschworen, dass sie ganz kurz davor war, nach der Waffe zu greifen, die sie irgendwo am Körper versteckt hatte.
»Sag das noch mal.«
»Sissy ist bei deiner Mom. Roxy, richtig?«
»Was tut sie mit ihr?« Mitch wusste, dass er verzweifelt klang, aber erkannte Dez nicht, welches Katastrophenpotential das barg?
»Trinken, soweit ich – he, wo willst du hin?«
Mitch rannte, drängte sich zwischen den Gästen hindurch und versuchte, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Vor allem, als er Miss Janie sah. Ihre Augen wurden schmal, und ihr Blick suchte augenblicklich die Menge ab, zweifellos nach Sissy. Als er an Ronnie vorbeikam, zog er sie kurz an den Haaren und deutete zu Sissys Mutter hinüber. Sie brauchte eine Sekunde, doch dann hatte sie verstanden und stellte sich der Frau in den Weg, bevor diese nach ihrer Tochter suchen konnte.
Wie Dez gesagt hatte, fand Mitch Sissy und seine Mutter in der hinteren Bar.
Als sie ihn sah, stand Roxy auf und lächelte. »Da ist ja mein Kleiner!«
»Was hast du mit ihr gemacht?«, wollte er wissen.
Sissys Kopf lag auf dem Tresen, ihr Körper war kurz davor, vom Stuhl zu gleiten.
»Ich lerne die Kleine hier nur kennen.« Roxy nahm seinen Arm. »Ich mag sie, Mitchell. Sie ist klug und lustig und kräftig gebaut. Du weißt, was dein Onkel Joey sagt.«
»Nein! Wir reden jetzt nicht über Onkel Joey!«
Mitch nahm Sissys Schultern und zog sie zurück. »Sissy? Hörst du mich?«
Sie öffnete die Augen. »Mitchy!«, krähte sie, und er hielt
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