Lions - Leichte Beute (German Edition)
geschrieben wurde.«
»Wir haben nichts gemacht!«, verteidigte sie sich und ähnelte dabei auffallend einer Zehnjährigen.
»Halt den Mund, Sissy Mae. Ronnie Lee Reed, schwing deinen Hintern hier rüber! «
Mitch musste raus aus diesem Auto, aber die Beifahrerseite war einfach zu dicht an dem Baum. Also musste er seinen großen Körper auf abenteuerliche Weise auf der Fahrerseite aus dem Wagen winden. Sein Bruder packte ihn unter den Achseln und half ihm bei den letzten Zentimetern. Kaum dass er stand, schauten sich die beiden Brüder an und warfen sich einander schluchzend in die Arme.
Sie waren einfach so froh, am Leben zu sein.
Als Ronnie Lee ihr leicht in die Rippen boxte, hätte Sissy nie erwartet Mitch und sein Bruder sich umarmen zu sehen, als habe man sie gerade von der Titanic gerettet. Als Sissy ihren Blick wieder zu Ronnie wandte, verdrehten sie beide die Augen über die grenzenlose Dramatik, die zwei Katzen zustande bringen konnten.
»Hörst du mir zu?«
Sissy zuckte bei den dröhnenden Worten zusammen und drehte sich wieder um. »Ja, Sir.«
»Wann kommt dein Daddy heim?«
Mit einem Achselzucken antwortete sie: »Keine Ahnung.«
»Du weißt es nicht?«
Vor dem Geschrei zurückweichend, schüttelte Sissy den Kopf.
»Und ich nehme an, deine Eltern sind bei ihnen, Ronnie Lee.«
»Ja, Sir.«
»Und ihr zwei glaubt, ihr könntet einfach herkommen und dort weitermachen, wo ihr vor zwölf Jahren aufgehört habt?«
»Wir haben gar nichts gemacht!«, sagte Sissy wieder.
»Ruhe!« Der Sheriff ging zu Ronnie Lee hinüber und stellte sich direkt vor sie. »Was habe ich dir immer gesagt? Sie ist ein schlechter Umgang für dich, und du solltest dich von ihr fernhalten.«
»Onkel Jeb, das ist nicht fair!«
»Und warum gibst du eigentlich immer mir die Schuld?« Plötzlich erschien ein Finger vor Sissys Gesicht. Sissy nannte das den »Cop-Finger«. Cops waren die Einzigen, die sie kannte, die einen mit diesem einen Zeigefinger sofort zum Schweigen bringen konnten. Zum Henker, Dez machte das andauernd.
»Ich habe euch mit zweihundertachtzig gemessen!«
»Du meine Güte! Was hast du da unter der Haube?« Als ihn alle anstarrten, zuckte Mitch nur mit den Schultern. »Ich bin nur neugierig.«
»Jetzt hört ihr beide mir zu, und zwar ganz genau. Wenn ihr noch einmal Ärger macht, komme ich über euch wie der Erzengel Gabriel höchstpersönlich. Verstanden?«
»Ja, Sir«, antwortete Ronnie.
Sissy dagegen sagte nichts, und Ronnies Onkel stellte sich vor sie und wartete auf eine Antwort. Sie schauten sich in die Augen, und Sissy wich nicht zurück. Das tat sie nie. Sie wusste gar nicht, wie das ging.
»Sissy verspricht es auch«, sagte Ronnie und schob ihren Onkel dabei zurück zum Auto.
Mit einem Knurren ging der Sheriff, aber nicht, ohne ihnen über die Schulter zuzurufen: »Sie ist genau wie ihre Momma!«
Sie wusste, dass er das mit Absicht sagte. Ein Schlag unter die Gürtellinie, aber sie hatte dennoch beinahe die Hände an seiner Kehle, als ein starker Arm sie um die Taille packte und zurückriss. Sie schlug wild um sich, während sie den Sheriff anherrschte: »Nimm das sofort zurück, du Mistkerl!«
Aber er lachte sie nur aus und fuhr davon.
Mitch schlang die Arme um ihren vor Wut bebenden Körper und küsste sie auf den Scheitel. »Beruhige dich!«
»Er gibt immer mir für alles die Schuld! Ich habe ihm nie irgendetwas getan, und er hasst mich!«
»Er hasst dich nicht«, korrigierte Ronnie sie. »Er mag dich nur nicht.«
»Na, danke.«
»Komm schon.« Ronnie lächelte. »Weg hier. Ich glaube, wir brauchen beide ein Bier.«
»Ich habe Hunger«, verkündeten die beiden Shaw-Brüder im Chor.
»Dann gehen wir besser in Sammys Diner«, seufzte Sissy. »Ich habe definitiv nicht genug Essen für euch beide daheim, und im Steakhaus muss man vierundzwanzig Stunden vorher reservieren, wenn man mit mehr als einem männlichen Löwen kommt.«
»Einer von uns hat versucht, Mitch umzubringen?«
»Ja.« Ronnie legte sich eine Papierserviette auf den Schoß, bevor sie Sissy wieder ansah. »Kannst du das fassen? Wo ist die Loyalität geblieben?«
»Ich weiß nicht. Klingt, als hätte Mitchy hier einfach irgendein Rudel verärgert, und jetzt wollen sie Rache.«
»Nenn mich nicht immer so! Nur meine Mutter darf mich so nennen, weil sie achtzehn Stunden in den Wehen lag. Und kein Rudel würde sich mit mir anlegen, denn niemand will Ärger mit meiner Mutter bekommen.«
»Das stimmt allerdings«,
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