Lions - Leichte Beute (German Edition)
Donnie aus dem Wald gerannt und machte ihm wilde Handzeichen.
»Das musst du sehen.«
Mit einem entnervten Seufzen – allerdings nervte ihn so ungefähr alles – folgte Travis seinem Bruder. Als sie am See des Reviers ihrer Eltern aus dem Wald traten, blieb Travis abrupt stehen.
»Heilige Scheiße!«
»Ich weiß.«
Sie beobachteten, wie die Shaw-Brüder mit einem Krokodil Tauziehen um etwas spielten, das Travis’ Schätzung nach ein Neunender war. Der Hirsch trat noch aus, aber das hielt weder die Brüder noch das Krokodil ab.
»Ich glaube, der Wahnsinn liegt in den Genen, Mann«, murmelte Donnie.
»Meinst du?«
Langsam wichen die Smith-Brüder in den Wald zurück. Sie bewegten sich lautlos und hofften, dass weder das Krokodil noch die Löwen sie bemerkten. Als sie zurück an ihrem Auto waren, sagte keiner von ihnen ein Wort, bis sie wieder in der Werkstatt waren.
Das Schluchzen war der beste Teil gewesen. Nicht Bertha. Sie hatte nicht geweint, als Sissy einfach nicht aufhören wollte, von der schönen Smith-Ward-Hochzeit zu reden. Wie immer reagierte Bertha ihren Schmerz durch Gewalt ab. Aber die arme Omega, an der Bertha es ausgelassen hatte, war nur zufällig vorbeigekommen. Dann war die Schwester der Omega auf Bertha losgegangen, was zu einem spannenden Faustkampf geführt hatte. Sissy hatte in letzter Zeit einfach keine guten Kämpfe mehr gesehen. Aber das Schluchzen … na ja, das war, als ein Mann versuchte, das Ganze zu beenden und dafür einen Boxhieb ins Gesicht abbekam.
Das war das Beste gewesen.
Die Erinnerung verblasste allerdings recht schnell, als zwei blutüberströmte Löwen angerannt kamen. Einer hatte einen halben Hirsch im Maul; der andere versuchte, ihn ihm abzujagen.
»Ich wette, sie haben wieder mit Ralph gekämpft.«
Ronnie schaute sie an. »Wie kommst du darauf?«
»Weil sie sonst nicht um einen halben Hirsch streiten würden. Mitch hätte eine Hälfte und Bren die andere. Sie wären beide zufrieden.«
»Verstehe.« Ronnie grinste. »Was willst du tun, wenn du merkst, dass du dich in Mitch verliebst?«
»Dich schlagen.«
Ronnie nickte. »Gut zu wissen.«
Brendon hatte den Hirsch, und Mitch rang ihn nieder; die beiden kämpften um den Kadaver wie zwei Pitbulls um einen Tennisball. Der Rest der sich sonnenden Wölfe sah schweigend zu, während Sissy und Ronnie die Pläne fürs Abendessen nach dem Footballtraining besprachen. Als die Brüder sich auf die Hinterbeine stellten und einander an die mähnenbedeckte Gurgel gingen, fragte Ronnie Sissy: »Wo ist denn Dee hin?«
»Du kennst doch Dee. Sie ist ein Geist. Verschwindet, wann immer ihr danach ist. Sie ist gut: Selbst ich merke es nicht.«
Die Brüder schienen sich ausgetobt zu haben, denn sie ließen sich links und rechts neben Sissy und Ronnie fallen, keuchend, blutbeschmiert und sehr zufrieden wirkend.
»Weißt du, abgesehen davon, dass Mitch fast umgebracht wurde, war das wirklich ein sehr netter kleiner Urlaub.« Als alle sie mit offenem Mund anstarrten, wiederholte Ronnie: »Ich sagte: abgesehen davon , dass Mitch fast umgebracht wurde.«
»Stimmt. Sie hat es eingeschränkt.«
Mitch rieb seine Mähne an Sissys Bein, und sie schaute ihn angeekelt an. »Du schmierst mich ganz voll Blut!«
Daraufhin wiederholte er es mit dem ganzen Gesicht.
Sissy seufzte. »Warum versuche ich es überhaupt?«
Das Footballtraining schien recht gut zu laufen, nur dass alle Spieler die ganze Zeit ihn und Brendon anstarrten und Mitch keine Ahnung hatte, warum. Natürlich waren sie faszinierende Exemplare männlicher Perfektion, aber so langsam kam es ihm doch merkwürdig vor.
Mitch verließ das Spielfeld und ging zu Sissy hinüber. Sie streckte ihm eine Wasserflasche entgegen, und er trank dankbar daraus. Es war ein diesiger, heißer Tag, und er war völlig schweißbedeckt. Dennoch gefiel es ihm, wie Sissy ihn musterte.
»Deine Brüder starren mich und Bren die ganze Zeit an. Meinst du, sie sind über Nacht schwul geworden?«
»Das könnte ich nur hoffen. Es würde sie sehr viel interessanter machen. Aber ich glaube, sie haben gesehen, wie ihr mit Ralph gerauft habt.«
»Das war keine Rauferei. Er wollte den Hirsch nicht loslassen, und Bren und ich haben ihn ihm abgenommen. Es war unserer.«
»Schätzchen, ich glaube, du vergisst, dass ihr eigentlich schlauer als das Krokodil sein solltet, denn ihr seid nur zur Hälfte Löwen.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Natürlich nicht.« Sissy stand auf, und Mitch lächelte,
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