Lions - Leichte Beute (German Edition)
beschwerte er sich, während er seinen Arm wegnahm, die Hand unter die Wange legte und die Augen schloss.
Er hatte recht, und das ärgerte sie noch mehr. Normalerweise war sie morgens nicht schlecht gelaunt, es sei denn, sie hatte sich in der Nacht zuvor ernsthaft betrunken. Also murmelte sie »Entschuldige« und stand auf.
Sie nahm die Decke vom Boden auf, wickelte sie sich um den Körper, ging zur Haustür und trat auf die Veranda hinaus. »Was ist los?«
»Willst du runter zu Parsons See?« Parsons See war nicht mit dem See verbunden, in dem Ralph lebte, und war der Sommertreffpunkt in Smithtown.
»Ja, klar. Gebt mir zehn Minuten.«
Ronnie warf einen Blick hinein und hob die Augenbrauen. »Vielleicht wären zwanzig besser?«
»Fang nicht damit an!«
Dee sah Mitch unverwandt an und sagte schließlich: »Mann, er ist bestückt wie ein Hengst.«
Lachend ging Ronnie aufs Auto zu, Dee folgte ihr, und Sissy knallte die Tür zu.
Mitch grinste. »Wie ein Hengst, was?«
»Fang nicht damit an«, wiederholte sie und ging die Treppe hinauf.
Im Bad drehte sie die Dusche auf und ließ die Decke zu Boden gleiten. Sie sah sich im Spiegel an und zuckte ein wenig zusammen. Sie hatte Schrammen am Rücken, an den Hüften, am Hintern und den Schultern. An den Schultern? Dann erinnerte sie sich wieder, wie Mitch sie an den Knöcheln festgehalten hatte und … vergiss es. Wenn sie anfing, an irgendetwas davon zu denken, kam sie nie hier raus.
»Bist du sauer auf mich oder so?«
Mitch stand im Türrahmen, rieb sich mit der Faust das linke Auge und beobachtete sie mit dem rechten.
»Nein«, antwortete sie ehrlich. »Ich bin nicht sauer auf dich. Ich hoffe nur, dass wir nichts Dummes getan haben.«
»Was meinst du? Als ich dich an den Knöcheln festgehalten habe und …«
»Nein«, unterbrach sie ihn resigniert. »Nicht speziell das. Alles.«
»Wir haben Grenzen, oder?« Er zeichnete das kleine Viereck in die Luft. »Weißt du noch? Du hast mich schwören lassen.«
Ja, hatte sie. Aber jetzt wusste sie nicht, ob sie ihr eigenes Versprechen halten konnte. Oder ob sie es überhaupt wollte. Und das führte dazu, dass sie sich lächerlich schwach fühlte.
»Klar. Weiß ich.«
Mitch trat hinter sie und legte ihr die Arme um die Taille, die Nase seitlich an ihrem Hals vergraben. »Zerbrechen wir uns darüber jetzt nicht den Kopf, okay? Lass uns einfach genießen, was wir im Moment haben.«
»Ja. Okay.«
Seine Lippen strichen über ihren Hals, und Sissy verdrehte die Augen.
»Mitch, ich muss los.«
»Sie sind Essen und Getränke besorgen gegangen. Ronnie sagt, ich habe mindestens eine halbe Stunde, bevor sie zurückkommen. Und wir müssen beide duschen.«
Ohne ein weiteres Wort hob Mitch sie hoch und trug sie zur Dusche. Sissys protestierenden Aufschrei schien er geradezu zu genießen – und zu ignorieren.
Mitch knallte seinem schlafenden Bruder das Kissen ins Gesicht und drückte mit all seinem Gewicht darauf. Bren schlug wild mit den Armen, und Mitch lachte wie ein Irrer, bis sein Bruder die Hände gegen seine Brust stemmte.
Als er auf halber Strecke durch den Raum auf einem Stuhl landete, hatte Mitch nur eine Sekunde, um Luft zu holen, bevor sein älterer Bruder auch schon aus dem Bett war, um ihn sich zu schnappen.
»Mist.« Mitch rannte los, schaffte es die Treppe hinunter und durch den Flur. Doch er war nicht schnell genug durch die Haustür, bevor sein Bruder ihn an den Haaren erwischte, zurückriss und mit dem Gesicht voran gegen die Wand knallte.
Als seine Ohren endlich aufhörten zu klingeln, hatte Brendon ihn auf den Boden gedrückt und sein riesiges Gesicht schwebte über Mitchs.
Und dann hörte Mitch seinen Bruder dieses ganz bestimmte Geräusch machen. »Wage es ja nicht, mich anzuspucken – du Arschloch !«
Ronnie Lee setzte sich auf, die Sonnenbrille auf der Nasenspitze. »Sag mir bitte, dass du ihm nicht die Rede über die Grenzen gehalten hast.«
»Natürlich habe ich das.«
»Hast du auch das dämliche Viereck mit den Händen gemacht?«, brummelte Dee, die in der Kühltasche nach Gott weiß was suchte.
»Visualisieren hilft! Ihr wisst doch, dass Männer visueller sind als Frauen.«
Ronnie schob ihre Sonnenbrille die Nase hinauf und streckte sich wieder auf ihrem Liegestuhl aus. »Warum gebe ich mich überhaupt mit dir ab?«
»Weil ich eine der wenigen Personen bin, die deinen Blödsinn tolerieren.«
»Gutes Argument.« Ronnie zupfte ihr Bikinihöschen zurecht. Sie wusste einfach nicht, wie
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